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Tradition lebt wieder auf

Wer hinter der Mahnwache für den Frieden in Pforzheim steckt

Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich in Pforzheim eine Gruppe gefunden, die die Tradition der Friedensmahnwachen aus den 1980er Jahren wieder aufleben lässt.

Bei Wind und Wetter: Ein fester Stamm aus Teilnehmern trifft sich einmal in der Woche beim Stadttheater zu einer Friedensmahnwache.
Bei Wind und Wetter: Ein fester Stamm aus etwa zehn Teilnehmern trifft sich einmal in der Woche beim Stadttheater zu einer Friedensmahnwache. Sie wollen weitermachen, solange der Krieg nicht beendet ist. Foto: Stefan Friedrich

Mit der Flagge, auf dem das Wort „Pace“, italienisch für Frieden, steht, sind sie unübersehbar, die Bürger die sich am Freitagabend wieder zur einer Friedensmahnwache vor dem Stadttheater zusammengefunden haben. Jede Woche treffen sie sich hier, immer mit dem Ziel, Vernunft und Frieden in der Welt eine Chance zu geben.

„Theoretisch sind wir wieder auf dem Weg zu einer Friedensinitiative“, erklärt Christof Grosse, Organisator und Mann der ersten Stunde. Eine solche habe es früher auch in Pforzheim und dem Enzkreis gegeben. Deshalb liegt es ihm und seinen Mitstreitern am Herzen, eine solche Initiative neu zu beleben.

Friedensmahnwachen begannen mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs

Mit den Mahnwachen haben sie begonnen, als in der Ukraine der Krieg ausgebrochen ist, als das Putin-Regime Panzer und Soldaten in das benachbarte Land geschickt hat, um es zu besetzen. „Da hatten wir eine erste große Veranstaltung und dann kam schnell die Frage auf: Warum gibt es denn eine Friedensmahnwache nicht mehr, so wie es sie damals in den 1980er Jahren gegen atomare Zerstörung gegeben hat, zu Zeiten der Hochrüstung“, beschreibt Grosse die Anfänge der heutigen Mahnwache.

„Alle haben gesagt, das es doch schön wäre, wenn wir das wieder machen“; zunächst habe sich aber keiner gefunden, der solche Mahnwachen auch organisieren wollte. „Dann habe ich den Finger gestreckt“, sagt Grosse lachend. Seither kümmert er sich darum, die Mahnwachen in Pforzheim zu organisieren, die beim Stadttheater stattfinden. Diesen Platz hatte man ursprünglich auch deshalb gewählt, weil das Theater über die notwendige Anlage zur Beschallung verfügt.

„Vom Theater hat man uns dann gesagt, dass sie nicht einfach nur die Lautsprecher aufstellen können, sondern sich auch beteiligen wollen.“ Das haben sie unter anderem über szenische Dialoge, Ausschnitte aus Theaterstücken oder mit Dichterlesungen getan, erzählt Grosse. Zudem hat es von Beginn an eine Schweigeminute gegeben, etwa gegen Mitte der Veranstaltung, für die ursprünglich eine halbe Stunde angesetzt war.

Pforzheimer Gruppe diskutiert über „Frieden schaffen ohne Waffen“

„Inzwischen sind wir da ein bisschen disziplinierter geworden“, bemerkt Grosse. Meistens nehmen sie sich 45 Minuten Zeit, um darüber zu diskutieren, wie man Frieden ohne Waffen schaffen kann. Dieser Ansatz ist ein Grund, warum Nicole Straub im Herbst 2022 zu der kleinen Gruppe stieß, „weil es mir ein ganz wichtiges Anliegen ist, sich auszutauschen, wo es Verhandlungsansätze gibt“.

Kurz vor Weihnachten haben sie darüber nachgedacht, sich an die Stadtöffentlichkeit zu wenden, an die Bundestagsabgeordneten. „Bislang haben wir nur vom DGB und von Katja Mast eine Rückmeldung bekommen“, sagt Grosse bedauernd. Die SPD-Politikerin habe ihre Positionen vertreten und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gewürdigt „Das reicht uns aber nicht ganz“, räumt Grosse ein. Was ihnen allerdings gefällt: „Sie befürwortet, dass wir als Stadtgesellschaft immer mit einbezogen sind und da wirklich Dialogräume schaffen“, sagt Straub. „Ich finde gut, dass die Bereitschaft da ist, uns hier zu unterstützen.“ Ihre Hoffnung ist ohnehin, dass die Gruppe langfristig wachsen kann.

Was mir am Herzen liegt ist, dass ein Krieg nur durch Verhandlungen gelöst werden kann.
Werner Schmidt, Teilnehmer der Friedensmahnwache

Momentan ist es ein fester Stamm von nur etwa zehn Teilnehmern, die regelmäßig zu den Friedensmahnwachen kommen. Werner Schmidt ist einer von ihnen. „Was mir am Herzen liegt ist, dass ein Krieg nur durch Verhandlungen gelöst werden kann“, sagt er. Diffamierungen und Schuldzuweisungen würden einen konstruktiven Dialog verhindern. „Davon müssen wir wegkommen.“

Er fordert, „dass wir die Interessen von anderen anerkennen, auch wenn es uns schwerfällt, und dann unvoreingenommen diskutieren“. Immer weiter Waffen in ein Kriegsgebiet zu liefern, das hält er dagegen für keine gute Lösung. „Wir müssen das Morden stoppen“, sagt er. Auch deshalb steht er hier beim Stadttheater, wo sie sich weiterhin jede Woche treffen wollen. „Wir machen weiter, auf jeden Fall, solange der Krieg nicht zu Ende ist“, sagt Straub. Der nächste Termin ist an diesem Freitag um 17 Uhr auf dem Platz zwischen dem Kongresszentrum und dem Theater.

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