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Milde Winter und mehr Futter

Mehr Wildschweine in Pforzheim und im Enzkreis: Das sollten Spaziergänger beachten

Wildschweine in Städten sorgen immer wieder für Irritationen. In diesem Jahr erwarten die Wildtierbeauftragten in Pforzheim und dem Enzkreis noch mehr tierische Besucher. Wie verhält man sich richtig, wenn man Wildschweinen begegnet?

Frischlinge und die Nasen zweier großer WIldschweine
Gute Bedingungen für Frischlinge: Dank milder Winter überleben mittlerweile mindestens 60 Prozent des Wildschweinnachwuchses die Kinderjahre. Normalerweise greifen Wildschweine Menschen nicht an – nähert man sich den Frischlingen, kann eine Bache allerdings gefährlich werden. Foto: Franz Lechner

Die Wildschweine sind los. Und das nicht erst seit diesem Jahr. Die Schwarzkittel, wie Jäger die Tiere nennen, sind schon seit vielen Jahren auf dem Vormarsch. Milde Winter und ein stark verbessertes Futterangebot spielen wohl eine große Rolle bei der Zunahme der Wildschweinpopulation. Ihre Intelligenz und ihre hohe Anpassungsfähigkeit sind weitere Ursachen.

Inzwischen besuchen die Tiere auch immer häufiger den menschlichen Siedlungsbereich. „Auch in Pforzheim sowie im gesamten Enzkreis tauchen immer mal wieder Wildschweine in Hausgärten oder in Grünflächen auf“, berichtet der pensionierte Förster und Wildtierbeauftragte für den Stadtkreis Pforzheim, Dieter Krail.

„Überall da, wo große Waldgebiete wie beispielsweise der Hagenschieß bis an die Stadtgrenzen heranreichen, kann es vorkommen, dass man auch in Pforzheim auf Wildschweine oder zumindest auf die Spuren trifft, die Wildschweine im Garten hinterlassen.“

Aber auch in Ölbronn-Dürrn, in Ispringen und in anderen Enzkreis-Gemeinden schauen Wildschweine immer mal wieder auf einen meist nächtlichen Besuch vorbei. Und die Besuche der Schwarzkittel bei ihren zweibeinigen Nachbarn werden jetzt im Frühjahr wahrscheinlich deutlich zunehmen, wie Krail und der ehemalige Forstbeamte und Wildtierbeauftragte für den Enzkreis, Bernhard Brenneis, vermuten.

Mehr Wildschweine wegen ausgefallener Drückjagden in der Pandemie

„Nach den Wintermonaten sind die Tiere verstärkt auf der Suche nach eiweißreicher Nahrung, also nach Engerlingen, Regenwürmern und anderen im Boden lebenden Tieren und die finden sie häufig in Rasenflächen“, berichtet Brenneis, warum Wildschweine gerade jetzt gerne Fußballplätze, Parkflächen oder Hausgärten besuchen.

Es wurden im letzten Jagdjahr deutlich weniger Wildschweine erlegt als in den Jahren zuvor.
Dieter Krail, Wildtierbeauftragter

Und auch die Zahl der Besucher könnte in diesem Jahr deutlich zunehmen. „Es wurden im letzten Jagdjahr deutlich weniger Wildschweine erlegt als in den Jahren zuvor“, erklärt Krail, der als Bezirksjägermeister auch weiß, woran das liegt. Wegen Corona seien viele der großen Drückjagden auf Wildschweine im Herbst und im Winter ausgefallen, berichtet der Pforzheimer Wildtierbeauftragte.

Bernhard Brenneis bestätigt das. „Mit einem durchdachten Hygienekonzept durften Jagdpächter zwar Jagden mit vielen Teilnehmern durchführen, aber der Aufwand, eine solche Drückjagd unter Corona-Bedingungen zu organisieren, war so groß, dass viele Jäger darauf verzichteten.“

Und da auch der Winter nicht wirklich streng und das Futterangebot in den Wäldern überdurchschnittlich gut war, hat die Zahl der Wildschweine im Enzkreis wahrscheinlich deutlich zugenommen. Wie stark, das wird sich wohl erst in den nächsten Monaten so richtig zeigen.

Wildschweine verteidigen den Nachwuchs – so sollten Menschen reagieren

In den vergangenen Wochen haben nämlich bereits viele Bachen ihren Nachwuchs bekommen. Sechs bis sieben Frischlinge bekommt jede weibliche Wildsau normalerweise. Davon überlebten in den harten Wintern früherer Jahrzehnte oft weit weniger als die Hälfte aller Jungtiere. „Durch die Erwärmung ist der Winter heute aber kaum noch eine Bedrohung für den Wildschweinnachwuchs“, erklärt Brenneis. Die Folge: Mindestens 60 Prozent aller Frischlinge überleben heute die Kinderjahre.

Das liegt auch daran, dass eine Bache ihren Nachwuchs gegen alle echten und unechten Gefahren energisch verteidigt. Und für eine Bache mit Nachwuchs ist ein Mensch eine potenzielle Gefahr. „Normalerweise greifen Wildschweine Menschen nicht an, es sei denn, sie sind verletzt und haben keine Fluchtmöglichkeit oder man befindet sich zwischen ihnen und ihrem Nachwuchs“, bestätigen auch die beiden Wildtierbeauftragten.

Wer aber die Wege nicht verlässt und seinen Hund an der Leine hat, der wird wahrscheinlich nie oder höchstens mal auf flüchtende Schwarzkittel treffen. Falls man den Tieren doch mal begegnet, dann empfiehlt Krail: „Stehen bleiben und sich laut bemerkbar machen.“

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