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Einspurige Verkehrsführung

Zerrennerstraße in Pforzheim wird umgebaut – Tempo 30 bleibt

Die Zerrennerstraße im Herzen Pforzheims soll umgebaut werden. Das beschloss der Gemeinderat. Von einem verschärften Tempolimit sah man allerdings ab.

Langsamer wird es nicht: Die Zerrennerstraße wird weder eine Sackgasse noch gibt es Tempo 20. Dafür kommen Sitzecken.
Langsamer wird es nicht: Die Zerrennerstraße wird weder eine Sackgasse noch gibt es Tempo 20. Dafür kommen Sitzecken. Foto: Roland Wacker

Lange Gesichter zeigten sich nach der Abstimmung um die Zukunft der Zerrennerstraße im Herzen Pforzheims bei den vermeintlichen Gewinnern. Optiker Jürgen Jainta war zusammen mit Vertretern des „Projekt Pforzheim“ eigens ins Rathaus gekommen, um die Entscheidung des Gemeinderats live zu verfolgen.

Jainta hatte zusammen mit anderen Anwohnern gefordert, die Zerrennerstraße für den Auto-Durchgangsverkehr zu sperren. Daraus geworden ist nun eine Begrenzung auf eine Fahrspur, mehr Übergänge für Fußgänger – und das Beibehalten von Tempo 30.

„Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, dass es jetzt einspurig wird“, sagte Jainta. Pforzheim brauche eine beruhigte Innenstadt, „um Cafés anzulocken“ oder eben andere Einzelhändler. Also das, was in der Zerrennerstraße nicht gerade üppig vorhanden ist. Weniger kompromissbereit war Hauseigentümer Sebahattin Davulcu: „Wer hier nur durchfahren will, den brauchen wir hier nicht.“

Eine Mehrheit allerdings hatte ihr Vorschlag von Beginn an nicht. Der Entwurf im Gemeinderat sah bereits ein Limit von 20 Kilometern pro Stunde vor. Nach Einwänden vor allem der CDU-Fraktion wurde dies auf Tempo 30 erhöht, wobei bei Events (etwa im Theater wie schon beim Weihnachtsmarkt) auf Tempo 20 reduziert werden soll.

Zur Steuerung sind LED-Anzeigen vorgesehen. Auch ist es weiterhin möglich, von der Zerrennerstraße in Richtung Sedanplatz abzubiegen, anders als im ersten Entwurf. Abgesehen davon ist eine gekoppelte Bus- und Radspur geplant und Sitzecken.

Schlossberg-Konzept soll entstehen

Das Projekt ist Teil einer großen Umgestaltung des Verkehrs in der Innenstadt, dazu gehört auch der Schlossberg. Dafür hat der Gemeinderat die Stadt mit der Erstellung eines endgültigen Konzepts beauftragt. Zuvor hatte es wie berichtet ein Werkstattverfahren mit drei nun veröffentlichten Vorschlägen gegeben.

Die Stimmung auf dem Rang spiegelte sich dann auch bei den Befürwortern im Stadtrat wider. „Es ist der allerkleinste Kompromiss. Wir stimmen unter Protest zu!“, erklärte sich Fahrrad-Aktivist Christof Weisenbacher (Wir in Pforzheim). Und Stefanie Barmeyer (Grüne) erklärte: „Wir hätten lieber eine Sackgasse gehabt.“

Es kann nicht sein, dass wir die Zerrennerstraße als Durchgangsstraße sehen.
Martin Erhardt, CDU

Annkathrin Wulff (SPD) hätte „lieber Tempo 20 gesehen“. Bemerkenswert war die Rede von Martin Erhardt (CDU): „Ich bin ausnahmsweise mal mit Herrn Weisenbacher einer Meinung“, eröffnete er. „Es kann nicht sein, dass wir die Zerrennerstraße als Durchgangsstraße sehen.“ Dabei hatte er im Vorfeld die Tempo-30-LED-Lösung erst vorgeschlagen.

Innenstadt möglichst unattraktiv für Autofahrer machen

Ohne Kritik am Kompromiss, dafür mit sehr vielen Seitenhieben gegen die Autofahrer-Fraktionen, begründete Axel Baumbusch (Grüne Liste) seine Zustimmung. „Wir können nicht die Innenstadt öffnen, ohne etwas an der Zerrennerstraße zu machen. In sofern muss das Auto den Vorrang verlieren. Wir freuen uns über sichere und breite Fußgängerwege.“

Autofahrer sind auch Menschen.
Andrea Pachaly-Szalay, FDP

Ob die aber alle wirklich sicher sind, darüber streiten die Geister. Insbesondere der geplante Übergang am Waisenhausplatz zum Rathaus hin stößt auf Kritik. Denn dort befindet sich die Ausfahrt der Tiefgarage. „Nicht ungefährlich“ nannte Andrea Pachaly-Szalay (FDP) diese Passage.

Und überhaupt mache man die Innenstadt „für Autofahrer so unattraktiv wie möglich“. Schließlich wies sie noch darauf hin, dass „Autofahrer auch Menschen“ seien, und im Zweifel die Automobilindustrie durch derartige Beschlüsse im Ganzen gefährdet sei.

In Kampflaune war auch Diana Zimmer (AfD), die plötzlich ihr Herz für Radfahrer entdeckte: „Die Straßen werden so schmal - wir sollen da die Autofahrer den Mindestabstand zu den Radfahrern einhalten?“ Und überhaupt würde auch die Jugend zunehmend aufs Auto setzen.

Jugendgemeinderat kontert AfD-Aussage

Eine Aussage, die Leon Mayer von Jugendgemeinderat vehement abstritt. „Das können wir wohl immer noch besser beurteilen als Sie“, hielt er dagegen.

Michael Schwarz (FW) störte sich vor allem an den Kosten von einer Million Euro für das Projekt und warnte, dass mit dem geplanten Umzug städtischer Behörden ins Sinn-Leffers-Gebäude bald ohnehin Baustellenfahrzeuge auf der Zerrennerstraße fahren würden. Ebenfalls gegen die Vorlage stimmte die Bürgerbewegung und die Bürgerliste.

Jürgen Jainta und seine Gruppe überzeugten die Gegenargumente jedenfalls nicht. „Wir nehmen lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, sagte Jürgen Jainta. Die Abstimmung endete mit 21 zu 16 Stimmen für die Umgestaltung.

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