Computerspiel trifft Kino: So lässt sich die Intention der Reihe „Koki zockt“ in Kürze beschreiben, die an diesem Dienstag Premiere hat. Konzipiert wurde die Reihe vom Lehrstuhl für Kunst- und Designtheorie der Hochschule Pforzheim. Koki-Geschäftsführerin Christine Müh hatte ihnen eine „carte blanche“ gegeben, also freie Hand gelassen. Zum Auftakt gastiert Thomas Hensel, Professor an der Hochschule Pforzheim. Er wird einen „reich animierten Einblick in die Geschichte des Videospiels“ geben.
„Tatsächlich ist es ein lang gehegter Wunsch, ein solches Format mal real werden zu lassen“, verrät Müh im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie wisse „um die Verwandtschaft der Welten“: Viele Spiele generieren sich auch aus filmischen Vorlagen und umgekehrt. „Das ist natürlich eine spannende Entwicklung und wir wollen immer hingucken, wenn sich da in einem Medium etwas bewegt.“ 2019 hatte man schon einmal eine gemeinsame Filmreihe zum Thema Spiel gemacht, dabei kam auch die Idee zu „Koki zockt“ auf.
Hier soll es aber nicht ums Filmeschauen gehen, sondern tatsächlich ums gemeinsame Zocken, kündigt Hensel an. Jeder und jede kann dabei mitmachen. Dabei will man sich bewusst nicht an diejenigen wenden, die ohnehin ständig die Konsole in der Hand haben. „Wir wollen in die Stadtgesellschaft rein und Hemmschwellen senken“, erklärt Hensel. Computerspielen tue entgegen aller Klischees nämlich nicht weh, sei nicht schlimm und breche auch keine Tabus. „Es ist nichts Seelenvergessenes oder Gewaltrepräsentierendes. Da steckt wahnsinnige Intelligenz und kulturelle Feinsinnigkeit dahinter.“
Am ersten Abend gibt es zunächst eine Einführung
Eine These, die für manchen erklärungsbedürftig erscheinen mag, der ansonsten wenig mit Computerspielen am Hut hat. Am ersten Abend will Hensel deshalb bewusst noch nicht mit den Besuchern zocken, sondern erst einmal allgemein in das Thema einführen.
Er hat deshalb einen Vortrag mit viel Material vorbereitet, Filmausschnitte wie Ausschnitte aus Games, aber auch Bücher aus dem 17.Jahrhundert und Poster wird er dabei haben. „Ich werde quer durch verschiedenste Medien zeigen, wie sehr Computerspiele diese Medien beerbt haben und zeitgenössische Ausdrucksformen von sehr angesehenen und traditionsreichen Ausdrucksformen sind.“
Die Anregung dazu, dass am ersten Abend noch nicht gespielt werden sollte, kam übrigens von Müh. „Ich fand den Wunsch super“, meint auch Hensel, dass es die richtige Herangehensweise an dieses Thema ist. Zunächst wolle man dem Gedanken nachspüren, wo genau es eigentlich Berührungspunkte nicht zuletzt auch zwischen großer Kinoleinwand und dem Computerspiel gibt.
Nach einer solchen Möglichkeit habe er in Pforzheim lange gesucht, bekennt Hensel, der selbst seit Ende der 1980er Jahre ein begeisterter Zocker ist. „Ich arbeite seit weit über zehn Jahren zum Thema Computerspiel und habe nur darauf gewartet, dass ich mich auch in Pforzheim austoben kann.“ Als er sich 2011 auf eine Professur an der Hochschule Pforzheim beworben hatte, da reagierte der damalige Dekan eher zurückhaltend auf seine Visionen. „Das hat mich aber nicht abgeschreckt“, versichert Hensel.
Studenten der Hochschule Pforzheim gestalten die Reihe mit
Zumal er mit seiner Leidenschaft nicht alleine ist. „Es gibt in jedem Semester immer noch viele, die einfach wahnsinnig gerne spielen“ – egal ob auf einer Konsole oder auf dem Smartphone. Deshalb musste er auch nicht lange nach „Sparringspartnern“ unter den Studenten suchen, die die vier Termine pro Jahr – in jedem Semester will man an zwei Abenden im Koki das Zocken in den Mittelpunkt stellen – gemeinsam mit ihm gestalten.
Neben dem Vortrag diesen Dienstagabend steht der erste Termin, an dem dann auch live gezockt werden darf, bereits fest: Es ist der 21. Juni. „Wir freuen uns auf alle, die bereit sind, etwas Neues kennenzulernen“, sagt Hensel – ganz egal ob bei Action Adventures oder Puzzle Games.