In einem Schreiben an Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) beantragt sie, die Verwaltung mit entsprechenden Untersuchungen zu beauftragen. Das betrifft zum einen die Prüfung, ob die Pforzheimer Flüsse ein größeres Potenzial der Energiegewinnung aus Wasserkraft besitzen.
Ferner die Prüfung, ob sich Gebäude in Pforzheim für die Installation von Stadt-Windkrafträdern eignen. Die CDU rät zudem zur Installation von autarken Straßenlaternen „bei der nächsten sinnvollen Gelegenheit“ und zur Ausarbeitung eines Konzepts für die Energiespeicherung.
Begründet wird der Antrag mit dem auch von der Stadt Pforzheim verfolgten Ziel, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Im Zuge der Energiewende genüge es nicht, ausreichend Windparks in der Nordsee zu errichten: „Auch die Kommunen müssen für eine erfolgreiche Energiewende ihre Bemühungen in der dezentralen Energieproduktion und -speicherung forcieren“, heißt es. Der Antrag, so die CDU, entspreche zuvorderst dem strategischen Ziel, die Gesamtemission an CO2 bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken.
Wasserkraft wurde in Pforzheim schon früh eingesetzt
Der CDU-Fraktion geht es zuvorderst darum, weitere Potenziale für die Nutzung der Wasserkraft in Pforzheim zu identifizieren, heißt es in dem Antragsschreiben, das vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Jörg Augenstein und den Stadträten Constantin Heel und Philipp Dörflinger unterzeichnet ist.
Sie verweisen auf die beiden vorhandenen Flusskraftwerke Auerbrücke und Eutingen, die jährlich rund sieben Millionen Kilowattstunden Strom produzierten. Gegebenenfalls könnten auch sogenannte Wasserwirbelkraftwerke eine Alternative sein, da sie mit weniger Platz und geringeren Anforderungen an Gefälle und Durchfluss auskämen.
Die Wasserkraft wurde in Pforzheim schon früh eingesetzt. Beispielsweise in Dillstein. So wurde die aufgestaute Nagold ab 1861 zur Gründung einer Papierfabrik und Blechschmiede genutzt. Die reine Stromgewinnung stand beim ersten Pforzheimer Flusskraftwerk an der Auerbrücke seit 1985 im Vordergrund. Nach der Sanierung liefert die Anlage jährlich rund vier Millionen Kilowattstunden Strom, der 4.000 Haushalte versorgt.
Im Zuge der Landesgartenschau 1992 kam das Flusskraftwerk Eutingen hinzu, dass nach einer Sanierung mehr als 800 Haushalten zu Strom verhelfen soll. Ende der 2000er Jahre gab es laut Armin Ayd, dem Leiter des städtischen Umweltamts sogar Planungen für ein drittes Flusskraftwerk in Höhe der Brötzinger Brücke. Diese wurden aber wieder fallen gelassen und liegen seither in der Schublade. Weitergehende Potenzialstudien sind Ayd zufolge bislang nicht angestrengt worden.
Pforzheimer Straßenlaternen sollen von Wind- und Solarenergie gespeist werden
Im vom Gemeinderat beschlossenen Klimaaktionsplan prüft die Verwaltung bereits die Eignung von Dächern städtischer Gebäude zur Montage von Photovoltaikanlagen. Dies soll nach dem Wunsch der CDU nun ergänzt werden mit der Standortsuche für Aufdach-Windkraftanlagen.
Als Beispiel wird das Stadtwindrad auf dem Wohnhochhaus von Bau und Grund in der Güterstraße 30 genannt. Das Haus aus den 1970er Jahren wurde 2015 energetisch zum „Leuchtturmprojekt“ aufgerüstet und erhielt auf dem Dach eine Vertikal-Windkraftanlage mit fünf Kilowatt Leistung. Durch ihre Bauart ist sie geräuscharm und somit wenig störend für die Umgebung.
Im Wunschkatalog der CDU befinden sich auch Straßenlaternen, die autark von Wind- und Solarenergie gespeist werden. Die Kombination beider Energieversorgungsarten verspricht mehr Versorgungssicherheit und soll das Stromnetz entlasten. Sobald vorhandene Laternen ausgedient hätten oder beim Neubau von Straßen, sollten solche Laternen möglichst eingesetzt werden.
Da erneuerbare Energien oft nicht kontinuierlich zur Verfügung ständen, sollte sich die Stadt mit der Speicherung von Energie befassen. So sehen die Antragsteller ein großes Potenzial beim Einsatz von „Second-Life-Batterien“ aus alten Elektrofahrzeugen, die ausrangiert und dann aufgearbeitet wurden. Diese hätten Platz in Kellern öffentlicher Gebäude. Als weitere Möglichkeit der Energiespeicherung würden sich Pumpspeicherkraftwerke in Form von Wassertürmen eignen.