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Längere Lieferzeiten bei Feinkost

Pforzheimer Feinkosthändler bereiten sich aufs Weihnachtsgeschäft vor

Feinkosthändler wie Müssle in Pforzheim müssen bei ihren Bestellungen fürs Jahresendgeschäft die Speditionen im Blick behalten. Außerdem brauchen sie ein Konzept gegen Gedränge im Laden, wenn alle ihre langfristig platzierten Bestellungen abholen.

Lager von Feinkost Müssle in Pforzheim: Helmut Müssle (links) und Maximilian Müssle (rechts)
Volles Lager: Der Lebkuchen, den Helmut Müssle und sein Sohn Maximilian gerade auspacken, macht Platz für die vielen kulinarischen Zutaten für die Festtage. Foto: Herbert Ehmann

Feldsalat, Lachs, Hirschkalbsrücken mit Quitten, Rosenkohl und Selleriepüree: Solche Aufzählungen klingen nicht nur nach Weihnachten – sie sind für Weihnachten, auch wenn jetzt kaum Mitte November ist. Bei Müssle in Pforzheim bekommen die Mitarbeiter nahezu täglich einen Eindruck davon, wie viele derartige Listen bereits geschrieben werden.

„Die Anfragen wegen Vorbestellungen und Öffnungszeiten häufen sich“, beschreibt Maximilian Müssle, was seine Sensoren ungewöhnlich früh aufs Jahresendgeschäft ausrichtet. Dabei spielt auch eine Rolle, dass sich der Feinkosthändler mit zahlreichen individuell ausgesuchten Kleinproduzenten nicht auf die gewohnten Abläufe verlassen kann, wenn alles so sein soll wie immer auf den Tischen seiner Kundschaft. Der Handel mit italienischen Spezialitäten, französischem Käse und erlesenen Brotsorten erfordert Fingerspitzengefühl und Vorausschau, wird aus seinen Worten deutlich.

Engpässe sind noch das kleinste Problem

Engpässe auf Herstellerseite sind dabei die geringsten Herausforderungen. Es gibt sie natürlich, wenn viele erkranken und Grenzen wie Betriebe geschlossen sind. So ist für Müssle derzeit „ärgerlich“, dass „der tolle Bäcker in Hannover“ nicht nachkommt mit den bei ihm begehrten Keksen. Auch das beliebten Tiroler Schüttelbrot fehlt wegen Lieferschwierigkeiten in der Auslage. Aber tatsächlich gehören die beiden Ausfälle zu den Ausnahmen. Sollte es die aromatische Tomate aus Sizilien nicht nach Deutschland schaffen, dann prüfen Leute wie Müssle, was die Bauern in Languedoc-Roussillon oder Andalusien zu bieten haben.

Das entscheidende Teilstück zwischen Produktion und Verkauf ist allerdings auch hier die Straße. „Speditionen haben weniger zu tun und brauchen deshalb mehr Vorlauf, um eine volle Fuhre hinzubekommen“, erläutert Müssle. Für ihn bedeutet dies, dass er auch Dinge wie Wein, Balsamico-Essig und Trockennudeln sehr sorgsam im Auge behalten muss, damit sie nicht plötzlich für längere Zeit fehlen im Regal.

Es ist kein Problem an den typisch italienischen Panettone zu kommen.
Maximilian Müssle, Feinkosthändler in Pforzheim

„Es ist kein Problem an den typisch italienischen Panettone zu kommen“, erläutert Müssle mit Blick auf die Festtage. Die Weihnachtskuchen müssten nur rechtzeitig und in ausreichender Menge bestellt werden. Kurzfristige Nachlieferungen wie sonst seien hier, wie bei fast allem anderen, eher schwierig.

Die Antwort von Pforzheims Feinkosthändler auf die coronabedingten Veränderungen gleicht der in vielen Privathaushalten: „Wir sind voll dran und füllen unser Lager fleißig auf.“ Vergleichsweise marginal dürfte dabei sein, was für Geschenkkörbe gebraucht wird. „Präsente stagnieren sehr.“ In normalen Jahren beschäftigen sie bei Müssle ab Mitte November täglich ein bis zwei Mitarbeiter. Ebenfalls kaum gefragt ist natürlich auch Eventverköstigung, wenn gesellschaftlich so gut wie nichts mehr geht.

Dafür drängen sich nun drei Wochen früher als üblich die Top-Produkte für Weihnachten in den Vordergrund. „Bei Wild und Geflügel machen wir jetzt die Vorbestellungen“, sagt Müssle. Daneben beschäftigt den Feinkosthändler noch eine ganz spezielle Herausforderung. Er muss eine Antwort auf die Größe seines Ladens finden, der schon in normalen Jahren nicht den Platz bietet, den das Festtagsgeschäft braucht. Und da nützt es ihm wenig, dass bereits jetzt Bestellungen für sorgfältig austüftelte Menükompositionen eingehen. Zumindest auf die frischen Zutaten gibt es in knapp sechs Wochen einen Run. In diesem Jahr braucht es dafür den Abstand, den Coronaviren nicht überleben.

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