Seit Wochen sind Restaurants und Gaststätten wieder geschlossen. Viele behelfen sich deshalb mit einem Liefer- und Abholservice.
Finanziell lohnt sich das jedoch oftmals nicht. Die Nachfrage ist bei vielen Anbietern eher zurückhaltend. Was solchen Gastronomen in dieser Situation bleibt, ist vor allem der Blick nach vorne und die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Normalität.
Das treibt beispielsweise Bruna Micciché an, Inhaberin des Ristorante Bellini im Baumgässchen. Sechs von zwölf Monaten hatte sie in diesem Jahr geschlossen. Der Staat hat es verordnet, halte sich mit der Einlösung seiner Versprechen aber zurück.
„Wir sind seit zwei Monaten auf dem Trockenen“, schildert Micciché ihre Situation. Groß war die Novemberhilfe angekündigt worden. Seit knapp zwei Monaten habe sie noch nichts bekommen, „noch nicht einmal einen Abschlag“. Die Zahl derer, die etwas zum Mitnehmen oder Abholen bestellen, sei zudem gering.
Es geht nur ums Durchhalten
Ab und an sind es vor allem ältere Menschen, die die Enz entlang spazieren und vorbeikommen, um sich einen Kaffee zu holen. Kostendeckend arbeiten kann sie damit nicht. Und trotzdem will Micciché weiterhin positiv denken. Es wird eine Zeit kommen, wenn das Virus mit Impfstoffen im Griff ist und die Gastronomie wieder aufblüht, ist sie überzeugt. Jetzt geht es darum, einfach nur durchzuhalten. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt sie.
Auch im Arlinger Restaurant von Julien Frisch spürt man, dass der Liefer- und Abholservice inzwischen nicht mehr so sehr gefragt ist, wie am Anfang, als er noch „verhältnismäßig stark angenommen wurde“, so Frisch. Das habe sich zuletzt abgeschwächt – mit Ausnahme des Sonntags; an dem Tag ist die Nachfrage weiterhin gut. „Unter der Woche ist es aber eine Katastrophe.“
Finanziell lohnt sich das To-Go-Geschäft für ihn eigentlich nicht, dennoch will Frisch ein Zeichen setzen. „Die Leute sollen wissen, dass wir noch da sind.“ Gefragt sind vor allem klassische Gerichte: Züricher Kalbsrahmgeschnetzeltes beispielsweise. Zwiebelrostbraten oder Cordon bleu. „Trotzdem reicht es halt leider nicht ganz“, räumt Frisch ein.
Kein Polster für die Saure-Gurken-Zeit
Um etwa 90 Prozent ist der Umsatz bei ihm eingebrochen, auch vor dem Hintergrund, dass der Dezember mit Firmenevents und Weihnachtsfeiern normalerweise die umsatzstärkste Zeit ist. „Da bauen wir sonst immer Polster auf für die Saure-Gurken-Zeit.“ Dieses Jahr dagegen muss Frisch die Kosten so gering wie möglich halten. Durchhalten bis 1. März, das ist sein Ziel. Mit einer Wiedereröffnung der Restaurants im Januar oder Februar rechnet er nämlich nicht.
Bei Dean&David sehen sie das ganz ähnlich: Vor März werde man wohl keine Stammgäste mehr empfangen zu können. Trotzdem ist die Stimmung relativ gelöst. „Wir haben das Beste draus gemacht“, sagt Nicole Schultze. Anders als im ersten Lockdown setzt das Team jetzt auf einen Abhol- und Lieferservice. Gelistet sind sie nicht nur bei Lieferando; seit Oktober sind sie auch über eine eigene App erreichbar.
Beides werde gut genutzt. Zwischen 20 und 30 Bestellungen kommen alleine darüber durchschnittlich am Tag rein. „Plus die Kunden, die direkt zu uns kommen.“ Diese Woche sei zwar etwas ruhiger gewesen, räumt Luisa Reich ein, in der vergangenen Woche aber sei es „fast wie an normalen Tagen“ zugegangen.
Mit dem Unterschied eben, dass Stammgäste nicht einfach vorbeikommen und sich hinsetzen dürfen. Was sie bestellen, holen sie ab oder bekommen es geliefert. Ein kleiner Fuhrpark aus Fahrrädern und einem Elektroroller steht dafür bereit, mit dem sie die ganze Stadt beliefern können. „Das wird super angenommen“, betont Schultze. „Alleine das Zwischenmenschliche fehlt halt.“ Insofern freuen sich hier schon alle darauf, dass die Gäste irgendwann wieder kommen und zum Essen bleiben dürfen, auch wenn es in Sachen Liefer- und Abholservice zumindest für sie momentan ganz gut funktioniere.