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Bringdienste warten auf Anrufer

Pforzheimer helfen Pforzheimern: Bedarf an ehrenamtlichen Lieferdiensten steigt

Die Corona-Zahlen steigen rasant, und immer mehr Menschen sind in Quarantäne. Private Einkaufshelfer stehen in Pforzheim schon in den Startlöchern.

Drei Menschen an einer Haustür
Übergabe: In Büchenbronn übernahmen im Frühjahr Ehrenamtliche Einkäufe für Menschen, die einer Risikogruppe angehören. Diesen Service gibt es auch in der zweiten Pandemiewelle wieder. Rainer Meeh (links) und Mandy Kratzer (rechts) griffen damals Ursula Günther unter die Arme. Foto: Herbert Ehmann

Mit den steigenden Infektionszahlen wächst der Bedarf an Einkaufshilfen in Pforzheim. Von deutlich mehr Anfragen in den vergangenen Wochen berichtet der Student Leon Michel, der nach dem ersten Lockdown im März die Initiative „Pforzheimhilft!“ gestartet hat.

Derzeit haben wir zehn bis 15 Anfragen pro Woche.
Paul Jenisch, Schüler

„Derzeit haben wir zehn bis 15 Anfragen pro Woche“, ergänzt Michels Mitstreiter, der Abiturient Paul Jenisch. Über die Internet-Plattform „Pforzheimhilft!“ sind mittlerweile zwischen 650 und 700 Personen registriert, die bei Bedarf für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen Einkäufe erledigen, Gassi gehen oder auch mal ein Rezept in der Apotheke einlösen. Bewohner im gesamten Enzkreis können ebenfalls auf das Angebot zugreifen.

Hilferufe kommen nun auch aus der Quarantäne

Auch jetzt in der zweiten Pandemiewelle liegt bei „Pforzheimhilft!“ der Schwerpunkt auf Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Aber mittlerweile kommen auch öfter Menschen hinzu, die sich aufgrund eines positiven Tests in Quarantäne befinden.

Das trifft gerade auf einen Freund von Paul Jenisch zu, der an den für Covid-19 typischen Symptomen wie Kurzatmigkeit und Geschmacksverlust leidet, oder auf ein Ehepaar, das momentan ebenfalls die eigenen vier Wände nicht verlassen darf und sich darüber freute, dass die Plattform „Pforzheimhilft!“ Gassi-Geher vermittelte.

Unkompliziert können sich dort ehrenamtliche Helferinnen und Helfer registrieren. Wer Hilfe braucht, meldet sich per E-Mail oder telefonisch unter (0 72 31) 1 33 37 10. Die Administratoren vermitteln Helfer entsprechend dem Stadtteil, in dem der oder die Betroffene wohnen, und dem Tag, an dem eine Besorgung gewünscht wird.

Übergabe der Besorgungen erfolgt vor der Haustür

Um Helfer und Betroffene zu schützen, erfolgt die Übergabe der Einkäufe möglichst kontaktlos an der Haustür. Das wird auch bei anderen Corona-Hilfsdiensten so gehandhabt. Nachdem im Sommer die erste Welle abebbte und die meisten Menschen sich wieder selbst zum Supermarkt oder zum Bäcker trauten, fuhren die Stadtteile und privaten Dienste ihre Angebote herunter. Nun haben sich viele Ehrenamtliche wieder zurückgemeldet.

„Viele haben uns von sich aus angeschrieben, dass sie wieder als Einkaufshelfer zur Verfügung stehen“, berichtet die Huchenfelder Ortsvorsteherin Sabine Wagner. So könne man in Huchenfeld auf einen gewissen Fundus von 14 Personen zurückgreifen. „Es kam bisher aber noch kein Hilferuf“, sagt die Ortsvorsteherin.

Das mag mit daran liegen, dass sich Betroffene nun besser über Nachbarn organisiert hätten, als dies zur Zeit des plötzlichen Lockdowns im März der Fall war, vermutet Wagner. Wer Hilfe benötigt, kann sich direkt an die Ortsverwaltung wenden unter der Nummer (0 72 31) 39 17 33, die den Kontakt vermittelt.

Initiativen melden sich in der zweiten Pandemiewelle zurück

Jugendreferent Conny Jan Vehrs leitet den vom CVJM Eisingen im April ins Leben gerufenen Einkaufsservice für Eisinger aus Risikogruppen und solche in Quarantäne. Die mit 25 bis 30 Personen gestartete Gruppe ist mittlerweile auf gut die Hälfte geschrumpft. „Der Bedarf ist nicht mehr so groß, vielleicht auch, weil wir weniger Werbung gemacht haben und weil es im Dorf familiärer ist“, meint Vehrs.

Dennoch waren seine Helfer vergangene Woche zehn Mal gefragt – und sie halten sich weiterhin bereit, wenn jemand die (01 51) 6 60 98 30 anwählt oder auf der Homepage des CVJM ein Bestellformular ausfüllt. Die meisten Hilfesuchenden seien 75 Jahre alt und darüber.

Im Büchenbronner Verein Büchle hat Andreas Bonnet wieder um die 15 Personen um sich geschart, die gerne helfen möchten. Bedarf kann momentan bei Marianne Rittmann, Telefon (01 71) 4 54 46 54 gemeldet werden.

Die Initiative „Pforzheimhilft!“ wurde mit dem Nachbarschaftspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Als Anfang dieser Woche der Bundessieger gekürt wurde, waren die Pforzheimer nicht unter den ersten drei Preisträgern. In der im Livestream übertragenen Veranstaltung wurde ihr Engagement vorgestellt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatten den jungen Pforzheimern dafür gedankt.

Das Preisgeld von 2.500 Euro liege unangetastet auf einem Konto, berichtet Michel. Schließlich wisse keiner, wie lange die Pandemie noch dauert und das Geld könne man für Werbemittel im Zusammenhang mit der Initiative gut gebrauchen.

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