
Auf das wirtschaftliche Fiasko beim Pforzheimer Versandhaus Klingel droht nun ein juristisches Nachspiel zu folgen. Bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe ist eine anonyme Strafanzeige eingegangen, wie Sprecher Matthias Hörster dieser Redaktion bestätigt.
Tatvorwurf der Insolvenzverschleppung steht bei Klingel in Pforzheim im Raum
Im Raum stehe der Tatvorwurf der Insolvenzverschleppung und Untreue. Da es sich beim Beschuldigten um das Pforzheimer Unternehmen Klingel handelt, habe man die Anzeige an die hiesige Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
„Wir haben den Vorgang nur erfasst“, stellt Hörster klar, dass die juristische Bewertung nun in den Händen der Kollegen in Pforzheim liegen wird. Die Pforzheimer Staatsanwaltschaft hat dann zu entscheiden, ob ein Anfangsverdacht vorliegt.
Die Akte sei offenbar noch unterwegs, schließt der Pforzheimer Staatsanwaltssprecher Henrik Blaßies aus der Tatsache, dass bei ihm noch nichts auf dem Tisch liegt.
Die Weiterleitung sei am 30. August verfügt worden, erklärt sein Karlsruher Kollege Hörster und verweist darauf, dass es sich bei der Strafanzeige um einen Vorgang in Papierform handelt.
Anzeige richtet sich gegen Geschäftsführer
Als erstes Medium hatte am vergangenen Freitag die Pforzheimer Zeitung (PZ) von der Strafanzeige berichtet und erklärt, dass sich die Vorwürfe eines „möglichen Insiders“ gegen die drei Geschäftsführer der K-Mail-Order GmbH richteten, zu der die Klingel-Gruppe gehört. Der Sprecher der Karlsruher Staatsanwaltschaft bestätigte dies indirekt, indem er von drei Personen sprach.
Die Geschäftsführer sollen bei der Umstellung der Software fahrlässig gehandelt haben. Beispielsweise seien die bestehenden Softwareprogramme abgeschaltet worden, ohne dass das neue System ausreichend überprüft worden sei, so die PZ weiter.
Vor einer Woche gab der Insolvenzverwalter das Aus für die Klingel-Gruppe in Pforzheim bekannt – just im 100. Jahr nach ihrer Gründung. Damit verlieren 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job. Weitere 300 kündigten, nachdem der Versand-Riese im Mai Insolvenz beantragt hatte. Damalige Hoffnungen auf einen Investor erfüllten sich nicht.