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Theater und Kulturhaus Osterfeld

Pforzheimer Kulturträger sehen positive Signale - aber Kritik am Angebot

Das Publikum kehrt wieder vermehrt zurück, stellen das Theater Pforzheim und das Kulturhaus Osterfeld mit Erleichterung fest. Im Kulturausschuss kritisierten Mitglieder, das Angebot der Stadtbühne nehme nicht alle Bevölkerungsschichten mit.

Evita am Theater Pforzheim
Publikumserfolg: Das Musical „Evita“ hat dem Theater Pforzheim schon mehrmals ein volles Haus beschert. es ist bis Mitte März kommenden Jahres zu sehen. Foto: Martin Sigmund

Viel Lob gab es im Kulturausschuss für Theater und Kulturhaus Osterfeld, die ihre Geschäftsberichte für 2021 vorlegten und dabei die Herausforderungen und Einschränkungen skizzierten, die ihnen das zweite Pandemie-Jahr abverlangte.

Ein positives Signal für die Zukunft entsandten beide Häuser: Es kommt vermehrt wieder Publikum zurück. Das Kulturhaus spürt das am steigenden Interesse, auch an Veranstaltungen im nächsten Jahr. Und daran, dass das Programmhighlight – das 2021 abgesagte Varietétheater „Winterträumchen“ – bereits vor dem Start Ende Dezember so gut wie ausverkauft ist.

Stadtbühne verzeichnet volle Theatersäle, Ansturm auf Varietékarten

Die Stadtbühne verzeichnet volle Säle bei mehreren Aufführungen des Musicals „Evita“ und der Komödie „Venedig im Schnee.“

„Wir sind in der Lage, mit einem leicht positiven Ergebnis herauszukommen“, bilanzierte Erich Poschadel vom Kulturhaus. Dies sei möglich gewesen dank Förderungen, Corona-Hilfen und Kurzarbeit. Coronabedingt musste der Spielbetrieb ein halbes Jahr eingestellt werden, entsprechend gab es gegenüber dem Vorjahr einen nochmaligen Rückgang bei den Einnahmen aus Veranstaltungen.

Vorstandsvorsitzende Melanie Denner sprach von einem Neuanfang, Leiter Bart Dewijze berichtete von der hohen Flexibilität, mit der das Team auf ständig wechselnde Verordnungen reagieren musste, die dann auch in die Programmgestaltung einflossen und zu neuen, auch digitalen und niederschwelligen Formaten führten.

Kurzarbeit und Corona-Hilfen federten Einnahmeausfälle ab

Mit ähnlichen Problemen sah sich das Theater konfrontiert. Wirtschaftlich sei kein Schaden entstanden, auch infolge von Kurzarbeit, bilanzierte Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen. Er führte aus, wie es dank eines PCR-Test-Monitorings alle 48 Stunden gelungen sei, Infektionsketten am Theater zu vermeiden. Doch hätten wechselnde Corona-Verordnungen als Spaßbremse gewirkt und das Publikum stark verunsichert.

AfD-Stadtrat Michael Baitinger griff den kontinuierlichen Rückgang der Abonnentenzahlen am Theater auf. Zuletzt zählte das Dreispartenhaus knapp 3.300 Abonnenten, vor zehn Jahren waren es noch über 4.400 gewesen. Dürigen erklärte, der Trend habe sich durch Corona verstärkt. Mit neuen flexiblen und kleineren Einheiten versuche man hier gegenzusteuern.

Es kommt alles gut an – für meinen Opa
Leon Meyer, Jugendgemeinderat

Stadtrat Axel Baumbusch (Grüne Liste) kritisierte generell das Angebot des Theaters. Ihm fehlt es an Diversität. Er beschrieb eine „alternde Besucherstruktur“ und mahnte: „Strukturell hat sich nichts geändert. Irgendwann wird das schiefgehen.“

Manche Bevölkerungsschichten, etwa Menschen mit Migrationshintergrund und Jugendliche, kämen praktisch nicht ins Theater. Baumbusch forderte neue Konzepte für kulturelle Teilhabe. Jugendgemeinderat Leon Meyer sieht das Problem vor allem darin, seine Altersklasse ins Theater zu holen. Zum Angebot sagte er: „Es kommt alles gut an – für meinen Opa.“

Verwaltungschef sorgt sich um älteres Publikum

27.000 Kinder kämen allein in die Märchenvorstellungen, hielt Dürigen der Kritik entgegen. Der Verwaltungschef sorgt sich mehr um die Teilhabe älterer Zuschauer – wie die Menschen in Pflegeheimen. Die Palette für junges Publikum sieht Dürigen abgedeckt mit Angeboten fürs ganze Altersspektrum, von Kita-Kindern bis hin zu Abiturienten.

„Aber es bleibt nichts hängen“, erwiderte Meyer. Es kehre kein Schüler später ans Theater zurück.

Dürigen verwies hingegen auf ein anderes, generelles Problem: „Die Theater haben eine Lücke im Bereich der 20- bis 40-Jährigen.“

Christof Weisenbacher (WiP) sah ebenfalls ein Defizit im Angebot aller Kulturträger. Es sei nicht einfach, eine Veränderung herbeizuführen bei gleichem Budget. Raphael Mürle vom Kulturrat forderte, man müsse Kulturträgern für bestimmte Programme mehr Geld geben, um neue Schichten zu erreichen.

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