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Demonstration auf dem Marktplatz

Pforzheimer solidarisieren sich mit Geflüchteten aus Moria

Dass Pforzheim zum sicheren Hafen für Flüchtlinge ernannt wird, dafür haben am Sonntagabend geschätzte 200 Menschen friedlich auf dem Marktplatz demonstriert. Dazu eingeladen hatten die Organisation „Seebrücke Pforzheim“, die Kirchen, die IG Metall sowie die Parteien SPD, Linke und Grüne.

Demonstranten auf dem Pforzheimer Marktplatz zur Seebrücke
Demo vor dem Rathaus: Auf Plakaten drücken die Demonstranten ihre Solidarität aus und forderten, Pforzheim zu einem sicheren Hafen zu machen. Foto: Stefan Friedrich

Die Bilder aus Moria sind noch immer präsent. Bilder, die zeigen, wie Menschen auf der Straße leben müssen, denen es an allem mangelt; Bilder von Kindern im Grundschulalter, die Krampfanfälle und Brandwunden erlitten haben, nachdem griechische Beamte Pfefferspray gegen sie eingesetzt haben.

Redner schilderten sie am Sonntag in Pforzheim mit teils drastischen Worten. Dass Pforzheim unter dem Eindruck eben solcher Bilder zum sicheren Hafen werden sollte – also zu einer Stadt, die Flüchtlinge aufnimmt – dafür haben sie sich alle ausgesprochen.

Protest als „wichtiges Zeichen“

Nicht nur die diversen Redner vorne am Mikrofon, sondern auch die Demonstranten auf dem Marktplatz. Sie sagten auf Plakaten und Bannern „Nein zur Festung Europa“ und „Wir haben Platz“, plädierten für „Solidarität, Empathie und Menschlichkeit“ oder gaben zu bedenken: „Kein Mensch ist illegal“. Es war, so Christof Weisenbacher, ein „wichtiges Zeichen“, das mit dieser Aktion in Pforzheim gesetzt worden ist. „Ich denke, nachdem Europa versagt, müssen die Städte handeln“, so Weisenbacher.

Auch in der Pforzheimer Metallindustrie gebe es viele Betriebe, die Rüstungsunternehmen beliefern, während die EU gleichzeitig die private Seenotrettung behindere und kriminalisiere, betonte einer der Sprecher, während ein anderer die „katastrophale“ Situation mit bis zu 20.000 Menschen in einem Lager beschrieb. „Nach dem Brand verloren die Menschen alles, was ihnen noch geblieben ist.“

Das wahre Ausmaß habe auch sie erst dank der Pro7-Moderatoren Joko&Klaas erkannt, verriet die Pforzheimer SPD-Ortsvereinsvorsitzende Johanna Kirsch und gestand: Als Bilder davon im Fernsehen liefen, „da habe ich Rotz und Wasser plärren müssen“. Wie man mit Menschen so umgehen könne, wie man mit Tränengas auch auf Kinder schießen könne, das sei ihr unbegreiflich gewesen. „Hat Europa Angst vor Kindern?“

Dass die christliche Nächstenliebe bei vielen Politikern aufhöre, die sich ansonsten gerne auf christliche Werte berufen, das kritisierte Dekanin Christiane Quincke, als sie ans Mikrofon trat. „Dann fängt man an mit Zahlen zu feilschen, als ob es um Waren und um Sachen geht“. Dass man Geflüchteten damit ein menschenwürdiges Leben vorenthalte, das sei „eine Schande für unsere christlichen Werte“, so Quincke. Ähnlich hatte sich auch Jonathan Trapp, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall, geäußert. „Schwer auf der Seele“ liege ihm, was in Moria passiert ist. „Ich sehe, wie wir unsere eigenen Werte verraten.“ Werte wie Solidarität und Menschenwürde, die es eigentlich zu verteidigen gelte. Deutschland sei stark genug, Flüchtlinge aufzunehmen, versicherte er. „Als Gesellschaft gewinnen wir an Integrität, wenn wir das tun“. In diesem Sinne wollte man auch mit der Demonstration ein Zeichen an die Rathausspitze senden, dass gelebte Menschlichkeit die Stadt nicht überfordern wird, wenn sie ein sicherer Hafen ist.

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