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Kundgebungen vor Pro Familia

Pforzheimer SPD zeigt Abtreibungsgegnern rote Fahne

Der Pforzheimer SPD-Ortsverein zeigt Flagge gegen Abtreibungsgegner: Die Aktivisten von „40 Days for Life“ müssen am ersten Tag ihrer Mahnwache vor der Beratungsstelle von Pro Familia einige Meter weiter ziehen.

Vor Pro Famalia in Pforzheim versammeln sich der SPD-Ortsverin mit Pro Familia-Mitgliedern, um Position zu beziehen gegen die Abtreibungsgegner von „40 Days for Life“
Gegenwind für Abtreibungsgegner: Der SPD-Ortsverein Pforzheim verdrängt die selbst ernannten Lebensschützer von „40 Days for Life“ von ihrem Standort direkt gegenüber von Pro Familia. Zumindest mittwochs. Foto: Roland Wacker

Eine gute Viertelstunde, bevor sich am Mittwochmorgen die Abtreibungsgegnerinnen und -gegner um Aktivistin Pavica Vojnovic in der Parkstraße versammeln, hat eine Gruppe von SPD-Ortsvereinsmitgliedern und Pro Familia-Mitarbeiterinnen schon öffentlichkeitswirksam den Platz gegenüber der Pforzheimer Beratungsstelle besetzt: Genau dort, wo die selbsternannten Lebensschützerinnen von „40 Days For Life“ (40 Tage für das Leben) zuletzt bei ihren Kundgebungen standen: In Sichtweite zu den Frauen und Familien, die zur Beratung gehen.

Dann hält ein Wagen am Straßenrand. Vojnovic und eine Mitstreiterin steigen aus, holen ein weißes Kreuz aus dem Kofferraum. Wenig später tauchen weitere Frauen auf, einige Männer sowie Kinder und Jugendliche sind ebenfalls dabei; sie bekommen Tafeln in die Hand gedrückt und positionieren sich für ihre „Gebetswache“.

Fundamentalisten bekommen in Pforzheim Gegenwind

An diesem Mittwoch – und an jedem weiteren bis einschließlich 29. März – erhalten die Fundamentalistinnen und Fundamentalisten Gegenwind. Pro Familia und ihre Unterstützer von der SPD werden sie an diesen Tagen mit zeitgleich stattfindenden Aktionen in die zweite Reihe verweisen.

Keine Frau macht sich ihre Entscheidung leicht.
Monika von Felbert, SPD-Mitglied

Über den erzwungenen Umzug wurden sie vom Ordnungsamt informiert. Sichtlich unbeeindruckt nehmen das die Mitglieder von „40 Days for Life“ hin. Einige Meter weiter von Pro Familia entfernt – an der Ecke zur Straße Altstädter Kirchenweg – sind sie immer noch in Sichtweite.

Zwischen den beiden Gruppen laufen Ordnungsamtschef Jürgen Beck und sein Team umher, um etwa darauf zu achten, dass man weit genug voneinander entfernt ist und der Platz ausreicht. Es ist eng auf dem Gehweg, auf dem noch eine Reihe überfüllter Mülltonnen steht.

SPD-Ortsverein will jeden Mittwoch dort stehen

Bis einschließlich 2. April hat „40 Days for Life“ die Kundgebung mit stillem Gebet für den Standort direkt gegenüber von Pro Familia angemeldet. Mit Ausnahme eben mittwochs, weil der SPD-Ortsverein der Gruppe zuvorgekommen ist. Mit dieser List kann die SPD die Anwesenheit von „40 Days“ zwar nicht verhindern, aber ein Zeichen setzen. Auf den Plakaten steht, worum es geht: Um den Schutz „von Frauen und Schwangeren, um das Selbstbestimmungsrecht von Menschen“.

Nathalie Schönfeld hat die Aktion organisiert. „Es gibt nicht nur ein Leben“, sagt sie mit Blick auf Schilder der Abtreibungsgegner, die Embryos zeigen und den Schriftzug „Ich bin ein Mensch.“ Es gehe auch um das Leben der Frauen. Und keiner aus dieser Gruppe kümmere sich darum, in welcher Not sich viele Frauen befänden. „Pro Familia steht ihnen die ganze Zeit über mit Rat zur Seite.“

SPD-Mitglied Monika von Felbert betont, wie wichtig die Beratungsstelle sei. „Keine Frau macht sich ihre Entscheidung leicht.“ Sie ärgert sich über das zur Schau gestellte Kreuz.

Im vergangenen Herbst hatte der Leiter der katholischen Kirchengemeinde Pforzheim, Georg Lichtenberger, den Missbrauch des Gebets gegeißelt und die Aktion der Gruppe als Spießrutenlauf für ratsuchende Frauen aufs Schärfste kritisiert.

Wir hoffen, dass der Spuk im nächsten Jahr vorbei sein wird.
Peter Benker, Vorsitzender von pro Familia

„Wir hoffen, dass der Spuk im nächsten Jahr vorbei sein wird“, sagt Peter Benker, Vorsitzender von Pro Famila. Er hat sich unter die Fahnen schwenkenden SPD-Mitglieder gemischt. Seine optimistische Einschätzung hat er aus dem Gespräch bei Pro Familia am Dienstag mitgenommen, zu dem die SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast neben Ekin Deligöz vom Familienministerium ihre Kollegen Gunther Krichbaum (CDU), Stephanie Aeffner (Grüne) und Rainer Semet (FDP) zusammengetrommelt hatte. „Wir haben nun fraktionsübergreifende Unterstützung“, ist Benker überzeugt.

Mast fordert vom Bund eine rasche gesetzliche Regelung gegen Proteste von Abtreibungsgegnern vor Beratungsstellen, so dass die „als Mahnwache getarnten Stigmatisierungen“ untersagt werden können. Aus dem Familienministerium gibt es positive Signale: Deligöz versprach am Dienstag, es werde noch in diesem Jahr zu einer Regelung kommen.

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