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Vor Bund-Länder-Konferenz

Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch fordert FFP2-Maskenpflicht

Vor der Bund-Länder-Konferenz am Dienstag diskutieren auch Pforzheims Politik und Wirtschaft über mögliche Verschärfungen. Während eine FFP2-Maskenpflicht von vielen positiv gesehen wird, kritisiert die Wirtschaft Pläne für eine Homeoffice-Pflicht.

OB Peter Boch will in seiner Neujahrsansprache auch Zukunftsthemen ansprechen. Zu sehen ist sie dieses jahr allerdings nur im Internet
Will nur Maßnahmen, die auch etwas bringen: Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch plädiert für eine Verschärfung des Lockdowns mit FFP2- und Homeoffice-Pflicht. Foto: Stefan Friedrich

Im Vorfeld der Bund-Länder-Konferenz am Dienstag zu weiteren Corona-Maßnahmen appelliert Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch an die Entscheider. Er halte „eine Verlängerung des Lockdowns für absolut notwendig“, teilt das Stadtoberhaupt auf Nachfrage mit. Und fordert dabei auch einige konkrete Maßnahmen.

„Eine bundesweite FFP2-Maskenpflicht – generell oder zumindest im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen – ist aus meiner Sicht sehr sinnvoll. Auch Bemühungen, das Homeoffice weiter auszubauen, begrüße ich“, teilt Boch auf Nachfrage mit.

„Wir liegen in Pforzheim aktuell bei einem Inzidenzwert von 179,4 (Stand: 17. Januar). Daran sieht man, dass die Zahlen nur langsam sinken. Gleichzeitig gibt es neue Gefahren durch Virusmutationen aus Großbritannien und Südafrika, von denen wir noch nicht wissen, wie verbreitet sie in Deutschland sind.“

Und so müsse man nicht darüber reden, ob verschärft wird, sondern wie, sagt Oberbürgermeister Peter Boch. „Über Verschärfungen, die nicht nur rein symbolischer Natur sind, sondern uns effektiv helfen können, kann und muss man sogar reden.“ Diese müssten allerdings auch von der Bevölkerung akzeptiert werden.

Keine Entspannung bei den Krankenhäusern

Aus medizinischer Sicht unterstützt Thushira Weerawarna, Lungenfacharzt des Siloah-St.-Trudpert-Klinikums und Leiter des Impfzentrums in der St.-Maur-Halle, die FFP2-Forderung. „Um die Inzidenzzahlen zu drücken, wäre das Tragen von FFP2-Masken überall dort, wo mehrere Menschen sich aufhalten, eine Möglichkeit, das Virus wieder mehr unter Kontrolle zu bringen“, sagt er.

Derweil bleibe es in den Krankenhäusern angespannt. „Die Anzahl der zu versorgenden Covid-19-Patienten war in den vergangenen Wochen auf einem stabil hohen Niveau, eine Entspannung ist derzeit leider nicht in Sicht.“

Apothekerchef warnt vor gefälschten FFP2-Masken

Dass es in Sachen Masken zu einem Versorgungsproblem kommen könnte, bestreitet Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes und Inhaber der Nordstadtapotheke in Pforzheim. „Es gibt genug Masken“, sagt er, weist allerdings auch auf Fälschungen hin, die im Umlauf seien.

„Gestern erst hatten wir wieder ein solches Angebot entdeckt. Das ist sofort vom Markt genommen worden.“ Um sicher zu gehen, dass die teure Maske auch hält, was sie verspricht, solle man etwa auf die Inschrift „CE“ sowie eine vierstellige Zahl dahinter achten. Dass die Masken für manche Menschen zu teuer sein könnten, das weiß auch Becker. „Das wird in dem ein oder anderen Fall so sein.“ Es habe aber schon Gespräche mit Sozialämtern gegeben, um hier eine Verteilung zu gewährleisten.

Der Schwerpunkt Homeoffice ist für Edith Drescher besonders wichtig. Die Schulleiterin des Hilda-Gymnasiums sieht darin einen Schlüssel, um zeitnah wieder Präsenzunterricht zu ermöglichen. „Dadurch gäbe es weniger Mobilität von Arbeitnehmern und dadurch wiederum eine Entlastung des ÖPNV und die Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler ohne Gedränge in die Schulen zu bringen“, sagt sie.

Gerade bei den Jüngeren sehe sie große Probleme, sollte der Schul-Lockdown noch weitergehen. „Sie sind weniger versiert im Fernlernen, oft fehlen noch wichtige methodische Fertigkeiten, die wir nur im Präsenzunterricht gut vermitteln können. Vor allem fehlt ihnen die Gemeinschaft, in der sie soziale Fähigkeiten erwerben.“

IHK und Handwerker sprechen sich gegen Homeoffice-Pflicht aus

Gegen eine Homeoffice-Pflicht spricht sich Claudia Gläser aus. Die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald nennt dies „das falsche Signal. Wo dies möglich ist, wird die Arbeit von zu Hause bereits in die betrieblichen Abläufe integriert.“ Pauschal könne man das ohnehin nicht verordnen. „Nicht alle auf den ersten Blick dafür geeigneten Bürotätigkeiten lassen sich vollständig aus dem Homeoffice erledigen“, sagt sie.

Als nicht praktikabel sieht auch Matthias Morlock eine Homeoffice-Pflicht. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Pforzheim stellt klar: „Da gibt es vielleicht Möglichkeiten in der Verwaltung, aber sonst nicht. Wenn das Rohr kaputt ist, kann der Handwerker kein Homeoffice machen.“

Und so klagt Morlock vor allem über die schlechten Perspektiven für Friseure. „Einige Betriebe werden nach dem Lockdown nicht mehr aufmachen“, berichtet er. Daher müsse es nun darum gehen, schnell zu impfen, die Hotspots, die er unter anderem in Bus und Bahn vermutet, anzugehen und die Kontaktnachverfolgung über die Corona-App zu verbessern. Damit auch Friseure schnell wieder arbeiten können.

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