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Ausschuss: Bodenseewasser wird ausfallen

Planungs- und Umweltausschuss gibt grünes Licht für Lidl-Neubau in der Nordstadt in Pforzheim

Was ist wichtiger: Trinkwasserschutz in Pforzheim oder das Gewerbegebiet „Reisersweg I“ in Niefern-Öschelbronn? Möglicherweise entscheidet das nun das Regierungspräsidium in Karlsruhe.

TYPISCH LIDL gibt es im Anschluss an die denkmalgeschützte Güterhalle in der Nordstadt. Das historische Bauwerk selbst soll die Waren aufnehmen, die für den Verkauf angeliefert werden. Was darüber hinaus auf der Fläche dort passiert, ist noch nicht geklärt.
Neubau plus Lager: Lidl will die denkmalgeschützte Zollgüterhalle in der Nordstadt für die Warenanlieferung nutzen und daneben in neuen Räumen verkaufen. Foto: P.W.Schmidt

Lidl darf neu bauen in der Nordstadt. Auch einer Wohnverdichtung in der Wildbader Straße 22 bis 26 hat der Planungs- und Umweltausschuss der Stadt Pforzheim keine Hindernisse in den Weg gestellt.

Beim eigentlichen Konfliktfall in der öffentlichen Sitzung an diesem Mittwoch gab es dann nichts mehr zu entscheiden. Pforzheim hat der Gemeinde Niefern-Öschelbronn bereits im Oktober mitgeteilt, dass Trinkwasserschutz der Stadt wichtiger ist als ein Gewerbegebiet „Reisersweg I“.

Details dazu erläuterte das Planungsamt. Zentral dabei war die Bedeutung des Hauptwasserversorgungsbrunnens für die Wasserversorgung in und außerhalb der Stadtgrenzen. Er liegt rund 100 Meter vom geplanten Gewerbegebiet.

Käme es im Brunnen zu Verunreinigungen oder gar einem Ausfall, hätte dies eine „elementare Gefährdung“ zur Folge, erfuhren die Ausschussmitglieder. Das hänge auch damit zusammen, dass „das Bodenseewasser in den nächsten Jahren ausfällt“ und überdies die Versorgung von dort nicht erweitert werden könne, unterstrich der Berichterstatter die seit Jahren unveränderte Haltung der Stadt Pforzheim in der Sache.

Niefern-Öschelbronn stellt Befreiungsantrag beim Landratsamt

„Zweifel an der hydrogeologischen Gutachterstellungnahme“ – die Hydrogeologie beschäftigt sich mit Wasser in der Erdkruste und seinen Wechselwirkungen mit Gesteinen – garnieren die grundsätzliche Ablehnung der von Niefern-Öschelbronn angestrebten Gewerbefläche.

Die Nachbargemeinde im Osten will dort vor allem einem ihrer Hauptsteuerzahler einen Neubau ermöglichen. Dass eben diese „Bebauung zu einer Verbesserung des Grundwasserschutzes“ beitragen soll, wie ein Mitarbeiter des Stadtplanungsamts zitierte, hält man in Pforzheim für wenig wahrscheinlich.

Es ist gut möglich, dass in Karlsruhe entschieden wird, welches Gewicht der Brunnenschutz in der Gewerbegebietsfrage hat. Niefern-Öschelbronn stellt den Befreiungsantrag beim Landratsamt, das dann Einvernehmen mit der Stadt Pforzheim herstellen muss. Sollte das nicht gelingen, übernimmt das Regierungspräsidium als nächsthöhere Instanz, erfährt Christof Weisenbacher (WiP) weiter, der den Sachstandsbericht angefordert hatte.

Zahlreiche Anregungen und Verbesserungsvorschläge begleiteten die beiden Bauvorhaben. Im Falle von Lidl fragte die FDP/FW/UB/LE-Fraktion wegen eines Park- oder Mobilitätshauses statt einfacher Parkplätze nach. Die AfD macht sich Sorgen wegen der vertraglichen Verpflichtungen bei der Nutzung der denkmalgeschützten alten Güterhalle und bei der Neubebauung des bisherigen Standorts in der Hohenzollernstraße.

Seitens der CDU wurde der Entwurf für das Gelände gelobt, aber eine zusätzliche Nutzung der historischen Halle für Kunst und Kultur angesprochen, und der Internationale Beirat freut sich, „dass die Nordstadtfläche belebt wird und eine Schmuddelecke verschwindet“, so Johanne Kirsch.

Alles das wird in Varianten seit rund 13 Jahren diskutiert, unter anderem im Gestaltungsbeirat. Bürgermeisterin Sibylle Schüssler verwies darauf, dass Lidl das ganze Gelände gekauft habe und ursprünglich habe abreißen wollen. Die Firma sei bereit, über eine kulturelle Nutzung nachzudenken. „Aber das muss natürlich bezahlt werden.“

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