Skip to main content

Skulpturen des Pforzheimers

„Secret Garden“ des Künstlers René Dantes: Im Kurpark Schömberg sprießen Bäume aus Stahl

Bis in den Herbst hinein sind in Schömberg Großskulpturen des Pforzheimer Künstlers René Dantes zu sehen. Seine Arbeiten scheinen mit den alten Bäumen des Kurparks nach oben zu streben.

Der Titel dieser Arbeit von René Dantes ist „Calla Mia“
Der Titel dieser Arbeit von René Dantes ist „Calla Mia“. Bei seinen Besuchen befreit der Künstler seine Werke immer mal wieder von Blütenstaub. Foto: Susanne Roth

Manche haben die besten Ideen unter der Dusche. Andere beim Autofahren. Zu Letzteren gehört der Pforzheimer Künstler René Dantes (58).

„Bei einer Autofahrt habe ich über die Zukunft nachgedacht und darüber, was ich die nächsten fünf bis zehn Jahre machen möchte.“ Da wurde ihm klar: „So lange ich noch die Kraft habe, möchte ich wieder Großskulpturen machen.“ Auf gut Deutsch: über das normale Maß (von maximal 2,5 Metern) hinauswachsen.

Ein Ansporn, eine Herausforderung, etwas, das Maximales fordert vom Künstler. Und natürlich auch die Möglichkeit bietet, ein Thema ohne räumliche Beschränkung auszuloten, auszuleben, zu Ende zu denken. Und genau das tut er nun im Kurpark der Glücksgemeinde Schömberg.

Ausstellung von Künstler René Dantes im Kurpark in Schömberg

Die Gemeinde war schon einmal vor zwölf Jahren Partner für eine Ausstellung. Seit Mitte Juli und auf jeden Fall noch mindestens bis in den Herbst hinein ist sie das nun erneut. Und so hat René Dantes dort die Möglichkeit genutzt, um einen „Secret Garden“ zu gestalten – die Dauerleihgabe „Calla“ am Eingang neben dem Kurhaus mit eingerechnet sind es 17 Skulpturen.

Es ist, als ob der Pforzheimer Künstler eine große Tüte mit Skulpturen-Samen über dem Kurpark ausgeschüttet hätte. Freilich nicht willkürlich. Seine überwiegend neuen Arbeiten mit Titeln wie „Cascade“, „Arbre“ (Baum) oder auch „Loop“ scheinen mit den alten Bäumen des Parks nach oben zu streben.

Skulpturen
Die Skulpturen „Arbre“ von René Dantes im Kurpark scheinen mit den echten Bäumen um die Wette zu wachsen. Foto: Susanne Roth

Es ist fast, als könnte man das Knistern und Knarzen des Edelstahls und Cortenstahls beim ausdehnenden Wachstum hören. Andere, wie die Loop-Skulpturen greifen die kugeligen Formen der Zierhecken auf, Calla ist gerade erst dabei, ihre Blütenblätter zu entfalten, während die Blumen am Beet beim Springbrunnen bereits einen Vorsprung haben.

Wie der Pforzheimer René Dantes bei seinen Skulpturen vorgeht

Als René Dantes vor Jahren gebeten wurde, in der „KF“ – der Kaiser-Friedrich-Straße, wo er auch sein Atelier und den Showroom hat – Skulpturen einzubringen, habe man angedeutet, dass es ja sicher kein Problem sei, dafür aus seinem Repertoire flugs etwas anbieten zu können. Das geht natürlich nicht, wie er erläutert. Die Kunst muss mit dem Raum kommunizieren, sie darf nicht aufgesetzt wirken oder gar falsche Proportionen aufweisen.

So verhält es sich auch mit dem Kurpark in Schömberg. Da war die Fantasie des Künstlers gefragt, denn „ich musste mir ja vorstellen, wo welche Skulptur stehen könnte“. Aus dem Kopf und mit der reinen Vorstellungskraft; ein Miniatur-Modellbau ist nicht seine Art, an so etwas heranzugehen. Von der Idee bis zur Realisierung hat der Künstler sich einen Zeitraum von gut zwei Jahren ausbedungen.

Statt des Menschen: Bäume als Mittelpunkt der Kunst von Dantes

Bis zu diesem Ausstellungsprojekt stand der Mensch im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens von René Dantes. Dass Bäume untereinander kommunizieren ist spätestens seit den Veröffentlichungen eines Peter Wohlleben bekannt. Offenbar haben sie aber auch mit René Dantes gesprochen, der vor ein paar Jahren begann, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und seinen eigenen Kosmos hinzuzufügen. Sprich: sie zu interpretieren, ihnen eine abstrahierte Form zu geben.

Zwischendurch bin ich fast verzweifelt.
René Dantes, Künstler

Auch bei seinen „Menschen“ ist es nicht so, dass diese auch menschliche Züge tragen müssen. Die Bäume sind in ihrer Form ebenfalls lediglich ein Ausgangspunkt für das künstlerische Wachsen in und an diesem Projekt. Das Interesse an „vegetabilen Formen“ hat René Dantes aber auch einiges Kopfzerbrechen gebracht. „Zwischendurch bin ich fast verzweifelt“, erzählt er lachend.

Einen Stamm und Äste zu kreieren, das wäre aus seiner Sicht „ein toter Baum“ gewesen. Die ersten Entwürfe, verrät er, waren „entseelt“. Er habe sich dann besonnen, was eigentlich einem Baum und einem Grashalm zu Grunde liege, was sie vereine. Und kam zu dem Schluss, dass es das Wachstumsprinzip sei, dass alles aus etwas anderem hervorgehe. In die Breite, in die Höhe wachse, Raum einnehme.

Und so wuchsen seine Cortenstahl-Bäume in die Höhe, wie ineinander verschachtelte Pflanzenteile. Eine „innere Kraft“ ausstrahlend, wie der Künstler nun zufrieden feststellt. Da bewegen sich Linien, verschiedene Corpora aufeinander zu, lassen innere Dynamik spürbar werden. Ein paar abstrakte „Köpfe“ schließlich erwecken im Park den Eindruck, als Wächter mit Visier das Geschehen im Blick zu haben.

Pforzheimer Künstler kommt in den Dialog mit Besuchern

Zudem hat Dantes seine „Loop“-Serie weiterentwickelt. „Keinen Pflanzen zuzuordnen, aber sie haben organische Formen.“ Formen, die gut tun, findet der Künstler. Und das empfinden offenbar auch die Besucher, die mit ihm ins Gespräch kommen, wenn er seine „Kinder“ besucht. Und dabei auch gern mal Blütenstaub oder Schmutz von den Skulpturen wischt.

Der Dialog mit Betrachtern ist etwas, das René Dantes schätzt. „Dabei kommen immer mal wieder auch neue Fragen“, sagt er. Und natürlich auch oft ähnliche. Die nach der Dauer von der Idee bis zur Realisierung zum Beispiel. Oder die nach dem Material. Das übrigens, so sagt er noch, sei im zweiten Jahr der Pandemie immer schwerer zu beschaffen.

Was seinen geheimen Garten aber zum Glück nicht mehr tangiert hat. Nun freut sich nicht nur der Künstler über „die Bereicherung für den Ort“ und über eine Ausstellung, von der er hofft, dass sie auch Besucher von außen anlockt. Er zumindest habe sich, so Dantes, „einen Traum erfüllt“.

nach oben Zurück zum Seitenanfang