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Gute Aussichten

Stadt Pforzheim plant bislang kein Böller- und Feuerwerksverbot

Alles wieder zurück auf Start? Höchstwahrscheinlich dürfen Pforzheimer den Start ins neue Jahr 2023 wieder wie vor der Pandemie begehen. Mit buntem Lichtspektakel in der Luft und Böllern am Boden.

silvesterfeuerwerk in Pforzheim
Silvester in Pforzheim: Ähnlich wie zu Zeiten vor der Pandemie könnte auch diesmal zum Jahreswechsel der Himmel über der Goldstadt aussehen. Ein Böllerverbot droht bisher nicht. Das Foto zeigt die Franziskuskirche und rechts die Stadtkirche. Foto: Björn Fix

Der Himmel über der Goldstadt wird aller Voraussicht nach in der kommenden Silvesternacht wieder viel bunter werden, als in vergangenen Jahren. Gut vier Wochen vor dem Jahreswechsel hält sich die Stadt Pforzheim zwar mit einer konkreten Aussage zurück, doch ist nicht davon auszugehen, dass es beim Abschießen von Feuerwerken und Böllern Einschränkungen geben wird.

Ein Böllerverbot sei bislang nicht geplant, so die städtische Pressestelle. Damit dürfte es auch deutlich lauter zugehen, als beim von Corona geprägten Start in die Jahre 2021 und 2022.

Anfragen interessierter Bürgerinnen und Bürger zum Thema seien noch nicht im Rathaus eingegangen, teilt Cross-Media Redakteurin Susanne Herrmann mit.

Feuerwerker Carol Braun rechnet mit Freigabe des Verkaufs

Dies heißt nicht, dass den Pforzheimern infolge von Corona und Inflation der Spaß am Silvesterfeuerwerk vergangen wäre. Carol Braun, Inhaber des Fachgeschäfts für Feuerwerkartikel Pulverfass, erlebt seit einigen Wochen das Gegenteil. „Bei mir rufen schon viele Leute an, um zu erfahren, ob wir Feuerwerke verkaufen.“

Mit einem hundertprozentigen „Ja“ kann er ihnen darauf noch nicht antworten. Der Feuerwerker geht aber „zu 99 Prozent“ davon aus, dass er seine Artikel wie zu Zeiten vor der Pandemie zwischen 29. und 31. Dezember wieder an die Leute bringen kann.

Und da in Pforzheim der Weihnachtsmarkt und andere Großveranstaltungen wieder stattfinden, sollte einem farbenfrohen Jahreswechsel nichts im Wege stehen, meint Braun.

Drohnenshow ist im nächsten Jahr geplant

Mit Feuerwerken, aber ohne Drohnen: Weil die Bundesregierung 2020 und 2021 wegen der Pandemie ein Versammlungs- und Böllerverbot verhängte, organisierten Philipp Dörflinger und der Verein Pforzheim mitgestalten Drohnenshows. Die ferngesteuerten Fluggeräte malten als optische Trostpflaster Neujahrswünsche in den Silvesterhimmel.

„Wir haben Planungen für eine Show im nächsten Sommer, aber nicht für Silvester“, sagt Dörflinger, der ebenfalls nicht mit einem Feuerwerksverbot rechnet. Drohnen und Feuerwerk parallel, das verträgt sich nicht, gibt Dörflinger zu verstehen.

Zu groß sei das Risiko von Zusammenstößen in der Luft, wodurch die Gefahr von Verletzungen beim Publikum des Silvesterspektakels steige. Zudem ist der Spaß nicht billig. „Eine Drohne kostet rund 2.000 Euro und eine Rakete kann 50 Drohnen herunterholen“, rechnet Dörflinger vor. Im vergangenen Jahr seien 140 dieser Fluggeräte in der Luft gewesen.

Ein Feuerwerk ist durch nichts zu ersetzen.
Carol Braun, Feuerwerker

„Ein Feuerwerk ist durch nichts zu ersetzen“, findet Experte Braun. Den Kunden gehe es vor allem darum, selbst Raketen in die Luft zu schießen. „Wenn der Vater ein Feuerwerk anzündet, dann freut sich der Bub – mit seiner Wunderkerze in der Hand.“

In Zeiten der Klimakrise mehren sich jedoch auch Stimmen gegen Lichtspektakel am Himmel und Böller auf der Erde. Mit Hinweis auf die großen Mengen an Müll, die Feinstaubbelastung und den schädlichen Einfluss auf die Tierwelt fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) seit Jahren ein Verkaufsverbot für Böller und Raketen.

In einer Mitteilung vor einigen Wochen begründete sie das unter anderem damit, dass in der zurückliegenden Silvesternacht der Feinstaub um über 90 Prozent im Vergleich zum Jahreswechsel ohne Böllerverbot reduziert worden sei.

Feuerwerk verursacht knapp zwei Prozent der Feinstaubmenge in Deutschland

Nach Berechnungen des Bundesumweltamtes erzeugt Feuerwerk rund 2.050 Tonnen Feinstaub pro Jahr in Deutschland. „Das Silvesterfeuerwerk kann die Feinstaubbelastung temporär erhöhen“, so Pressesprecher Christopher Stolzenberg. „Es verursacht nach unseren Zahlen ungefähr zwei Prozent der gesamten Feinstaubemissionen eines Jahres.“

Wie hoch die Belastung vor Ort tatsächlich ist, hänge von vielem ab. Neben den Wetterverhältnissen spiele eine Rolle, wie dicht besiedelt eine Region ist und wie viele Feuerwerkskörper tatsächlich abgebrannt werden.

„Das macht es zu einer sehr lokalen Frage“, begründet Stolzenberg, weshalb das Ministerium die Kommunen selbst über ein Feuerwerksverbot entscheiden lässt.

Umweltministerium hat sich gegen Verbot entschieden

Der Pforzheimer Stadtrat Felix Herkens von den Bündnisgrünen kann die Argumente beider Seiten nachvollziehen. Feuerwerk an Silvester sei ein Kulturgut, das zum Jahreswechsel dazu gehöre.

„Ich verstehe aber auch die Leute, die es wegen der Umweltbelastung und der enormen Auswirkungen auf die Tiere kritisch sehen.“ Als Kompromiss wünscht sich Herkens ein zentrales Feuerwerk, das die Stadt für ihre Bürgerschaft ausrichtet.

Das wiederum wäre das Aus für Feuerwerker Braun. Bei ihm macht der Lichtzauber zum Jahreswechsel rund 80 Prozent des Umsatzes aus. „Wir brauchen das Silvestergeschäft“, sagt er stellvertretend für einen Berufsstand, der bereits jetzt bundesweit auf einige wenige Feuerwerker geschmolzen sei. „Schon ein neueres Verbot würde keine Firma mehr aushalten“, ist er überzeugt.

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