Dass es erst in der zweiten Januarwoche wieder Impfangebote in der Pforzheimer City geben sollte, wollten der Pforzheimer Facharzt für Neurochirurgie Uwe Hassepaß und seine Frau Christiane Hailer nicht akzeptieren, schließlich steht das Goldi auf dem Marktplatz bereit.
Also sprach das Paar den für die Organisation zuständigen Rathausmitarbeiter an, um kurzfristig über den Jahreswechsel Schutzimpfungen gegen das Coronavirus verabreichen zu können. An Silvester klappte es zwar nicht, dafür aber am Neujahrstag.
Rund 250 Personen geimpft
Rund 250 Personen habe man geimpft, berichtet Hassepaß am Nachmittag, kurz vor Ende der rund vierstündigen Aktion. Leider seien wenige Erstimpfungen darunter, die meisten hätten sich boostern lassen und der jüngste Impfling sei acht Jahre alt gewesen.
„Aber Boostern ist ebenso wichtig“, betont Hassepaß, der befürchtet, dass die Kapazitäten nicht mehr ausreichen werden, wenn die Omikron-Welle erst einmal Pforzheim überschwemme. „Das Problem ist: Wir schaffen es nicht, gegen die Virusverbreitung anzuimpfen.“
Die meisten kam auch an Neujahr zum Boostern
Um 10 Uhr war am 1. Januar Impfstart auf dem Marktplatz. Aufgrund des schönen Wetters und der Anziehungskraft, die die Eisbahn auf viele Menschen ausübt, war dort den ganzen Tag über viel los. „Wir haben Biontec, Moderna und Kinderimpfstoff“, warben Hassepaß und Hailer vor dem Zelt und drinnen für ihren Einsatz.
Damit dieser gelinge, hatten sie am Silvestertag alle Hebel in Bewegung gesetzt. „Wir mussten Infoplakate kopieren, aber es hatte kein Copy-Shop geöffnet“, berichtet Hailer. Aufgrund ihrer Kontakte von vorangegangenen Impfungen auf der Wilferdinger Höhe habe sich ein Betreiber gefunden, der extra sein Geschäft öffnete. In Windeseile habe man an verschiedenen Stellen in der Stadt, auch beim Hauptbahnhof, die Plakate aufgestellt, um über das Neujahrsimpfen zu informieren.
Mit so viel Resonanz hatte Christiane Hailer jedoch nicht gerechnet. Ihr wäre Silvester lieber gewesen, weil sie dachte, die Menschen seien an Neujahr noch müde vom Feiern. Aber dann sah sie schon morgens um 9 Uhr eine lange Schlange vor dem Goldis Stadl stehen. Viele seien spontan und ohne Ausweis oder Impfpass erschienen, nachdem sie die Plakate bemerkt hätten. Weil Personal aus der eigenen Praxis abgesagt hatte, half spontan Christiane Hailers Bruder Martin Hailer mit, den Ablauf zu organisieren, sonst wären die beiden zu zweit gewesen.
„Wir nutzen die Zeit für ausgefallene OP-Termine zum Impfen“, erläutert Hassepaß. Am Ende des Neujahresimpfen steht für beide noch ein Abendprogramm an: Alle Daten der Impflinge ans Robert-Koch-Institut zu übermitteln ist Teil der Nacharbeit. Kurz vor Schluss verlässt doch noch ein Erst-Impfling das Goldis Stadl. Der türkisch stämmige Enver Bakir strahlt. Er wartet noch auf seine Kollegin. „Die hat schon die dritte Impfung bekommen“, sagt er.