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Sitzung Sozialausschuss

Stadt Pforzheim sucht private Wohnungen für Obdachlose

In Pforzheim landen viele Wohnungslose in einer städtischen Obdachlosenunterbringung - wie etwa im Eutinger Tal. Dort leben sie aber relativ isoliert und haben wenig Integrationschancen. Die Stadt will nun einen Ausgleich für die ausgelasteten Unterbringungen schaffen.

Ein Obdachloser liegt in einem Hauseingang
Großer Handlungsbedarf: In Pforzheim stieg die Zahl der untergebrachten Obdachlosen von einem Tiefststand von 202 im Jahr 2015 auf derzeit rund 370 Personen an. Foto: Paul Zinken picture alliance / dpa

Wohnungslose und Flüchtlinge haben es schwer, auf dem immer enger werdenden Pforzheimer Wohnungsmarkt selbst eine geeignete, private Unterkunft zu finden. Viele landen deshalb in einer städtischen Obdachlosenunterbringung, wie im Eutinger Tal, wo sie relativ isoliert leben und wenig Integrationschancen haben.

Zudem sind diese Unterkünfte derzeit völlig ausgelastet. Hier will die Stadt mit einer Konzeption zur Akquise von leerstehendem Wohnraum ansetzen und im weiteren Schritt Wohnungslose mit sozialpädagogischer Hilfe aus den städtischen Obdachlosenunterkünften herausführen.

Probewohnen soll möglich sein

Dazu sollen passende Mieter und Vermieter zusammengebracht werden und auch Probewohnen möglich sein.

Die Verwaltung legte nun dem Ausschuss für Soziales und Beschäftigung das Programm „Kooperative Wohnungsakquise Pforzheim“ vor, das nicht nur bereits Obdachlose mit privaten Wohnungen versorgen soll, sondern präventiv von Obdachlosigkeit bedrohte Bürger bereits vor einem drohenden Räumungstermin in eine neue Wohnung vermittelt.

Dafür erhielt Frank Fillbrunn am Dienstag die einhellige Zustimmung des Ausschusses. „Ich bin fest überzeugt, damit das Problem der Wohnungslosigkeit zu entschärfen“, so der Sozialbürgermeister. Aus der Obdachlosenunterbringung heraus oder am besten gar nicht hinein ist also die Zielsetzung des Programms, das sich am erfolgreichen „Karlsruher Modell“ orientiert.

Dringender Bedarf an Präventionsarbeit

Einen dringenden Bedarf an einer sozialpädagogisch gestützten Präventionsarbeit sieht Jan Gutjahr vom Jugend- und Sozialamt in der wachsenden Zahl der untergebrachten Personen im Obdachlosenbereich begründet, die von einem Tiefststand von 202 im Jahr 2015 auf derzeit rund 370 Personen anstieg.

Ursache sind nicht mehr Räumungsklagen, die stabil bei etwa 130 Fälle pro Jahr liegen, sondern beispielsweise Brandfälle, „Sofa-Hopper“, die bei Bekannten rausfliegen, Beziehungskonflikte oder auch der Familiennachzug bei Flüchtlingen.

Dringenden Handlungsbedarf leitet die Verwaltung auch daraus ab, dass immer mehr Frauen und Familien mit minderjährigen Kindern von Obdachlosigkeit bedroht sind – Ende September waren 23 Familien und 27 Alleinerziehende mit fast 100 minderjährigen Kindern in Obdachlosen-Einrichtungen untergebracht.

Stadt will Vermietern etwa Mietausfallgarantien bieten

Unterstützung kommt von SPD-Stadträtin Jacqueline Roos, die auf mehr bezahlbaren Wohnraum pocht. Oder auch von Harald Stickel (Plan B): „Ich freue mich sehr, dass das Karlsruher Modell hier auf offene Ohren stößt“.

Das Programm, das mit einer halben Verwaltungskraft und einer halben Sozialarbeiterstelle ausgestattet wird, sieht eine Reihe von Anreizen für potenzielle Vermieter vor. So will die Stadt als Wohnraumförderung Belegungsrechte für bis zu zehn Jahre erwerben und bietet den Vermietern Sicherheiten, wie Mietausfallgarantien.

Dabei wird angestrebt, im Jahr rund 15 Wohnungen zu akquirieren. Die Stadt wird nun über die üblichen Kanäle mit der Suche nach Vermietern anfangen, die bislang zur Vermeidung von Schwierigkeiten nicht vermieten wollten, mit der Sicherheit der Stadt im Hintergrund aber vielleicht doch dazu bereit sind.

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