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Statt in den Urlaub geht es in Pforzheim auf Traumreisen

Die Traumreisen-Ausstellung in der Pforzheim Galerie lockt vor allem in den Ferien Besucher an – etwa die Hälfte davon sind Erwachsene, obwohl die Aktion für Kinder gedacht war.

Susanne Reinmüller mit Hut
Ein Lieblingsplatz vieler Besucher sind die hängenden Hüte, die man sich quasi spielerisch aufsetzen kann, verrät Susanne Reinmüller Foto: Stefan Friedrich

Von unserem Mitarbeiter Stefan Friedrich

Ferienzeit ist Reisezeit. Meistens jedenfalls. Für die Daheimgebliebenen bietet die Pforzheim Galerie in der Bleichstraße in diesem Jahr „Traumreisen“ an, die während der Pfingst- und Sommerferien besonders gut angenommen worden sind, verrät Susanne Reinmüller. Ursprünglich für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren konzipiert hat die Ausstellung auch für Erwachsene ihren Reiz: Von den 531 Besuchern war etwa die Hälfte älter als 18 Jahre. Familien machten bislang 80 Prozent aus.

Über Corona klagen kann man in der Pforzheim Galerie an dieser Stelle ausnahmsweise nicht, denn Corona hat die Traumreisen gewissermaßen erst möglich gemacht. Mit überschaubarem Budget, aber ungeheuer viel Kreativität und dem Blick für das spielerische, kunstpädagogisch gestützte Elemente hat man in der Galerie innerhalb kurzer Zeit eine Ausstellung aufgezogen, die ihrem Namen alle Ehre macht: Traumreisen haben nämlich vor allem die jungen Besucher unternommen, die mit den Eltern oder Großeltern hierhergekommen sind.

Kinder dürfen viel selbst machen

Eintauchen in die Ausstellung, Kunst entdecken und am Ende sogar selbst Teil der Ausstellung werden: diese Intention geht besser auf als erwartet, weiß Susanne Reinmüller, Beauftragte für kulturelle Bildung an den städtischen Pforzheimer Museen. Sie ist neben der stellvertretenden Kulturamtsleiterin Claudia Baumbusch und der freischaffenden Bühnenbildnerin Uta Gruber-Ballehr eine der drei Kuratorinnen.

Manchmal kommen die Kinder sogar ein zweites Mal her, um nachzusehen, ob ihr Werk noch hängt.
Susanne Reinmüller, Beauftragte für kulturelle Bildung an den städtischen Pforzheimer Museen

Interaktiv und abwechslungsreich soll die Ausstellung sein: Kindern Anstöße geben, „ihre Fantasie auf Reisen zu schicken, wenn schon reale Traumreisen in der Zeit der Pandemie kaum stattfinden können“, das, erklärt Reinmüller, ist die Intention dieser Ausstellung. Die bisherige Resonanz zeigt: Besonders in den Ferien kommt das gut an. Gelobt wird von den Besuchern, dass die Kinder hier viel selbst machen dürfen, schildert Reinmüller Reaktionen, die sie erhält.

Dass es ganz unterschiedliche Facetten zu entdecken gibt und „für jedes Kind etwas dabei ist, das ihm entgegenkommt“, macht die Traumreisen vor allem auch für Familien attraktiv. Kinder können hier kleine Skulpturen herstellen, Zeichnen, Gedichte schreiben oder tanzen. „Manchmal kommen die Kinder sogar ein zweites Mal her, um nachzusehen, ob ihr Werk noch hängt und sind dann ganz stolz, wenn sie es den Großeltern oder der Tante zeigen können“, bemerkt Reinmüller. Und eine Großmutter habe ihr kürzlich bestätigt, „dass das hier für ihre Enkelin etwas ganz besonderes ist“; ein ebenbürtiger Ersatz für den coronabedingt ausgefallenen Urlaub.

Kunst fördert das Zusammensein von Menschen

Dass in dieser Ausstellung quasi nebenbei auch der integrative Charakter von Kunst gelebt wird, hat sich gerade erst diese Woche gezeigt: „Da waren vier Kinder da, die konnten manche Sachen noch nicht“, erzählt Reinmüller. Eines dieser Kinder lebt seit zwei Jahren in Pforzheim. Das Mädchen ist aus dem Irak geflüchtet. Was sie tun müssen, haben sie bei Reinmüller erfahren. Als dann die nächsten Kinder kamen, haben sie es den Altersgenossen gleich selbst erklärt. Ein Bild, das auch sie berührte. „Ich fand das ganz toll.“

Kunst fördere eben schon in jungen Jahren das Zusammensein von Menschen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht. Und wenn es mal nicht die Gleichaltrigen sind, die sich gegenseitig helfen können, dann steht in der Regel auch ein pädagogischer Betreuer parat, der unterstützen kann. „Das kommt auch gut an, dass immer jemand da ist und ihnen alles zeigt“, weiß Reinmüller, die sich über die durchweg positive Resonanz freut. Nicht nur in der Galerie selbst: auch der virtuelle Rundgang im Internet kommt gut an. 765 Besucher wurden bislang dort gezählt.

Dass man sich für den Vorort-Besuch in der Galerie anmelden muss, hat zudem seine Vorteile: „Die Familien kommen im Halb-Stunden-Takt, was dazu führt, dass die Familien mit ihren Kindern meist alleine an einer Station sind und diese exklusiv genießen können“, verrät Reinmüller.

Info

Traumreisen kann man noch bis Oktober unternehmen, mittwochs und samstags zwischen 14 und 17 Uhr sowie sonntags zwischen 10 und 17 Uhr. Der Besuch ist kostenlos, erfordert aber eine telefonische Anmeldung unter der Rufnummer (0 72 31) 39 18 86



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