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Unter -10 Grad in der Nacht

Streusalzlager in Pforzheim und Enzkreis sind gut gefüllt

Die Kälte kommt in den Süden. Szenen wie in Zentraldeutschland möchte man in Pforzheim und Enzkreis allerdings gerne vermeiden. Wie sich Kreise, Kommunen und Verkehrsunternehmen vorbereiten.

PKW prallt zw Büchenbronn und Grunbach mit der Fahrerseite gegen Winterdienstfahrzeug
Meist stärker als das entgegenkommende Auto: In diesem Winter gab es im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim schon zehn Unfälle mit Schneeräumfahrzeugen – wie hier zwischen Engelsbrand und Büchenbronn. Foto: Waldemar Gress

Einen solchen Winter, wie er nun bevorsteht, ist man im Raum Pforzheim kaum noch gewöhnt. Über Nacht fallen die Temperaturen in den zweistelligen Minusbereich, auch tagsüber werden die 0 Grad wohl nicht mehr erreicht.

Es ist die Zeit, in der die Mitarbeiter von Jens Hartmann und Heinrich Elwert besonders gefordert sind. Der eine, Hartmann, ist Abteilungsleiter der Technischen Dienste der Stadt Pforzheim. Der andere, Elwert, leitet die Straßenmeisterei im Enzkreis.

Beide haben ihre Salzlager noch einmal aufgefrischt. Der Winter kann kommen.

Stadt Pforzheim hat noch einmal Salz nachbestellt

„Wir gehen im Moment davon aus, dass wir es im gesamten Februar mit einer Kältewelle zu tun haben“, sagt Hartmann. 15 Tage Eiszeit im Minimum bedeute das. Entsprechend fülle man Streusalz ins Lager, und zwar „alles, was rein geht“. In den vergangenen Jahren habe man knappe 2.000 Tonnen Salz im ganzen Winter gestreut. Diese Mengen sei man bereits losgeworden, nun, da die sibirische Kälte gen Süden wandert.

Weitere 3.000 Tonnen Salz befinden sich im Lager, zusätzlich wurden noch einmal 1.000 bestellt. Unmengen sind das trotzdem nicht. „Dieses Jahr haben wir halt wieder einen Winter“, sagt Hartmann. 21 Fahrzeuge stehen bereit, rund 100 Menschen fährt die Stadt im Kampf gegen Eis und Schnee auf.

Wenn ich nachts ins Bett falle, sehe ich hinter geschlossenen Augen noch Schneeflocken.
Jens Hartmann, Abteilungsleiter der Technischen Dienste der Stadt Pforzheim

„Am Ende des Tages merkt man da schon, was man getan hat“, sagt Hartmann. „Wenn ich nachts ins Bett falle, sehe ich hinter geschlossenen Augen noch Schneeflocken.“ Und doch mache man es ja gerne. Auch, weil der Fuhrpark modernisiert wurde. „Das reduziert die Gefahr, dass Fahrzeuge ausfallen“, sagt Hartmann.

Bei zu tiefen Temperaturen wird nicht mehr gestreut

Der Fokus wird auf den Hauptverkehrsstraßen liegen, die Wege für die Busse müssen frei sein. Darauf setzt man auch beim Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis, räumt aber ein, dass es wetterbedingt zu Verspätungen kommen kann. Die Leidtragenden wären dann die Wohnviertel.

Eei zu tiefen Temperaturen wohl nicht mehr streuen, nur noch räumen.
Jens Hartmann, Abteilungsleiter der Technischen Dienste der Stadt Pforzheim

„Es kann schon sein, dass die Nebenstraßen mal für zwei, drei Tage weiß sind“, warnt Hartmann. Ein weiteres Problem sind die niedrigen Temperaturen, gerade nachts. „Irgendwann ist die Tauwirkung des Salzes nicht mehr so gut“, sagt Hartmann. Deshalb werde man bei zu tiefen Temperaturen wohl nicht mehr streuen, nur noch räumen.“

Auch Enzkreis füllt die Lager auf

Enzkreis-Kollege Elwert ist da entspannter. „Man hat das Gefühl: Da fallen zwei Schneeflocken und in Pforzheim bricht gleich das Chaos aus“, sagt er. Ab und an gebe es halt echten Winter. Trotzdem sei man natürlich darauf vorbereitet. Auch im Enzkreis sind die Salzlager gut gefüllt. Mehr als 4.000 Tonnen liegen vorrätig, weitere 1.800 Tonnen wurden noch einmal bestellt.

Wenn die Strecken frei sind, dann wird auch schneller gefahren.
Heinrich Elwert, Leiter Straßenmeisterei Enzkreis

Elwert sieht vor allem im Autoverkehr Risiken. „Durch Corona sind die Straßen freier“, sagt er. In der Stadt hofft Hartmann zwar dadurch auf weniger Unfälle, doch über Land wird anders gefahren.

„Wenn die Strecken frei sind, dann wird auch schneller gefahren“, erklärt Elwert. Da seien Unfälle vorherzusehen. 14 Einsatzfahrzeuge stellt der Enzkreis bereit, hinzu kommen die Bauhof-Teams der Städte und Gemeinden, wie etwa in Neuenbürg.

Anwohner müssen streuen

Dort hat Tiefbau-Sachgebietsleiter Denis Kraft seine Lager ebenfalls gut gefüllt und gibt sich entspannt: „Es gab schon schlimmere Winter bei uns.“ Das größte Problem sieht er bei den Anwohnern. „Sie haben eine Räum- und Streupflicht“, betont Kraft. „Das wird auf den Gehwegen gerne mal vergessen.“

Ähnlich gelassen gibt man sich bei den Rettungsdiensten. Guido Lobermann, stellvertretender Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Pforzheim, gibt sich entspannt. Wenngleich im Ruhrgebiet Feuerwehrkollegen mit gefrorenem Löschwasser zu kämpfen hatten, so schließt er dies für Pforzheim aus. „Schwieriger ist eher, dass unser Löschwasser am Boden sofort gefriert bei diesen Temperaturen.“

Deshalb sei die Feuerwehr auch mit speziellem Schuhwerk ausgestattet, durch das man mit Spikes über entstehendes Glatteis gehen könne, zumindest ein paar Kameraden pro Löschzug.

Und seitens der Polizei geht man nicht von einer „Extremwetterlage“ aus. Man sei vorbereitet, appelliere aber an die Autofahrer, Geschwindigkeit, Sicherheitsabstand und Ausrüstung an die Witterung anzupassen – also etwa Winterreifen aufzuziehen und gegebenenfalls Schneeketten.

Abellio geht nicht von Beeinträchtigungen aus

Im Nahverkehr sieht man die Situation schon ein wenig kritischer. Beim Zuganbieter Abellio teilt man auf Nachfrage mit, man beobachte die Lage permanent. Die DB-Netz-AG habe zudem eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um schnell handeln zu können. Wenn Züge ausfallen sollten, werde das Unternehmen zeitnah darüber informieren. „Wir rechnen aber nicht damit, dass es Zustände geben wird wie in Zentraldeutschland.“

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