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Bis Ostern vor St. Michael

Tour durch Deutschland: Erzengel Michael macht Halt in Pforzheim

Erzengel Michael aus Dresden hat auf seiner Deutschlandreise am Freitag die Stadt Pforzheim erreicht. Er wird vor der Schlosskirche aufgestellt und als Friedensbote über die Stadt wachen.

Skulptur, Arbeiter
Noch schwebt der Dreifuß über ihm, aber bald steht Erzengel Michael senkrecht vor der Schlosskirche, wobei ihm Boris Stede, Künstler Reinhard Pontius und Joachim Seifer behilflich sind. Foto: Susanne Roth

„Ich habe ihn gesehen und war sofort verliebt.“ Kein Wunder, dass die Evangelische Schuldekanin Katharina Vetter alles daran setzt, ihren „Liebsten“ nach Pforzheim zu holen. Man könnte jetzt sagen, dass der Angebetete mit Namen Michael das erwidern müsste.

Tut er vielleicht auch, aber nicht nur für Katharina Vetter, sondern auch für Pfarrerin Reisner-Baral und überhaupt alle, die in den nächsten Tagen an der Schlosskirche St. Michael vorbei kommen. Aber er tut es auf seine Art: Der Angehimmelte ist aus Holz. Aus Eichenholz, um genau zu sein. Er wiegt 400 Kilogramm und hat eine Körpergröße von fast drei Metern.

Dank dem Künstler Reinhard Pontius sind diesem Michael Flügel gewachsen. Ein freundliches Gesicht ziert den Erzengel Michael, der am Standort neben dem Treppenaufgang zur Schloßkirche bis Ostern in die Runde blickt – in aufrechter Haltung, einen gewissen Stolz ausstrahlend.

Das steht ihm gut zu Gesicht, hat er doch laut Heike Reisner-Baral, Pfarrerin der evangelischen Friedensgemeinde an der Schloßkirche St. Michael, Satan aus dem Himmel vertrieben.

Bis der Erzengel Michael auf seinem Standfuß am Schloßberg steht, fließt aber noch etwas Schweiß. Erst mal muss der Fuß mit Hilfe von Boris Stede und Joachim Seifer „im Wasser“ stehen, das heißt er muss waagerecht sein. Ein Dreibein mit einem großen Haken und einem Flaschenzug stellt den Engel schließlich senkrecht.

Von Dresden über Schwäbisch Hall nach Pforzheim

Bevor Pfarrerin Heike Reisner-Baral den Segen spricht und auch der Vorsitzende der „Freunde der Schloßkirche“ Christoph Timm den Engel herzlich willkommen heißt sowie die Nieferner Gruppe „Los Trommlos“ den Ankömmling trommelnd begrüßt gibt der Dresdner Künstler Reinhard Pontius gern noch Auskunft darüber, wann und warum sein Engel die Flügel ausbreitete, um nach Dresden, dann nach Schwäbisch Hall und schließlich nach Pforzheim zu fliegen – wohlgemerkt immer zu einer Michaelskirche und das insgesamt drei Jahre lang.

Ich habe das Gefühl gehabt, dass er raus muss unter die Leute.
Reinhard Pontius, Künstler

Der Erzengel entstand im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs – wobei er schon die Schwierigkeit gesehen habe, aus Holz „ein geistiges Wesen“ zu erschaffen, so Pontius. Letztlich habe er versucht, sich in den Erzengel hineinzuversetzen und gewissermaßen „aus dem Engel heraus“ gearbeitet. „Er hat mich sozusagen geführt“.

Der eicherne Erzengel Michael stand dann, so Reinhard Pontius, „jahrelang in meinem Atelier herum“. Er habe, so sagt er, immer mehr das Gefühl gehabt, dass er da gar nicht hingehöre, „dass er raus muss unter die Leute“. Denn der Erzengel sei ein Brückenbauer, einer, der zwischen den Welten stehe. Und deshalb freut sich Reinhard Pontius auch, dass seine Skulptur, sein Symbol des Friedens und der Versöhnung, vor der Schloßkirche steht. „Da steht er genau richtig.“

Das tut er auch dank der laut Reisner-Baral großzügigen Unterstützung des städtischen Kulturamtes und der Werner-Wild-Stiftung. Und er wird lange genug dort stehen, um die Übergabe des Wandernagelkreuzes (Coventry) an die Friedensgemeinde in ein paar Tagen mitzubekommen.

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