"Nur ganz wenige schaffen das"
„Jede kleine Ortschaft mit einem Gewässer hat eine Surf-Initiative“, sagt Szenekenner Simon Scheffold. „Aber es schaffen nur ganz wenige, dass aus der Initiative eine Citywelle wird. Gut gemacht, Pforzheim.“ Meist scheitern die Projekte an den Finanzen. Scheffold kennt die Gründe: Wasserwerke nutzen Flüsse und Bäche, um Strom zu erzeugen. „Sie sind schwer davon zu überzeugen, dass sie für eine Surfwelle weniger Strom erzeugen sollen. Dann kommt meist noch der örtliche Fischzuchtverein und hat Einwände. Und der technische Aufwand ist auch nicht zu unterschätzen.“ Aus geplanten Kosten von 300 000 Euro würde da ganz schnell eine halbe Million oder noch deutlich mehr. Gut möglich, dass Vertreter der Black Forest Wave an diesem Wochenende auch auf Scheffold treffen. Denn die Szene zieht es auf die Sport-Business-Messe „Ispo“ in München. Der Verein will sich dort mit anderen Initiativen austauschen.
Surfen soll in Pforzheim gratis sein
Das Pforzheimer Projekt profitiert von einer Reihe von Sponsoren und Spendern. Sie finanzieren nicht nur den Bau, sondern auch den mehrwöchigen Betrieb der Black Forest Wave. Das Surfen soll laut Auskunft des Vereins für alle Boarder gratis sein. Nicht nur deshalb rechnet Scheffold, Chefredakteur der Zeitschrift „Surfers Mag“, mit einem großen Andrang. Er will im Frühjahr auch selbst die neue Welle testen: „Es ist mega, was sich da tut.“ Es gebe Tausende Surfbegeisterte im süddeutschen Raum und nicht jeder wolle oder könne nach München zur berühmten Eisbachwelle. „Ich bin sicher, dass es in Pforzheim regen Zulauf gibt. Es werden eher irgendwann zu viele als zu wenige Leute“, sagt Scheffold.
Vorfreude in Pforzheim
Auch in Pforzheim ist die Vorfreude groß. Für das Projektteam um Steffen Rose wird ein Traum wahr. Der fürs Standortmarketing verantwortliche Sascha Binoth gibt sich „absolut begeistert“. Und Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler ist sicher, „dass die Black Forest Wave ein besonderer Anziehungspunkt für junge Menschen und Junggebliebene sein wird“.
Halle für Montage der Rampe gefunden
Ganz aktuell steht der zweite Bauabschnitt kurz bevor. Die Macher befinden sich nach eigener Auskunft in der letzten Phase der technischen Detailplanung. Das Fundament für die stehende Welle wurde bereits im Herbst eingebaut. Als nächstes soll eine Rampe entstehen, die auf das Fundament in den Metzelgraben am Kupferdächle gesetzt wird. Nach einem Aufruf beim Spatenstich im Dezember erhielt das junge Projektteam mehrere Angebote für Hallen in der Region, in denen die Holzrampe zusammengebaut werden könnte. Inzwischen ist die Wahl getroffen.
Neues Spektakel im Metzelgraben
Eine wasserrechtliche Genehmigung der Stadtverwaltung für das Aufstauen des Wassers fehlt noch. Sie könnte laut Auskunft aus der städtischen Pressestelle Ende Februar oder Anfang März erteilt werden. Fällt der Bescheid positiv aus, kann danach aus Sicht der Stadt bereits der Probebetrieb beginnen.
Damit man von dem völlig neuen Spektakel im Metzelgraben auch von außen etwas hat und den Surfern zuschauen kann, wird noch im Lauf des Februars das Gehölz auf der Stadtgartenseite zurückgeschnitten. Auf der Seite zum Kupferdächle wurde das bereits im Herbst erledigt. Dort war der Schnitt nötig, um die Arbeiten am Fundament zu erleichtern.
Welle aus Schwarzwaldwasser
Im Graben kann immer nur eine Person gleichzeitig surfen. Die Intervalle unterscheiden sich je nach Level der Surfer, von wenigen Sekunden bis mehrere Minuten soll laut Black Forest Wave alles dabei sein. Sobald ein Surfer vom Board fällt, kann der nächste auf die Welle aufspringen. Sie kann quasi per Knopfdruck an- und abgestellt werden. Sie speist sich aus dem Schwarzwaldwasser der Nagold und kommt durch ihre spezielle Konstruktion ohne zusätzliche Energiezufuhr aus. Das Wasser wird auf der schrägen Rampe beschleunigt und trifft unten auf langsameres Wasser – dadurch entsteht die stehende Welle, auf die sich nun die ganze Szene freut.