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Bilanz vorgelegt

Warum bei der Sparkasse Pforzheim Calw das Gold hoch im Kurs steht

Sie ist bundesweit die Nummer acht und in Baden-Württemberg die Nummer eins unter den Sparkassen: Dennoch weht für die Sparkasse Pforzheim Calw zumindest im Wettbewerb um Kundeneinlagen ein rauerer Wind.

Die Nummer eins im Südwesten: Die Sparkasse Pforzheim Calw führt mit ihrer Bilanzsumme unter den 50 baden-württembergischen Sparkassen.
Die Nummer eins im Südwesten: Die Sparkasse Pforzheim Calw führt mit ihrer Bilanzsumme unter den 50 baden-württembergischen Sparkassen. Foto: Colin Zitt

„Die Anleger freuen sich: Es gibt wieder Guthabenzinsen“, sagt Sven Eisele bei der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Pforzheim Calw. Seit Jahresbeginn verzinse man als eines der ersten regionalen Kreditinstitute wieder Spareinlagen und Tagesgelder.

Kundeneinlagen sind mit der EZB-Zinswende vor allem für Sparkassen und Genossenschaftsbanken wieder interessant geworden. Allerdings gewinnt der Wettbewerb darum vor allem durch Online-Anbieter an Schärfe: So hat jetzt der Neobroker Scalable Capital eine Verzinsung von 2,3 Prozent angekündigt. Zuvor war Trade Republic mit 2,0 Prozent voran geprescht.

Mit solchen Konditionen werde auch die Sparkasse Pforzheim Calw als achtgrößte deutsche Sparkasse getrieben, räumt Vorstandschef Hans Neuweiler ein. „Aber wir haben eine Antwort darauf. Wir bieten Beratung.“

Scalable Capital, Trade Republic & Co dürften mit ihrer Zins-Offensive ohnehin etwas Anderes im Sinn haben: Sie möchten Kundschaft fürs Aktien- und ETF-Geschäft gewinnen. Vor allem eine junge Klientel ziehen sie damit an. Auch hier gibt es einen Wettstreit: So sei es der Sparkasse gelungen, beim Wertpapier-Sparen besonders viele junge Kundinnen und Kunden zu begeistern, sagt Eisele. Neuweiler schiebt nach: „Man geht gerne zum Marktführer. Der Turm ist gut sichtbar.“ Der ist 75 Meter hoch und Teil der Sparkassen-Zentrale.

Doch bei aller Freude übers Comeback des Zinses steht auch fest: Mit der klassischen Spareinlage legen Anleger drauf – die hohen Inflationsraten sind schuld daran. Immerhin stieg der Einlagenbestand bei der Privatkundschaft der Sparkasse um 2,9 Prozent, was Banker Eisele als Vertrauensbeweis wertet.

Die Wertpapierumsätze hingegen gingen um 1,9 Prozent zurück, was unter anderem auf Putins Angriffskrieg und dessen Folgen zurückzuführen ist: Bekanntlich baissierten Aktien danach über einen langen Zeitraum im vergangenen Jahr.

Umsatz in Gold auf 20,5 Tonnen gesteigert

Zugelegt hat die Sparkasse hingegen im Gold-Geschäft. In Krisenzeiten ist das Edelmetall gefragt – und das öffentlich-rechtliche Geldhaus ist nach eigenen Angaben bundesweit hier nach der Commerzbank die Nummer zwei. „Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Umsatz in Gold um 5,5 Tonnen auf 20,5 Tonnen gesteigert“, so Vorständin Kerstin Gatzlaff.

Im Wettstreit um Kundschaft setzt die größte Sparkasse im Südwesten auch auf ein Treueprogramm: Bereits über 100.000 registrierte Stammkunden bekommen beispielsweise rabattierte Veranstaltungs-Tickets oder beim Bezahlen bei Partnern aus Handel und Gastronomie ein Teil des Geldes zurück.

Vor allem bei Firmenkunden ist die Größe der Bank ein Argument: Sie hat, anders als kleine Sparkassen, eine Außenhandelsabteilung mit eigenen internationalem Korrespondenzbanken-Netz, eine Risikokapitalgesellschaft und mischt zudem im M&A-Business mit.

Dabei geht es um Fusionen und Übernahmen. Im vergangenen Jahr habe man für sieben Mandanten erfolgreich Transaktionen realisiert, so Gatzlaff. Üblicherweise beschäftigen sich in der Branche sonst Großbanken, Investmentbanken und die Spitzeninstitute der Regionalbanken mit M&A.

Dass die Volksbank Pforzheim und VR Bank Enz plus nun Teil der großen „Volksbank pur“ sind, sieht Neuweiler gelassen. „Wettbewerb belebt das Geschäft“, sagt er dazu.

Im Baufinanzierungsgeschäft ist der Boom vorbei

Ein Blick auf die Aktivseite der Bilanz: Baufinanzierungen boomten bei der Sparkasse noch im ersten Halbjahr – durch Zinswende und hohe Inflation ist aber wieder Normalität eingekehrt. „Einlagen aus der Region für eine Kreditversorgung der Region“, bleibe bei aller internationalen Kompetenz das Geschäftsmodell, betont Vorstand Georg Stickel.

Als Bekenntnis der Regionalbank zur Region sehen die Chef-Banker auch ihr recht neues „Turm-Quartier“: Rund um ihre Zentrale bietet die Bank Gastronomie, Shopping-Welten, Ausstellungen etwa zu Gold und Mineralien sowie Räume für Konferenzen und Kultur.

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