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Neues Dekorationskonzept

Weihnachtsmann als Selfie-Magnet: So trösten sich die Pforzheimer über fehlenden Budenzauber hinweg

Jeder will ihn fotografieren: Der neue Mann in der Fußgängerzone läuft dem „Dicken“ als Fotomodel schon wenige Tage nach seiner Ankunft den Rang ab. Aber der große Weihnachtsmann vor der Geschäftsstelle des Pforzheimer Kurier ist auch viel farbenfroher und in der Corona-Tristesse eine echte Lichtgestalt.

Weihnachtsmann in Pforzheimer Fußgängerzone
Hier bin ich. Der Weihnachtsmann oder auch Santa Claus begrüßt Besucher der Pforzheimer Fußgängerzone. Foto: Jürgen Müller

Seine golden, rot und silbern glitzernde Pracht entfaltet der an die zwei Meter hohe Kerl zwar erst mit Einbruch der Dämmerung. Aber dann wird aus dem von der Stadt angepriesenen Santa Claus, der es sich auf einer Bank vor dem Pforzheimer Kurier gemütlich gemacht hat, ein stattlicher Weihnachtsmann.

Zum Gruß reckt er den Arm in die Luft und seit seiner Ankunft in der City ist er das Fotomotiv schlechthin in einer von Corona-Tristesse geprägten Vorweihnachtszeit. Kaum hat sich ein kleiner Junge mit seinem Vater entfernt, machen zwei junge Frauen Selfies. Dann posieren Emma, Lena und Mattis vor der Figur hockend für ihre Mutter.

Lisa Pfaff hält den Moment per Smartphone fest. „Ich finde den Nikolaus super“, sagt sie, die Großeltern Angelika und Kurt Fischer sind der gleichen Ansicht. „Besser als nix, sonst wäre es ganz trostlos. Aber es fehlen halt die Buden.“

Der ist wirklich sehr schön.
Sidar, zehn Jahre alt

Dass eine noch so aufwendige Weihnachtsbeleuchtung den Budenzauber in der City nicht ersetzen kann, war Oberbürgermeister Peter Boch und Erstem Bürgermeister Dirk Büscher klar, als sie kürzlich das Konzept vorstellten. Doch will man der Bevölkerung bei allen Einschränkungen besonderen weihnachtlichen Glanz bieten.

Und Büschers Prognose, der Weihnachtsmann werde Kinderaugen zum Leuchten bringen, trifft zu. Als großer Fan zeigt sich Sidar. „Der ist wirklich sehr schön“, betont der Zehnjährige und strahlt. Selbst Erwachsene lassen sich von der in wechselnden Farben leuchtenden Figur verzücken.

„Ich habe ein Video gemacht, das ich meiner Schwester in den USA schicken werde“, sagt Sidars Opa Ralf Fix, und der Rest seiner Familie ist ebenso angetan. Fix würde sich aber ein paar Lichter mehr am riesigen Baum auf dem Marktplatz wünschen.

„Da gehört noch was hin“, findet der Pforzheimer und denkt an einen ganz bestimmten Weihnachtsbaum: Aber Pforzheim ist nicht New York und liegt nicht am Hudson oder East River, sondern an der Enz.

Ehepaar aus Pfinztal will den Weihnachtsschwan live sehen

Und dass auf dem Wasser dort ein majestätischer, überlebensgroßer Schwan schwimmt, hat Familie Fix noch gar nicht gesehen. Thomas und Nelida Lipp dagegen schon. Das Ehepaar aus Pfinztal wollte sich den Weihnachtsvogel auf einen Zeitungsbericht hin live ansehen. „Wunderschön ist er“, finden beide, nachdem sie ein Selfie gemacht haben mit dem Schwan im Hintergrund.

Schwan und Weihnachtsmann sind zwar die auffälligsten, aber nicht die einzigen Hingucker im neuen Goldstädter Lichterkonzept. Seit Donnerstag ist auch die Videoleinwand am Rathaus in Betrieb. Imagefilme werden gezeigt und Weihnachtssongs gespielt.

„Ach Gott, ist das schön!“ entfährt es Mitarbeiterin Annette Jäger, als sie zum ersten Mal die mit Lichterketten und leuchtenden Christbaumkugeln geschmückten Linden vor der Tür des Reformhauses Eden sieht.

Sie bedauert es, dass nicht wenigstens einzelne Buden in der City stehen, ähnlich der Mini-Mess. Eine Kundin ist anderer Ansicht: „Es ist richtig, dass es in dieser Situation keinen Weihnachtsmarkt gibt.“

Bringt mehr Licht auch mehr Kundschaft?

Die Stadtoberen knüpfen an das weihnachtliche Dekorationskonzept zudem die Hoffnung, dem Einzelhandel zu helfen. Ob mehr Licht in der City mehr Kundschaft in die Läden bringt, bleibt abzuwarten. „Ich denke schon“, sagt Annette Jäger vom Reformhaus. Thalia-Geschäftsführerin Erika Föst weiß aus den vergangenen Wochen, dass die Infektionszahlen die entscheidende Rolle spielen.

Vor allem ältere Kunden seien unsicher und ließen sich von Thalia die Bücher lieber zusenden. „Wir haben es drastisch gemerkt, als die Zahlen kürzlich rasant hoch gingen“, erklärt Föst. Auch jetzt gebe es deutlich weniger Kunden im Geschäft. „Aber die Leute, die da sind, kaufen auch mehr als vergangenes Jahr und gezielter. Sie wissen schon, was sie wollen.“

Als einen guten Ansatz bezeichnet Michaela Regelmann die neue innerstädtische Weihnachtsdeko. Die Filialleiterin des Bastelgeschäfts Creative Welt & Pracht am Marktplatz hofft auf positive Effekte, die sich aufs Weihnachtsgeschäft auswirken, ist jedoch skeptisch: „Um die Beleuchtung betrachten zu können, müssen die Leute in die Stadt kommen.“

Mit den Umsätzen in ihrem Geschäft am Waisenhausplatz sind Katalin Stiess und ihre Familie recht zufrieden. Das liegt wohl weniger an der Beleuchtung, als an dem Service, den sie ihren Kunden bieten und vermutlich auch am fleißigen Inserieren.

„Ich finde es immer schön, wenn die Stadt sich etwas extra einfallen lässt“, sagt Michaela Lenk, Geschäftsführerin vom Modefachgeschäft in der Lammstraße. Die Weihnachtsbeleuchtung sorge für eine schöne Atmosphäre und bringe die Menschen auch am Wochenende dazu, sich Schaufenster anzuschauen. Auch das Schaufenster von Mode Lenk ist festlich dekoriert. „Ob das aber die Kaufkraft erhöht?“

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