Fußgängerzone und Enz sollen zusammenrücken, indem ein Teil des Autoverkehrs aus der Zerrennerstraße verbannt wird und die Punkte Hauptbahnhof, Schlossberg, Markt- und Waisenhausplatz zu einer Achse verknüpft werden, die man ohne Hindernisse zu Fuß gehen kann: Das sind mögliche Bausteine eines Konzepts zur Weiterentwicklung der Zerrennerstraße, bei dem die Stadt die Bevölkerung zum Ideenaustausch einlädt.
Vorschläge können Bürgerinnen und Bürger auf die Art Wand eines Bauwagens kleben, der als „Kiosk Z“ für eine Woche vor dem Congresscentrum steht und zum Auftakt der „Ideenwoche Zerrennerstraße“ am Samstag rege genutzt wurde.
„Platz für Menschen und Kultur geht nur ohne Autoverkehr“, merkte jemand an. Andere wünschen sich einen sicheren Radweg auch für Kinder und eine hochwertige Außengastronomie.
Gut 50 Menschen waren gekommen, um zu hören, was ein Landschaftsarchitekt und ein Stadtplaner zur verkehrsträchtigen Ost-West-Achse zu sagen wussten. „Der Verkehr soll nicht komplett aus der Stadt“, erklärte Oberbürgermeister Peter Boch eingangs der Veranstaltung. Ziel sei eine Beruhigung des motorisierten Verkehrs.
Gleichzeitig will die Stadt Raum für Radverkehr schaffen und erwägt, mittels Grünflächen und weniger Fahrspuren Fußgängern die Barriere zu nehmen zwischen Haupteinkaufsstraße und Enzufer. Denn die von manchen gerne als „Zertrenner-Straße“ bezeichnete Trasse verhindert genau dies: Dass die City mit ihrer Flusslandschaft verbunden wird, an der viel Potenzial für Freizeitgestaltung liegt. Er könne sich vorstellen, sagte Boch, den Waisenhausplatz zu bespielen und das Stadttheater einzubinden.
Zerrennerstraße in Pforzheim wirkt als große Barriere
Landschaftsarchitekt Anton Schwarzenberg aus Karlsruhe sprach davon, die Stadt neu zu denken. Die Kulturachse vom Bahnhof zum Enzufer sei gestört durch die Straßenanlage aus den 60er-Jahren, einer Zeit, in der das Rad keine Rolle im Stadtverkehr spielte.
Wir brauchen bessere Aufenthaltsqualität.Anton Schwarzenberger, Landschaftsarchitekt
Heute sei die Stadt auch Erlebnisraum. Städte müssten ökologischen Anforderungen gerecht werden. „Wir brauchen bessere Aufenthaltsqualität.“ Schwarzenberg schlug etwa vor, die Bepflanzung auf der Straße weiter zu führen.
„Wir müssen es schaffen, dass man die Straße einfach queren kann“, sagte der mit Pforzheimer Verhältnissen vertraute Stadtplaner Ralf Huber-Erler aus Darmstadt.
Er schlug vor, die vierspurige Straße in eine zweispurige zu verwandeln und eine 20er-Zone einzurichten. Am Beispiel Ulm beschrieb er die positiven Effekte eines solchen Rückbaus. Als nicht sinnvoll erachtet er hingegen Brücke oder Unterführung. Erstere sei zu mühsam, zweitere mit Angst belastet. Erfahrungen hätten gezeigt, dass beide Optionen nicht genutzt würden.
Huber-Erler verdeutlichte auch, dass ein Zebrastreifen nicht funktioniere. Dies sei verboten bei mehrspurigen Straßen, „und wir wollen ja auch viele Querungen.“ Ampeln störten den Verkehrsfluss. Möglich seien Mittelinseln. Der Stadtplaner brachte auch das Konzept der Shared Spaces ins Spiel – Plätze und Straßen, auf denen sich Fußgänger, Fahrräder und Autos ohne Trennlinien und Verkehrsschilder gleichberechtigt bewegen.
Termin zum Ideenaustausch kommt gut an
Bei der Bevölkerung kam der erste Termin zum Ideenaustausch gut an. Mehrere Teilnehmer, darunter ein Optiker, plädierten dafür, die Zerrennerstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren. Auch er fahre Auto, merkte ein Vertreter der Initiative Critical Mass an. „Aber muss man als Autofahrer wirklich durchfahren können?“ „Ja!“ protestierten einige Zuhörer.
Zum Vorschlag, den Verkehr unter Tunnel zu führen, sagte Huber-Erler, dies sei viel zu teuer und habe zu viele Nachteile. Auch oberirdisch müssten die Seitenstraßen angebunden werden und schließlich gebe es ja noch den ÖPNV. Der Veranstaltung schloss sich ein gemeinsamer Spaziergang an, den Historiker Christoph Timm mit Fakten zur Entstehung der Zerrennerstraße anreicherte.