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Programm zum Gedenktag der Zerstörung zusammengestellt

Zum 23. Februar kommt der Friedensengel aus Dresden nach Pforzheim

Die Stadt schickt ihren Schicksalstag ins Netz: Das Programm zum 23. Februar, dem Gedenktag der Zerstörung im Jahr 1945, kann die Bevölkerung per Livestream erleben. Weder live noch digital will man aber den Freundeskreis „Ein Herz für Deutschland“ dabei haben. Die rechtlichen Hürden, ihren Auftritt auf dem Wartberg zu verhindern, sind groß.

Platz des 23 Februar Gernika Brücke
Platz des 23 Februar: Das Schild bei der Gernika Brücke in Pforzheim erinnert an das verheerende Bombardement 1945. Foto: Herbert Ehmann

Als Alternative zur Präsenzgedenkfeier auf dem Hauptfriedhof will die Stadt eine digitale Variante des Programms per Livestream anbieten, die die Menschen am 23. Februar ab 15 Uhr verfolgen könnten, teilt Ella Martin von der Pressestelle mit. Wie berichtet, wandert der Pforzheimer Gedenktag im Corona-Winter ins Netz.

OB Peter Boch werde eine Rede halten, ein Vertreter der katholischen Kirche Worte des Gedenkens sprechen und Dekanin Christiane Quincke die Feier mit einem Gebet abschließen. Außerdem würden wieder Kränze am Großkreuz auf dem Hauptfriedhof niedergelegt.

Fotoausstellung zeigt die Narben des 23. Februar

Das Kulturamt setzt das Projekt „Die Narben des 23. Februar“ um, das via Facebook und Instagram verfolgt werden kann. Sebastian Seibel zeigt dabei mit seinen Fotografien auf, wo die Zerstörung noch heute in der Stadt sichtbar ist. Die Bilder werden auch im Stadtlabor ausgestellt. Schulen stellt das Kulturamt erstmals den „Koffer zum 23. Februar“ zur Verfügung mit Materialien, die als Lernimpulse dienen sollen.

Anstelle des Lichtermeers auf dem Marktplatz wird die Bevölkerung aufgerufen, sich an Lichterketten in den Straßen zu beteiligen. Hierbei könnten Haushalte brennende Kerzen an ein Fenster zur Straßenseite stellen. Das Theater wird einen virtuellen Lesebeitrag anbieten.

Auch den Interreligiösen Segen des Rats der Religionen gibt es virtuell, ergänzt durch Friedensbotschaften. Das Kepler-Gymnasium plant einen digitalen Poetry Slam. Stolpersteine werden verlegt. Die Jüdische Gemeinde bietet einen digitalen Vortrag an. Das Kommunale Kino zeigt den Zeitzeugenfilm „Bombennacht“, das Kulturhaus Osterfeld bietet die digitale Lesung „Empfänger unbekannt“ an.

Holzskulptur „Michael“ wird vor der Schlosskirche aufgestellt

Eine Besonderheit in diesem Jahr: Die Holzskulptur „Michael“ des Dresdner Bildhauers Reinhard Pontius wird vor der Schlosskirche aufgestellt. „Der Engel ist während eines Symposiums aus einer jener Eichen entstanden, die vor dem Bau der Dresdner Waldschlösschenbrücke standen“, teilt Ella Martin dazu mit.

Der Bau der Brücke hatte damals die Stadtgesellschaft gespalten. Als 2005 die ersten Bäume gefällt wurden, sicherte sich der Dresdner Künstler Michael Grasemann die Eichenstämme und lud 2017 zehn Bildhauer aus ganz Deutschland ein, Engel daraus zu gestalten. Die Stämme, an die sich Menschen aus Protest gekettet hatten, verwandelten sich in zehn verschiedene Engel, die 2018 in der Osterzeit gegenüber dem Dresdner Rathaus als Friedensboten aufgestellt wurden. Nun geht die Holzskulptur „Michael“ als Botschafterin des Friedens und der Versöhnung auf Reisen durch Europa.

Wir werden abwarten müssen, wie sich die Fallzahlen entwickeln.
Peter Boch, Oberbürgermeister

Zum Thema „Fackelmahnwache“ des rechtsextremistischen Freundeskreis „Ein Herz für Deutschland“ lässt OB Boch mitteilen, die Stadt sei bereit, alle rechtlich zulässigen Wege zu gehen, um sie zu verhindern. Da jedoch Versammlungen trotz des Lockdowns weiterhin zulässig sind, seien die Hürden hoch; zum Infektionsschutz könnten Auflagen erlassen werden.

Ein Verbot dürfe derzeit nur als letztes Mittel verhängt werden, sollte sich der Infektionsschutz nicht auf andere Weise gewährleisten lassen. „Wir werden also abwarten müssen, wie sich die Fallzahlen entwickeln und ob – davon abhängig – die bestehende Rechtslage im Hinblick auf Versammlungen verschärft oder gelockert wird. Wir würden dies jedenfalls sehr begrüßen.“

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