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In Birkenfeld fing es an

Zwei junge Handballer aus Pforzheim träumen von der A-Nationalmannschaft

Für sein Land spielen wie Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer – davon träumen wohl alle junge Handballer, auch Lukas Süsser und Nico Schöttle von der SG Pforzheim/Eutingen. Die Jungs absolvieren bereits DHB-Lehrgänge und doch setzen sie nicht alles auf die Karte Handball.

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Durchsetzungsstark: Kreisläufer Lukas Süsser geht für die A-Jugend der SG Pforzheim/Eutingen und für das Jugendnationalteam auf Torejagd. Foto: Jürgen Müller

In die Fußstapfen von Groetzki oder Gensheimer treten, den Adler auf der Brust tragen und für Deutschland um Medaillen kämpfen – die A-Nationalmannschaft ist der Traum eines jeden jungen Handballers. Wahr wird er gleichwohl nur für die wenigsten. Auf einem guten Weg sind Lukas Süsser (18) und Nico Schöttle (16).

Die Jungs von der SG Pforzheim/Eutingen sind längst auf dem Zettel der Scouts vom Deutschen Handball Bund (DHB). Beide wurden bereits zu Lehrgängen eingeladen, Kreisläufer Süsser durfte sogar schon für die Jugendnationalmannschaft ran.

Schöttles Mutter war die erste Trainerin

Begonnen hat die noch junge Karriere von Schöttle und Süsser in deren Heimatort Birkenfeld, jener Gemeinde, aus der auch Nationalspieler Patrick Groetzki stammt. „Unsere Eltern waren und sind sehr aktiv beim TV Birkenfeld. Bei Nicos Mutter, die damals Jugendtrainerin war, haben wir zusammen mit dem Handball angefangen“, erzählt Süsser.

Schon bald ging es für die beiden Talente aber zum erfolgreichsten Jugendverein in der Region: Der SG Pforzheim/Eutingen. „Mein Bruder war bereits dorthin gewechselt, außerdem waren wir in Birkenfeld nur wenige Spieler. Da war es logisch, dass wir früher oder später auch nach Pforzheim gehen“, erklärt Rückraumspieler Schöttle. Bei der SG fanden sie das perfekte Gesamtpaket, um sich zu entwickeln: Gute Trainer, eine familiäre Atmosphäre – und eine ambitionierte Mannschaft.

Immer wenn wir zusammen im Team waren, hatten wir auch Erfolg.
SG-Jugendhandballer Lukas Süsser und Nico Schöttle

Gemeinsamer Erfolg kam nach dem Wechsel zur SG Pforzheim/Eutingen

„Immer wenn wir zusammen im Team waren, hatten wir auch Erfolg“, sagen die jungen Handballer. Aufgrund ihrer Jahrgänge – Süsser ist 2002 geboren und spielt aktuell in der A-Jugend, Schöttle mit Jahrgang 2003 in der B-Jugend – sind sie nur alle zwei Jahre zusammen in einer Mannschaft. Gemeinsam wurden sie Badenliga-Meister in der C-Jugend, im vergangenen Jahr nahmen sie als Oberliga-Champion an der deutschen B-Jugend-Meisterschaft teil.

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Feste Größe: Bei den SG-Handballern ist Rückraumspieler Nico Schöttle (links) nicht wegzudenken. Er hofft auf eine erneute DHB-Einladung. Foto: J. Müller

„Nico ist ein wichtiger Rückraumspieler für uns. Er hat einen starken Wurf und eine gute Spielsteuerung“, sagt Süsser über den Mitspieler. Dieser wiederum muss die Stärken seines Kumpels hin und wieder leidvoll im Training erfahren. „Lukas ist ein sehr starker Abwehrspieler. Wenn man an ihm vorbei will, weiß man: Das wird wehtun.“

Von der badischen Auswahl zum ersten Länderspiel

Mit Pforzheim ständig auf höchstem Niveau spielend, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Landesverband auf die Talente aufmerksam wurde, sie zunächst in die badische Auswahl und dann ins Team Baden-Württemberg berief. Dieses tritt jedes Jahr gegen die anderen Landesverbände beim Deutschland Cup an. Das Turnier ist auch ein Schaulaufen vor den DHB-Trainern.

Für Lukas Süsser ging es im März 2018 zu einem Sichtungslehrgang mit Spielern aus ganz Deutschland. „Da muss man richtig ranklotzen. 15 Einheiten stehen pro Woche auf dem Programm“, berichtet er. Neben Kraft- und Athletiktests achten die Trainer auch auf die technischen Fähigkeiten und das Spielverständnis der Jungs. Wie im Verein also, mit einem Unterschied. „Das Niveau ist nochmal viel höher.“

Zum ersten Mal für sein Land zu spielen, ist schon etwas Besonderes. Den Moment vergisst man nicht
Handball-Jugendnationalspieler Lukas Süsser

Mit seiner Leistung überzeugte Süsser die Bundestrainer, durfte noch weitere Lehrgänge besuchen und kam schließlich im November 2018 zu seinem ersten Länderspiel gegen Spanien. „Zum ersten Mal für sein Land zu spielen, ist schon etwas Besonderes. Den Moment vergisst man nicht“, erinnert er sich. Inzwischen hat er vier Länderspiele absolviert und auch schon Tore erzielt. „Von den Trainern gab es Lob. Sie waren mit mir zufrieden.“

Schöttle hofft auf erneute Einladung zum DHB-Lehrgang

Nico Schöttle steht der erste Einsatz im Nationalteam noch bevor. Gegen die älteren, körperlich starken Spieler hat er es schwerer. Als Allstar beim Deutschland Cup 2019 durfte er aber auch schon einen DHB-Lehrgang besuchen.

Man will bei einem solchen Lehrgang natürlich auf keinen Fall negativ auffallen.
Deutschland-Cup-Allstar Nico Schöttle

„Man will bei einem solchen Lehrgang natürlich auf keinen Fall negativ auffallen“, sagt Schöttle. Beim Gang an das Buffet habe er sich etwa zweimal überlegt, ob es gut ankommt, wenn er dieses oder jenes auf den Teller lädt. Derzeit hofft Schöttle auf eine erneute Einladung zu den Lehrgängen im April.

Handballer aus Birkenfeld haben weiter hohe Ziele mit der SG

Die SG-Jungs wissen beide, dass sie auch mit einer guten Leistung im Verein im Gedächtnis der Bundestrainer bleiben – entsprechend hoch sind ihre aktuellen und langfristigen Ziele. Süsser möchte mit der A-Jugend bei der deutschen Meisterschaft noch einige Spiele gewinnen, Schöttle die Teilnahme an der B-Jugend-Meisterschaft sichern.

Im kommenden Jahr geht das Dream-Team aus Birkenfeld dann wieder gemeinsam in der A-Jugend-Bundesliga an den Start, ehe zumindest Süsser schon in den Seniorenbereich wechselt. „Ich will bei den Männern gleich gut reinkommen“, sagt Süsser. Er hofft, dass die erste Mannschaft der SG in diesem Jahr den Sprung in die Dritte Liga schafft. Denn klar ist auch: Nur mit Spielpraxis auf höchstem Niveau kann die Reise ganz weit gehen – auch wenn das irgendwann den Abschied aus Pforzheim bedeuten sollte.

Trotz des Traums setzen Süsser und Schöttle nicht alles auf eine Karte

„Klar ist es unser Traum, so hoch wie möglich zu spielen und irgendwann im A-Nationalteam zu sein“, sagen die beiden, wohlwissend, dass eine schwere Verletzung die Tür zum Profibereich jederzeit ganz schnell zuschlagen könnte. Deshalb setzen sie nicht alles auf eine Karte: Schöttle geht derzeit noch aufs Gymnasium, Süsser macht im elterlichen Betrieb eine Ausbildung zum Metallbauer.

Die große Leidenschaft der SG-Handballer bleibt aber ihr Sport, wenngleich der mit vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche viel Zeit in Anspruch nimmt. Für die beiden kein Problem. „Ein Leben ohne Handball können wir uns schwer vorstellen.“ Müssen die Jungs aus Birkenfeld auch nicht: Denn der Traum vom A-Nationalteam lebt weiter.

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