Die Dumm-und-Dümmer-Titelentscheidung gewann zum Schluss tatsächlich noch eine lächerliche Dramatik. Die vor der Zeit als Champions gefeierten Borussen aus Dortmund traf die Eigendynamik eines Saison-Finales in der Fußball-Bundesliga tief ins Mark. Da hatten sie ihn also wieder, den Salat. Nur die Schale, die hatten sie nicht. Die krallte sich zum elften Mal in Folge der FC Bayern. Was war das ballaballa.
Hätte Netflix diese Saison des Abo-Meisters und dessen hausgemachten Wahnsinn hinter den Kulissen in einer Dokumentation festgehalten, wäre das ein garantierter Quotenspaß.
Jeder halbwegs interessierte Fußballfreund wäre neugierig auf die Einsichten, die erklären würden, wie der vornehmste deutsche Fußball-Konzern von Münchens Säbener Straße so rasant einen derart unerhörten Kontrollverlust in seinem Inneren erleiden konnte.
Oliver Kahn oder Herbert Hainer – einer bei Bayern München lügt
Nur wenige Minuten nach einem der wildesten Titelentscheidungen in der Bundesliga-Geschichte, an dessen Ende auch wegen des Dortmunder Nervenversagens gegen aufrecht gebliebene Mainzer der elfte Triumph in Folge des Rekordmeisters stand, versenkte die Führungsetage jedes Spurenelement von gutem Stil in der Isar.
Über die Hintergründe und über das Fehlen von Oliver Kahn in Köln gab es bald widersprüchliche Aussagen, die nur eine Wahrheit in sich trugen: Entweder lügt Kahn oder aber der Bayern-Präsident Herbert Hainer tut es.
Umgang mit Kahn und Hasan Salihamidžić ist respektlos auf mehreren Ebenen
Dass die beschlossene Trennung vom Vorstandsvorsitzenden Kahn und vom Sportvorstand Hasan Salihamidžić schon vor Abpfiff durchgestochen werden konnte, ist ein Vorgang, der in der Bundesliga-Geschichte seinesgleichen sucht.
Er ist respektlos auf mehreren Ebenen. Den Geschassten nahm er die Chance eines würdigeren Abgangs. Der Mannschaft mit ihrem Meisterschützen Jamal Musiala stahl er die ungeteilte Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt entwertete der Umgang mit den scheinbar kalt entsorgten Männern die sportliche Entscheidung selbst.
Irrer Aufstieg von Heidenheim – HSV muss in die Relegation
Langweiliger als die Langweile der Liga in den vergangenen Jahren war ja nur die allgemeine Klage über sie gewesen. Und diesmal? War’s ein Thriller, oben wie unten.
Das Herzschlagfinale in der Zweiten Liga rundete das irre Fußball-Wochenende in diesem Sinne ab. Heidenheim! In der neunten Minute der Nachspielzeit stürzte der Club von der Ostalb den in Sandhausen nur noch machtlos zuschauenden HSV wieder vom direkten Aufstiegsplatz. Frank Schmidt, dem unerschütterlichen Heidenheimer Urgestein auf der Trainerbank, ist dieser Gipfelsturm gegönnt.
So also kommt es, dass Heidenheim und die Bayern demnächst in derselben Liga spielen. Dass die Münchner aus dieser Saison personelle Konsequenzen ziehen mussten und dass Kahn und Salihamidžić als Hauptverantwortliche dabei leicht auszumachen waren, überraschte nicht.
Die unglückliche Moderation der Aufregungen um Manuel Neuer, Serge Gnabry oder Leroy Sané und der vergleichbar stillos abgelaufene Rauswurf von Julian Nagelsmann ist ihnen anzukreiden.
Kalle Rummenigge und Uli Hoeneß mit Comeback
Immerhin: Der bei den Bayern seltsam angekommene Nagelsmann-Nachfolger Thomas Tuchel, der das Triple platzen sah, weiß jetzt, wo er gelandet ist: in einem Intriganten-Stadl alter Männer, die am Sonntag Gelegenheit hatten, die meisterlichen Frauen des Clubs zu beklatschen.
Demnächst mischt der als Instanz im Aufsichtsrat reaktivierte „Kalle“ Rummenigge wieder mit – vereint mit dem Paten Uli Hoeneß. Das schönste Comeback seit Modern Talking, schrieb einer im Netz. Schau mer mal.