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„Tischtennis ist Familiensport“

Dang Qiu vom ASV Grünwettersbach möchte zu den Olympischen Spielen

Mit sieben Jahren begann der Sportler Tischtennis zu spielen. Heute ist er in der erweiterten Weltspitze angekommen. Schon Mama und Papa waren für die chinesische Nationalmannschaft im Einsatz.

Dang Qiu (Gruenwettersbach) rechts, gegen Kristian Karlsson (Duesseldorf).
Dang Qiu (Gruenwettersbach) rechts, gegen Kristian Karlsson (Duesseldorf). Foto: GES-Sportfoto GES/Oliver Hurst

Der Karlsruher Sportlerball musste im Frühjahr wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden und auch die Ehrung der Sportler des Jahres 2019 konnte deshalb nicht wie gewohnt stattfinden. Dang Qiu, der von einer Jury zu Karlsruhes „Sportler des Jahres“ gewählt wurde, weiter auf die „Goldene Pyramide“ warten, die dem Sieger verliehen wird. „Das war natürlich sehr schade, denn es ist schon eine besondere Ehre, diese Auszeichnung zu erhalten“, meint der Tischtennisspieler des ASV Grünwettersbach, der aber darauf hoffen darf, dass diese Ehrung doch noch nachgeholt wird.

Laut Sportbürgermeister Martin Lenz soll dies „im März kommenden Jahres coronakonform im Bürgersaal im Rathaus“ der Fall sein. Ausgezeichnet wurde Dang Qiu, der mittlerweile in der fünften Spielzeit für den ASV Grünwettersbach in der ersten Tischtennis-Bundesliga spielt, für seine Erfolge als Deutscher Meister im Doppel mit Benedikt Duda.

Der 23-Jährige, der in Nürtingen geboren wurde, ist erblich vorbelastet, denn sowohl Papa Jianxin Qiu, seines Zeichens 1987 Studentenweltmeister und Mutter Mutter Chen Hong waren für die chinesische Nationalmannschaft im Einsatz. Beide übersiedelten 1989 nach Deutschland, wo sie im Frickenhausener Ortsteil Linsenhofen heimisch wurden und 1999 die deutsche Staatsbürgerschaft annahmen. „Tischtennis ist sozusagen Familiensport“, sagt Dang Qiu, der schon im Alter von sieben Jahren begann, mit dem kleinen Zelluloidball zu spielen. Mittlerweile ist er in der erweiterten Weltspitze angekommen (Ranglistenplatz 52) und will weiter nach oben klettern.

Sportler statt Architekt

Das Jahr 2020 begann auch durchaus verheißungsvoll für den jungen Mann, der eigentlich Architektur studieren wollte, aber dann doch Tischtennis-Profi wurde. Mit dem ASV Grünwettersbach wurde er im Januar völlig überraschend deutscher Pokalsieger und im Februar feierte er bei den Portugal Open seinen bislang größten Erfolg, als er seinen ersten Einzeltitel auf der World Tour gewann. Dann kam der Lockdown und es blieb nur das Training, um sich in Form zu halten.

Dies gelang ihm augenscheinlich ganz gut, denn im August triumphierte er im Finale der „Düsseldorf Masters“ und wurde der erste Sieger dieser Serie. Die hatte sich Bundestrainer Jörg Roßkopf ausgedacht, um seinen Spielern während der Corona-Pandemie zu Wettkampfpraxis zu verhelfen. „Dieser Erfolg hat mir natürlich wieder neues Selbstvertrauen gegeben und mir gezeigt, das ich die Pause gut genutzt habe“, sagt der Mann, der sich auch mit der mentalen Seite seines Sports befasst.

„Training beginnt im Gehirn“ heißt ein Sachbuch von Lars Lienhard, das er gerade liest. „Körperliche Fitness ist das eine, das andere ist die mentale Fitness, die ganz wichtig ist, weil man die ganze Zeit in einem Spiel hochkonzentriert sein muss“.

„Recht entspannt“

Er selbst beschreibt sich als einen Menschen, der „recht entspannt“ sei, sich gerne mit Freunden trifft oder Animationsfilme schaut. „Zurückhaltend, höflich und ohne jegliche Starallüren, aber auch einer, der den Schalk im Nacken hat“, sagt Grünwettersbachs Manager Martin Werner auf die Frage, wie er denn seinen Starspieler sieht, der die japanische Küche liebt, aber auch bei Maultaschen nicht nein sagt. Andere Sportarten? „Tennis mag ich ganz gern und da besonders Rafael Nadal“, sagt er.

Mit Fußball hat er nicht soviel am Hut. „Ich schaue ganz gern, aber ich selbst bin ein miserabler Fußballer. Mein Ballgefühl ist in der Hand und nicht im Fuß“. Mit diesem Ballgefühl in der Hand scheint Dang Qiu noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung zu sein, zudem er auch den Willen und den Ehrgeiz mitbringt, sich ständig weiter zu verbessern, wie Bundestrainer Jörg Roßkopf sagt. Dieser Ehrgeiz könnte ihn vielleicht sogar noch zu den Olympischen Spielen 2021 nach Tokio bringen, denn als Doppelspezialist, der mit seinem Penholder-Stil schwer auszurechnen ist, stehen die Chancen für Dang Qiu gar nicht so schlecht, in Japans Hauptstadt dabei zu sein.

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