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Europäischer Fußball

Der reiche Super-League-Club: Pérez und seine Freunde

Real Madrid greift am Samstag wieder nach dem silbernen Henkelpott. In einem Wettbewerb, den die Königlichen im Verbund mit anderen Großclubs kannibalisieren wollten. Die Machtbeziehungen sind konfus.

Florentino Pérez, Präsident des Real Madrid, will weiterhin eine Super League.
Florentino Pérez, Präsident des Real Madrid, will weiterhin eine Super League. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa/Archivbild

Die Geschichte über Geld und Eitelkeiten im europäischen Fußball ist auch die über Florentino Pérez.

Der stets akkurat frisierte und elegant gekleidete 75-Jährige ist Präsident von Champions-League-Finalist Real Madrid, seine Mitgliedsnummer ist die 1793. Und Pérez ist – je nach Sichtweise – einer der Treiber der vermeintlichen Verkommenheit des modernen Spiels um Macht und Millionen. Oder, und das ist insbesondere seine Sichtweise, einer der wenige Visionäre, die den Fußball in eine bessere Zukunft tragen wollen.

An diesem Samstag wird Pérez auf der Tribüne des Stade de France sitzen, alles andere wäre überraschend. Die Königlichen greifen im schillernden Endspiel der Königsklasse gegen den FC Liverpool nach ihrem 14. Titel im wichtigsten aller Club-Wettbewerbe, den Pérez und seine Mitstreiter von Juventus Turin und dem FC Barcelona vor einem Jahr noch mit einem Coup kannibalisieren wollten. Die Super League scheiterte keine 48 Stunden nach der Ankündigung ihrer Gründung.

„Die einzigen Grüße, die wir bekommen, kommen von Zeit zu Zeit vom Gericht – oder es sind Drohungen, gewöhnliche Dinge, die uns nicht nervös machen“, sagte in diesem Monat Aleksander Ceferin. Der Präsident der Europäischen Fußball-Union UEFA wird am Samstag auch auf der Tribüne sitzen. Die Champions League ist im übertragenen Sinne sein Wettbewerb. „Wenn er zum Spiel kommt, wird er in meiner Nähe sitzen, weil sie die Finalisten sind“, sagte Ceferin über Pérez. Freundschaften werden nicht mehr entstehen.

Madrid, Barcelona und Juventus wollen Super League

Es ist ein seltsames Konstrukt im höheren Machtbereich des europäischen Fußballs. Pérez, Barcelonas Präsident Joan Laporta und Juventus-Chef Andrea Agnelli glauben weiter fest an ihre fixe Idee einer praktisch geschlossenen Super League der Spitzenclubs und klagen die UEFA bei jeder Gelegenheit als Monopolisten an. Längst beschäftigten und beschäftigen sich Gerichte mit dem komplexen Thema. Aktuell ist die UEFA Punktsieger. Ceferin ist (oder war) Pate von Agnellis Tochter.

„Das Monopol der UEFA ist mit dem Recht der Europäischen Union unvereinbar“, meinte Pérez Ende des vergangenen Jahres während der Jahresversammlung der Königlichen. „Wir werden uns von illegalen Drohungen nicht einschüchtern lassen. Wir werden nicht nachgeben.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte ein Gerichtsurteil aus Madrid Sanktionen der UEFA gegen die abtrünnigen Clubs noch verboten. Ende April hob eine neue Richterin am Handelsgericht Nummer 17 in Madrid diese Entscheidung auf. „Ich kann versichern, dass die Regularien, disziplinarische und andere, für jeden Club dieselben sind“, sagte Ceferin. Jeder Verein werde bestraft, wenn er gegen die Regeln verstoße. Wäre das vor einem Jahr schon rechtssicher gewesen, wären Real, Barcelona und Juventus womöglich schon von der Königsklasse ausgeschlossen.

Neun der Super-League-Gründer hatten Ende April 2021 ganz schnell wieder Abstand von dem Milliarden-Projekt genommen. Deutsche Vereine waren bei dem Putsch-Versuch gegen die UEFA nicht dabei.

Doch die drei Großclubs vom alten Geldadel bleiben. „Wir wissen, dass Real Madrid, Barcelona und Juventus immer noch an die Super League glauben und nicht unbedingt einlenken wollen“, sagte der Leverkusener Clubchef Fernando Carro, der im Vorstand der Club-Vereinigung ECA sitzt, der Deutschen Presse-Agentur. Bis zum Super-League-Knall war Agnelli ECA-Chef – jetzt ist es Nasser Al-Khelaifi, der Präsident von Paris Saint-Germain. Das macht es noch undurchsichtiger.

Mbappé-Fall beschäftigt Szene

Am vergangenen Wochenende überschüttete der aus Katar alimentierte Club aus Paris Starspieler Kylian Mbappé mit Millionen, damit dieser einen neuen Vertrag an der Seine unterschreibt – und eben nicht in Madrid. Das wiederum erzürnte den Chef der spanischen Liga, Javier Tebas, der eigentlich mit Barcelona und Real wegen eines milliardenschweren Investoren-Deals in Spanien im Clinch liegt. In diesem Mbappé-Fall aber sei Al-Khelaifi „so gefährlich wie die Super League“, schrieb Tebas, der um die Attraktivität seiner Liga bangt. Der Spanier sitzt für die European Leagues, Al-Khelaifi für die ECA im UEFA-Exekutivkomitee – dem Ceferin vorsteht.

Carro sieht das Finale in Saint-Denis am Rand der französischen Hauptstadt „als eine gute Möglichkeit, dass Aleksander Ceferin und die UEFA in Paris mit Real Madrid sprechen“. Alle seien „Teil des Fußballs, und Real Madrid ist einer der größten Vereine der Welt. Es wäre fahrlässig, wenn man die Chance auf eine Annäherung nicht nutzt“, meinte der Bayer-Chef. „Am Ende ist keinem geholfen, wenn die Fronten sich weiter verhärten. Es geht nur über Dialog. Meine Hoffnung darauf ist nicht sehr groß. Aber es ist mein Wunsch.“

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