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Fußball-WM

DFB setzt klare Zeichen gegen die FIFA in Debatte um One-Love-Binde

Der DFB erneuerte die Kritik am Weltfußballverband. Für Manuel Neuer hatte die Debatte um die One-Love-Binde sogar Einfluss auf die Partie gegen Japan.

23.11.2022, Katar, Ar-Rayyan: Fußball: WM, Deutschland - Japan, Vorrunde, Gruppe E, Spieltag 1, Chalifa International Stadium, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf unterhalten sich. Die Ministerin trägt eine Armbinde mit der Aufschrift "One Love". Foto: Federico Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Klare Kante: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf äußerten sich gegenüber der FIFA. Die Ministerin trug die One-Love-Binde während des Spiels. Foto: Federico Gambarini/dpa

Es geht munter weiter: Die Debatte um die verbotene One-Love-Armbinde und untersagte Regenbogenfarben bei der Fußball-WM in Katar haben auch den Tag des ersten deutschen Gruppenspiels vollends bestimmt.

Wenige Stunden vor dem Anpfiff im Khalifa International Stadium machten Bundesinnenministerin Nancy Faeser und DFB-Boss Bernd Neuendorf in Doha ihren Ärger über das Vorgehen der FIFA und das Verhalten der Sicherheitskräfte in den Stadien Luft.

Die One-Love-Armbinde zu verbieten, nannte die Ministerin einen großen Fehler. „Es ist nicht in Ordnung, wie die Verbände unter Druck gesetzt wurden.“

FIFA arbeitet „mit Einschüchterung und Druck“

DFB-Boss Neuendorf erneuerte vor dem Spiel am Mittwochnachmittag gegen Japan seine scharfe Kritik am Weltfußballverband. „Sie arbeitet mit Einschüchterung und Druck“, sagte der 61-Jährige im Ersten: „Wir sind in der Opposition zur FIFA. Wir wollen gucken, wie wir weitere Maßnahmen auf den Weg bringen.“ Für Donnerstag kündigte er eine Schaltkonferenz mit den europäischen Fußball-Nationen an, die die One-Love-Binde tragen wollten.

Der umstrittene FIFA-Chef Gianni Infantino war zu Gast beim unglücklichen Auftritt der Deutschen. Als er auf der Ehrentribüne Platz genommen hatte, stellte sich die DFB-Elf zum Gruppenfoto auf. Von Manuel Neuer bis Kai Havertz – alle hielten sich dabei demonstrativ den Mund zu.

Der DFB meldete sich umgehend auf Twitter zu der Aktion. Dort hieß es zur Erklärung: „Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein.“

Es gehe dabei nicht um eine politische Botschaft. Und weiter: „Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig. Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten.“ Bundestrainer Hansi Flick nahm am Abend nur kurz zu der Aktion Stellung: „Es solle ein Zeichen sein, dass die FIFA uns mundtot macht.“

Für Manuel Neuer ist die Binden-Debatte schuld an der Niederlage

Nach dem enttäuschenden 1:2 gegen Japan äußerte sich auch DFB-Kapitän Manuel Neuer. Der Torwart musste mit der offiziellen FIFA-Armbinde spielen. Die saß alles andere als gut, schlapperte am Arm herum. Neuers Kommentar dazu: „Das ist halt eine schlechte Qualität, denn ich habe keinen kleinen Bezips.“ Und er fügte vielsagend hinzu: „Wegen der Binde haben wir denke ich auch verloren.“

Dem ehemaligen Vorstandsboss des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger, platzte im Ersten der Kragen. Auch er lederte los gegen die FIFA-Gebaren, sagte: „Mittlerweile habe ich nur noch einen großen Hals auf die FIFA. Ich finde es unfassbar, was sie sich herausnimmt.“

Den Weltverband bezeichnet er als „desolate, disfunktionale Organisation“. Experte Bastian Schweinsteiger fühlte mit den Nationalspielern. „Das ist nicht ihre Schuld“, befand der Weltmeister von 2014.

Der frühere VfB-Sportdirektor Fredi Bobic, heute Geschäftsführer von Bundesligist Hertha BSC, bezeichnete den Weltfußballverband als „korruptes System“. Bobic führte aus: „„Das ist der größte Skandal, weil es den Fußball extrem beschädigt und nicht fair ist gegenüber den Jungs, die ein Turnier spielen wollen.“

Innenministerin Faeser, die während des Spiels die One-Love-Binde trug, beklagte am Mittwoch auch den Umgang mit Regenbogen-Symbolen. Einigen deutschen Fans waren entsprechende Kleidungsstücke vor dem Betreten der Arenen abgenommen worden.

„Das ist nicht mein Verständnis der Sicherheitsgarantie, die mir der Innenminister hier gegeben hat. Das enttäuscht mich schon doch sehr.“ DFB-Präsident Neuendorf schloss sich dem entschieden an: „Das ist für uns definitiv kein Zeichen des Willkommens, wenn man wegen solcher Zeichen aus dem Stadion geführt wird.“

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