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Nach Sturz

„Glatteis des Sommers“: Ende der Tour-Träume für Degenkolb

Schon nach dem ersten Tag ist für Klassikerspezialist John Degenkolb die Tour de France nach einem Sturz beendet. Der Deutsche gehört zu den Opfern beim Sturzfestival zum Tour-Auftakt. Schuld sind diesmal aber nicht rücksichtslose Veranstalter oder überambitionierte Profis.

Für John Degenkolb ist die Tour de France beendet.
Für John Degenkolb ist die Tour de France beendet. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

Niedergeschlagen und mit schmerzenden Knien saß John Degenkolb zu früher Stunde am Flughafen von Nizza. Heimflug nach Frankfurt statt Alpen oder Pyrenäen, lautete sein Reiseplan.

„Das ist das Ende vom Lied, das Ende meiner Tour 2020. Ich bin super traurig und enttäuscht, dass ich die Mannschaft verlassen muss. Ich bin ziemlich kaputt, sowohl im Kopf als auch körperlich“, teilte der Klassikerspezialist auf seinem Instagram-Account mit, nachdem es ihn beim Sturzfestival zum Auftakt der 107. Frankreich-Rundfahrt auf dem „Glatteis des Sommers“ („L'Equipe“) besonders hart getroffen hatte.

Bei einem Sturz auf regennasser Fahrbahn hatte sich Degenkolb beide Knie aufgeschlagen. Trotz „unfassbarer Schmerzen“ quälte sich der 31-Jährige ins Ziel und verpasste doch das Zeitlimit um einige Minuten. Die Tour-Organisation kannte keine Gnade und blieb beim Ausschluss. Degenkolb konnte damit leben. „Für meine Gesundheit ist es besser nach Hause zu fahren.“

Immerhin zeigten die Röntgenaufnahmen keine Fraktur, wie etwa beim Teamkollegen und Ex-Weltmeister Philippe Gilbert, der sich die Kniescheibe brach und damit den schwarzen Tag für die belgische Lotto-Soudal-Mannschaft perfekt machte.

So erlebte die Tour zum Auftakt ein Abziehbild der letzten Wochen nach dem Neustart Anfang August. Reihenweise gingen die Fahrer auf den glitschigen Straßen an der Côte d'Azur zu Boden. Doch diesmal waren es nicht rücksichtslose Veranstalter oder überambitionierte Radprofis, die das Chaos anrichteten. Der erste Regen nach vielen Sommerwochen hatte die dreckigen und teils mit einem Ölfilm bedeckten Straßen zu einer Eislaufbahn verwandelt. „Ich bin wie meine Omi die Abfahrten runtergefahren. Weil ich wusste, dass ein Sturz für mich gleich das Aus bedeuten könnte“, berichtete der Berliner Max Schachmann, der bereits mit einem Schlüsselbeinbruch an den Start gegangen war.

Die Fahrer ließen entsprechend Vernunft walten. Angeführt von Tony Martin - passenderweise ein gelernter Polizeimeister - neutralisierten sie zwischenzeitlich das Rennen. „Vielleicht war das auch das Resultat der schlimmen Vorfälle aus den letzten Wochen. Dass viele Fahrer sensibilisiert sind für die Gefahren im Rennen. Es war nicht zu vertreten, dass wir das Finale Vollgas in den Abfahrten nehmen“, sagte Martin der ARD.

Als es kurz vor dem Ziel wieder zur Sache ging, erwischte es ausgerechnet Mitfavorit Thibaut Pinot, der neben Hautabschürfungen auch Verletzungen am Knie und der rechten Schulter erlitt. Der Franzose, schon in der Vergangenheit nicht gerade vom Glück gesegnet, berichtete von „einem der schlimmsten Tage meiner Karriere“.

Immerhin konnte Pinot weiterfahren. Für Degenkolb ist dagegen Regeneration statt Rennen angesagt. Es sei noch zu früh, um zu sagen, wie lange er ausfalle. „Es gibt noch ein paar Rennen dieses Jahr. Es gilt, dafür bereit zu sein.“ Paris-Roubaix etwa, sein Lieblingsrennen, das diesmal im Oktober stattfindet. Auch da sind Schmerzen auf dem Kopfsteinpflaster programmiert. Aber damit kennt sich der gebürtige Thüringer ja aus.

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