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Weltumsegler

Herrmann nach Vendée Globe: Interviews, Orden, Kinderbett

Wieder an Land ist Boris Herrmann so gefragt wie nie. Und der Fünfte der Vendée Globe berichtet gern über seine Weltumseglung. Für seine Leistung soll er auch ausgezeichnet werden. Die nächste Herausforderung wartet nun zu Hause.

Weltumsegler Boris Herrmann gönnte sich nach seiner Ankunft in Les Sables d'Olonne einen Schluck Champagner.
Weltumsegler Boris Herrmann gönnte sich nach seiner Ankunft in Les Sables d'Olonne einen Schluck Champagner. Foto: Martin Keruzoré/Team-Malizia.com/dpa

Auch einen Tag nach seiner Zielankunft bei der Vendée Globe versiegte der Redefluss von Boris Herrmann nicht.

„Ich habe noch immer das Bedürfnis zu erzählen“, sagte der Weltumsegler. Und alle hören dem neuen deutschen Segel-Star gern zu. Nach seinem fünften Platz im französischen Les Sables-d'Olonne erlebt der 39-Jährige ein Interesse an sich wie noch nie.

Bei dem Interview-Marathon nach seinem 80-Tage-Meeres-Marathon wirkt der Hamburger dabei erstaunlich frisch. Er habe „wie ein Stein komatös geschlafen“, sagte er. Erst seine kleine Tochter habe ihn geweckt, als sie „mir in den Rücken geboxt“ hat.

Seine Reise um die Welt mit seiner Jacht „Seaexplorer - Yacht Club de Monaco“ hatte das Kommunikationstalent selbst zu einem Medienereignis gemacht. Über die sozialen Medien sprach er regelmäßig mit Journalisten oder diskutierte mit Kindern über den Klimawandel und die Verschmutzung der Meere. Das dramatische Schlusskapitel des modernen Abenteuers mit dem Zusammenstoß in dunkler Nacht mit einem Fischereischiff steigerte das mediale Interesse an ihm noch einmal.

Gerade diese folgenreiche Begegnung am Mittwochabend mit dem spanischen Kutter etwa 90 Seemeilen vor Les Sables-d'Olonne sorgte einen Tag nach Herrmanns Zieldurchfahrt zunächst noch für Diskussionen. Doch nach einem Telefonat mit dem Schiffseigner scheinen die Wogen geglättet zu sein. „Wir haben uns nett unterhalten. Auf jeden Fall keine Vorwürfe von meiner Seite“, sagte er. Sie hätten sich „nett gegenseitig beieinander entschuldigt“.

Zuletzt hatten Herrmann und der Kapitän des Fischkutters über den Vorfall noch unterschiedliche Ansichten geäußert. Kapitän Josu Zaldumbide hatte der „Süddeutschen Zeitung“ versichert, dass das AIS, durch das Schiffe ihre Navigations- und Schiffsdaten austauschen, bei ihm eingeschaltet gewesen sei. Herrmann hatte das angezweifelt.

„Er hat recht“, erklärte er nun. „In der Hast der Situation habe ich das als die einfachste und nahe liegendste Erklärung wahrgenommen, weil ich schon das ein oder andere Fischerboot gesehen habe, das kein AIS an hatte.“ Warum die Alarmsysteme auf seiner Jacht nicht ausgelöst haben, konnte er sich selbst nicht erklären.

Durch die Kollision bei schlechter Sicht und die Schäden an seinem Boot hatte Herrmann den erhofften Podiumsplatz oder sogar den Sieg verpasst. Er versucht, das positiv zu sehen. „Die Kollision hat mir gezeigt, wie sehr ich diese Ankunft wollte“, sagte er. Den Reiz an der Vendée Globe hat ihm der Unfall nicht genommen. Eine erneute Teilnahme schließt er nicht aus. „Ich kann mir durchaus vorstellen, die Vendée Globe noch einmal zu machen“, meinte er, nachdem er noch am Tag seiner Rückkehr sich vorsichtiger geäußert hatte.

Die Leistung des ersten deutschen Teilnehmers an der härtesten Regatta der Welt ist auch der Politik nicht entgangen. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen, hat Herrmann für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Eine entsprechende Anregung habe er bei der Hamburger Staatskanzlei abgegeben, sagte der Hamburger SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte einen Bericht des „Hamburger Abendblatt“.

Nicht allein wegen der sportlichen Leistung, betonte Annen, selbst leidenschaftlicher Segler. Herrmann habe als Umweltschützer auch gesellschaftliche Anliegen wie Klimawandel und Bildung mit der Regatta verbunden. „Das freut mich sehr, wenn das wahrgenommen wird und wertgeschätzt wird“, sagte der Sportler.

In den nächsten ein, zwei Tagen will Herrmann nach Hamburg zurückkehren. Dann steht voraussichtlich eine Tour durch Talkshows an. Anfragen gibt es genug. Die größte Herausforderung erwartet ihn aber zu Hause in Hamburg bei Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann und der sieben Monate alten Marie-Louise: Das Babybett für die Tochter muss zusammengebaut und die Vorhänge sollen aufgehängt werden. „Anscheinend sind das zwei meiner Aufgaben“, meinte er. „Das habe ich auch aus der Presse erfahren.“

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