Im Mai 1990 grübelten wir Kollegen am Pforzheimer Enzufer, wer denn Fußball-Weltmeister in Italien werden könnte. Wir beschlossen spontan, mal wieder Deutschland.
Zumal Trainer Franz Beckenbauer und unser Lieblingsspieler, der treue, knorrige Bayer Klaus Augenthaler das richten könnten. Es war so ein Gefühl. Das heftig ins Wanken kam, als im Achtelfinale der Gegner Niederlande nicht nur rüde zur Sache ging.
Sie wollten in ihrem Selbstbewusstsein aus dem EM-Titel, errungen 1988 in Deutschland, die DFB-Elf vorführen. Ihre Post hatte schon eine Marke gedruckt: Niederlande Fußball-Weltmeister 1990.
Mehr Emotion vor dem Fernseher war nie
Das Spiel war am 24. Juni, unserem ersten Hochzeitstag. Meine Frau und ich machten Urlaub auf der Kanal-Insel Jersey, die zu Großbritannien gehört. Im Hotelzimmer erlebten wir mit englischem Kommentar jenen Skandal, der fast nicht zu ertragen war. Frank Rijkaard bespuckte Rudi Völler und machte noch kindische Faxen ihm gegenüber.
Völler beschwerte sich, erhielt ebenfalls Gelb. Kurz darauf berührte er leicht den Torwart, Rijkaard zog ihn deswegen am Ohr. Beide wurden vom Platz gestellt und der Niederländer gab noch einmal das Lama in die Locken von „Tante Käthe“.
Mehr Emotion vor dem Fernseher war nie. Klinsmann machte den Rächer und das Spiel seines Lebens. Brehme schoss das zweite Tor zum 2:1. Später flog das deutsche Team von Rom an den Römer, als Weltmeister. Die Briefmarke konnte gedruckt werden.