Einen Wecker braucht Marco Thiede nicht, denn Marco Thiede hat Aron. Der will morgens um sieben raus und der Abwehrspieler des KSC hat sich mittlerweile daran gewöhnt, um diese Zeit aufzustehen und mit Aron eine Stunde spazieren zu gehen. Aron ist ein Labrador und der sorgt dafür, dass „mein Tagesablauf ziemlich durchstrukturiert ist“, wie Thiede schmunzelnd erzählt, der in den ersten Spielen der neuen Zweitligasaison zweifellos zu den Gewinnern in der Mannschaft von Christian Eichner gehört.
Als zweikampfstark und lauffreudig kannte man den 28-Jährigen schon immer, seit er 2017 vom SV Sandhausen zum KSC kam. Aber mittlerweile schaltet sich der Rechtsverteidiger auch immer wieder ins Angriffsspiel der Blau-Weißen ein und konnte zuletzt beim 1:1 in Nürnberg seinen ersten Scorerpunkt verbuchen, als er die Flanke schlug, die Marvin Wanitzek dann zu Ausgleich verwertete.
Eine Entwicklung, die ihm die wenigsten zugetraut hatten, da Thiede außer in der Abwehr kaum in Erscheinung trat.
Lobende Worte vom Trainer
Mittlerweile hat sich Thiede vom Mitläufer zu einem Leistungsträger bei den Blau-Weißen gemausert und für KSC-Cheftrainer Christian Eichner ist dies kein Zufall. „Marco ist nicht nur körperlich sehr stabil geworden. Er hat sich auch beim Spiel mit dem Ball weiterentwickelt, was mit 28 Jahren nicht selbstverständlich ist. Aber er arbeitet immer an sich, ist immer noch enorm lernbegierig und hat mittlerweile auch eine große Ruhe am Ball, was seinem Spiel, auch dem nach vorne, natürlich zugute kommt“, zeigt sich Eichner beeindruckt von seinem Rechtsverteidiger, dem eigentlich nur noch ein Erfolgserlebnis in Form eines Tores fehlt.
Und so ist ihm der Flachs seiner Mitspieler ob dieses Mankos durchaus gewiss, dass er nach über 100 Einsätzen für den KSC noch immer nicht getroffen hat. „Die lachen schon, wenn ich ihnen erzähle, dass ich in der Jugend in Augsburg eine ganze Reihe von Buden gemacht habe“, sagt er, ist aber überzeugt davon, dass ihm das auch beim KSC noch gelingt. Bestimmt würden ihn dann nicht nur seine Mitspieler entsprechend feiern.
Es ist nicht selbstverständlich, dass in unserem Beruf, solche Freundschaften wie mit Linsmayer und Schleusener Bestand haben.Marco Thiede, KSC-Profi
Auch sein bester Kumpel Denis Linsmayer, mit dem ihn seit seiner Zeit in Sandhausen eine enge Freundschaft verbindet oder Fabian Schleusener, mit dem er immer noch regen Kontakt pflegt, auch wenn der jetzt in Nürnberg spielt, würden es ihm gönnen, sein erstes KSC-Tor zu schießen. Diese Freundschaften, die ihn mit Linsmayer und Schleusener verbinden, sind für Thiede ein kostbares Gut. „Es ist nicht selbstverständlich, dass es in unserem Beruf, bei dem es den einen dahin und anderen dorthin verschlägt, solche Freundschaften Bestand haben“, legt er Wert darauf, diese zu pflegen.
Augsburger Wurzeln nie vergessen
Wie er auch Wert darauf legt, seine Augsburger Wurzeln nie zu vergessen, auch wenn er nach acht Jahren im Badischen auch diese Region als Heimat empfindet. Und so freut er sich immer, die Familie in Augsburg zu besuchen, zumal er dort von der Oma mit seinem Lieblingsessen verwöhnt wird. Das sind Knödel mit Schweinsbraten und der entsprechenden Sauce - das lässt er sich natürlich nicht entgehen.
Ob er nach Ende seiner fußballerischen Karriere wieder nach Augsburg zurückkehren wird, vermag er noch nicht zu sagen, zumal er an deren Ende noch lange nicht denkt. Er kann sich durchaus vorstellen, mit dem KSC, bei dem er noch bis Juni 2022 unter Vertrag steht, das neue Stadion einzuweihen, schließt aber auch nicht aus, irgendwann auch noch im Ausland zu spielen.
Die USA würden ihn reizen, aber vielleicht auch ein Engagement im asiatischen Raum, „um mal eine ganz andere Kultur und Lebensweise kennenzulernen“. Doch noch gilt seine volle Konzentration dem KSC, mit dem er noch einiges erreichen will und in dessen Statistik er endlich auch einmal als Torschütze verewigt sein möchte.