Wie das Spiel ausgehen wird, am Abend in der BayArena? „Lassen Sie uns am Donnerstag darüber reden“, weicht Jens Nowotny auf die Nachfrage diplomatisch aus.
Auch der WM-Dritte von 2006 wird an diesem Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) an seiner früheren Wirkungsstätte einen Tribünenplatz einnehmen.
Das wolle er sich „gönnen, wenn man die Möglichkeit hat, beide Vereine, bei denen man gespielt hat, live zu sehen und vielleicht den einen oder anderen wiederzusehen“, sagt er unserer Redaktion.
In Leverkusen habe ich zehn Jahre verbracht, und in Karlsruhe bin ich aufgewachsen.Jens Nowotny, Ex-Nationalspieler
Bayer Leverkusen trifft in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf den Karlsruher SC, der Tabellenvierte aus der Bundesliga empfängt also den Tabellenachten aus dem Unterhaus. Das Trikot der Rheinländer trug Nowotny nach dem Wechsel vom KSC zwischen 1996 und 2006.
Beim KSC wurde der Abwehrspieler ausgebildet und erwarb sich seine ersten Profimeriten unter dem Trainer Winfried Schäfer.
„In Leverkusen habe ich zehn Jahre verbracht, und in Karlsruhe bin ich aufgewachsen. Ich könnte nicht sagen, dass ich dem einen Verein näher verbunden wäre als dem anderen“, sagt der heute 47-Jährige, der seine von Aufs und Abs und von insgesamt vier Kreuzbandrissen geprägte Laufbahn 2007 bei Dinamo Zagreb beendete, weil er wegen anhaltender Verletzungsprobleme nicht mehr spielen konnte.
Bayer Leverkusen vs. KSC: Für Nowotny gibt es im DFB-Pokal einen klaren Favoriten
Die Ausgangslage für den Abend liegt für Nowotny auf der Hand: „Leverkusen ist der klare Favorit. Nicht nur wegen der Ligazugehörigkeit, sondern wegen der bei Bayer höheren Qualität der einzelnen Spieler. Aber ich habe auch oft genug selbst erfahren, dass man als vermeintlicher Favorit durchaus straucheln kann. Ruft man die volle Leistung nicht ab, dann sowieso.“
Nowotny hält fest: „So groß ist der Unterschied dann doch nicht, dass man nur mit links oder mit halber Kraft spielen kann.“
Nowotny ist im Bergischen heimisch geworden, seine Eltern sind noch im Badischen
Von Kürten im Bergischen Land, wo er mit seiner Familie lebt, bis nach Leverkusen ins Stadion braucht Nowotny mit dem Auto eine halbe Stunde. Hier ist er nach seiner aktiven Laufbahn heimisch geworden.
Seine Eltern leben jedoch in Spielberg, einem Ortsteil von Karlsbad. Was sich beim KSC tut, bekommt er aber nicht nur deshalb sehr gut mit. Gut fände er nicht nur die aktuelle Mannschaft und den Fußball, „sondern das positive Bild, das nach außen getragen wird“, sagt der 48-malige Nationalspieler, der beim sogenannten Sommermärchen im Spiel um Platz drei gegen Portugal (3:1) auf dem Platz stand.
„Beim KSC ist eine Struktur erkennbar und ein klares Ziel vorhanden, das um den Verein aufgebaut werden soll. Dass es in der Liga schon ein paar Punkte mehr hätten sein können, ist ja immer so“, beschreibt Nowotny seine Eindrücke.
Ich hätte mir gewünscht, dass man einfach mal mehr auf die Kacke haut.Jens Nowotny, Ex-Nationalspieler
Und Leverkusen? „Hier hat man jedes Jahr viele Ambitionen und im Spiel gegen die Bayern beim 1:5 dann schmerzlich verdeutlicht bekommen, dass etwas fehlt. Aber vielleicht ist das Spiel schon im Vorfeld verloren gegangen. Wenn man das eine oder andere Interview im Vorfeld gelesen hat, na ja, da fehlte mir einfach das Selbstbewusstsein. Ich hätte mir gewünscht, dass man einfach mal mehr auf die Kacke haut. Wenn du dann verlierst, kriegst du einen Tag auf die Mütze – und das war’s dann.“
Jens Nowotny ist im Trainerteam der U18 – zusammen mit alten KSC-Mitspielern
Heute engagiert sich Nowotny in der Traditionsmannschaft von Bayer Leverkusen. Um den deutschen Spitzen-Nachwuchs kümmert er sich auch.
So gehört er dem Trainerteam der U18-Nationalmannschaft an. In einer ganz speziellen Konstellation mit den einstigen KSC-Mitspielern Guido Streichsbier und Gunther Metz, genannt „Magic Metz“.
Am Abend werde Nowotny bei keinem Tor jubeln, egal, welches Team es gerade erzielte. „Ich möchte einfach nur einen guten Fußball sehen.“