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Club fährt zweigleisig

Insolvenz-Pläne des KSC: Wellenreuther versucht, die Wogen zu glätten

Wie es beim Karlsruher SC auf und neben dem Platz weitergeht, ist aktuell noch völlig ungewiss. Während sich die Zweitliga-Profis in Kleingruppen für eine mögliche Fortsetzung der Saison fit halten, zerbrechen sich die Verantwortlichen darüber die Köpfe, ob der Club den Weg in die Planinsolvenz gehen soll. Nach den Machtproben in den Tagen zuvor versuchte Präsident Ingo Wellenreuther am Freitag die Wogen zu glätten.

Den Rücktritt von Präsident Ingo Wellenreuther fordert ein Bündnis, das den KSC vor der Insolvenz bewahren will.
Den Rücktritt von Präsident Ingo Wellenreuther fordert ein Bündnis, das den KSC vor der Insolvenz bewahren will. Foto: GES

Seit gut einer Woche dürfen sich die Zweitliga-Fußballer des Karlsruher SC wieder auf dem Trainingsplatz fit halten. Gemäß der Landesverordnung lässt Cheftrainer Christian Eichner sie dies in Kleingruppen mit jeweils vier, maximal fünf Spielern tun.

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Athletik, Passtraining, Torabschlüsse standen in den ersten Tagen auf dem Programm. Spielformen mit Zweikämpfen sind auch für die kommende Woche noch nicht in Sicht. Auf was sich Kapitän David Pisot und seine Teamkollegen genau vorbereiten, ob also in dieser Runde noch einmal gespielt wird, ist weiterhin völlig offen. Der Zustand der Spieler sei – der Situation entsprechend – „sehr ordentlich“, gab Eichner nach der Einheit am Freitagvormittag zu Protokoll und meinte damit die Fitness seines Teams.

Gespräche mit Kanzlei Wellensiek

Für den Verein und dessen Finanzlage gilt dies weiterhin nicht. Während das kickende Personal am Freitag auf dem Trainingsplatz schwitzte, rauchten bei den Verantwortlichen – einmal mehr – bei einer Konferenz die Köpfe. Ist eine Insolvenz in Eigenverwaltung der geeignete Weg, um der immer prekärer werdenden Lage zu entkommen? Oder lässt sich der Gang vors Insolvenzgericht doch noch verhindern und wenn ja, wie?

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In diesen Fragen erhofften sich Beirat und Geschäftsführung am Freitag von der Kanzlei Wellensiek neue Erkenntnisse. Am Mittwoch erst hatte der Beirat die Geschäftsführer Michael Becker und Oliver Kreuzer angewiesen, die Anwälte aus Heidelberg als Berater hinzuzuziehen und stattdessen künftig auf die Dienste der Kanzlei BBL aus Frankfurt zu verzichten.

Geschäftsführung und Beirat haben den Schulterschluss geübt.
KSC-Präsident Ingo Wellenreuther

Weiterhin zweigleisig wolle man fahren, erklärte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther nach der aus seiner Sicht „sehr guten Besprechung“, wobei er weiterhin dafür sei, eine Insolvenz nach Möglichkeit zu vermeiden. Hatte der Präsident in den vergangenen Tagen Geschäftsführer Becker noch öffentlich für dessen Forcierung der Insolvenzpläne gerügt, war Wellenreuther am Freitagabend darum bemüht, die Wogen zu glätten.

„Geschäftsführung und Beirat haben den Schulterschluss geübt“, verkündete der Clubchef. Nun wolle man lösungsorientiert zusammenarbeiten. Dies klang vordergründig nach einer Selbstverständlichkeit, bedurfte nach den internen Machtproben der Vortage aber offenbar doch der Erwähnung. „Wir wollen gemeinsam vorangehen und eine Lösung finden“, meinte denn auch Becker.

Entschuldung bleibt für Becker oberstes Ziel

Auch der Geschäftsführer sprach am Freitag von einem „konstruktiven Termin“ und betonte, dass die Entschuldung des KSC das oberste Ziel bleibe – egal in welchem Szenario. Fakt ist: Will der KSC die Insolvenz vermeiden, benötigt er frisches Geld.

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Becker hatte zuletzt den Liquiditätsbedarf im laufenden Geschäftsjahr von 4,6 Millionen Euro bestätigt und von einem zusätzlichen für die nächste Saison von 3,5 Millionen Euro (Zweite Liga) beziehungsweise sechs Millionen Euro (Dritte Liga) gesprochen. Eigentlich sollte der Aktienverkauf Kapital in die klamme Kasse spülen, doch der ist Corona-bedingt ins Stocken geraten. Ob und – wenn ja – wann dieser Fahrt aufnehmen könnte, wie es Wellenreuther zuletzt angeregt hatte, darauf wollte sich Becker noch nicht festlegen.

Gespräche mit möglichen Investoren

Der Präsident erklärte derweil, man habe Kontakt zu Investoren aufgenommen und sei dabei, Sondierungsgespräche zu führen. Um Aktien soll es dabei nicht gehen, sondern um Lösungen „in einem umfassenderen Sinn“, wie es Wellenreuther formulierte.

Anfang kommender Woche wollen sich die Verantwortlichen wieder zusammensetzen. Wie harmonisch es dabei zugehen wird? Wie so Vieles in diesen Tagen: völlig offen.

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