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Der Ton wird rauer

Insolvenz-Szenario: Machtproben beim KSC

Der Ton beim von der Pleite bedrohten Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC wird intern rauer: Am Mittwoch wies der fünfköpfige Beirat der von Michael Becker und Oliver Kreuzer repräsentierten Geschäftsführung per Mehrheitsbeschluss an, die Rechtsberatung zur juristischen Orientierung und Vorbereitung der GmbH & Co KG „in einem etwaigen insolvenzrechtlichen Verfahren“ zu wechseln.

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Aussenaufnahme Karlsruher Wildparkstadion, Foto: GES

Der Ton beim von der Pleite bedrohten Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC wird intern rauer: Am Mittwoch wies der fünfköpfige Beirat den Geschäftsführern Michael Becker und Oliver Kreuzer per Mehrheitsbeschluss an, die Rechtsberatung für eine Orientierung und Vorbereitung der GmbH & Co KG „in einem etwaigen insolvenzrechtlichen Verfahren“ zu wechseln. Unterdessen warnte Michael Kölmel als einer der größten Gläubiger die Verantwortlichen beim KSC, sich auf eine Planinsolvenz zu versteifen, da er dies für "gefährlich" erachte.

Michael Kölmel hat vom Karlsruher SC auch bis Mittwochabend nichts gehört. Der Unternehmer und Gläubiger des Fußball-Zweitligisten verurteilt das nicht, er könne verstehen, „dass bei allen im Moment die Köpfe rauchen“. Wenn man irgendwann den Kreis erweitere, sei er gesprächsbereit.

Der Rechtehändler warnt die Entscheider beim Vertragspartner aber davor, sich die Insolvenz-Thematik zu leicht vorzustellen. „Ich möchte nichts kritisieren und bin auch konstruktiv dabei. Man muss aber sehen, dass eine Insolvenz sehr gefährlich für die Entwicklung wäre, weil man sehr viel Vertrauen zerstört“, urteilt er.

Kölmels Vertrag mit dem KSC sieht Restzahlungen der Karlsruher SC GmbH & Co KGaA bis zu zwölf Millionen Euro vor, so jene den Kontrakt nicht per Schlusszahlung von 8,5 Millionen Euro ablöst. Daneben hat Kölmel mit Darlehen ausgeholfen, zuletzt mit 200.000 Euro.

Beirat zwingt Geschäftsführung zum Austausch der Insolvenzberater

Die Köpfe haben im Beirat und in der Geschäftsführung auch am Mittwoch tatsächlich wieder schwer geraucht. Am Ende stand, dass der Beirat die Geschäftsführer Michael Becker und Oliver Kreuzer am Abend per Mehrheitsbeschluss dazu anwies, das Verhältnis mit dem seit Wochen eingebundenen Anwalt Götz Lautenbach beziehungsweise des Kanzlei BBL in Frankfurt „unverzüglich“ aufzukündigen und stattdessen die Heidelberger Kanzlei Wellensiek zu beauftragen, „die GmbH & Co KG umfassend zu beraten und auch in einem etwaigen insolvenzrechtlichen Verfahren zu betreuen“.

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Dies gelte es „natürlich von der Geschäftsführung zu respektieren und nun dementsprechend zu handeln. Wir sind bereits mit dem neuen Anwalt im Austausch, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen“, reagierte Becker auf die Vorgänge.

Weitere Ohrfeige für Becker

Die Insolvenz zu vermeiden, müsse oberstes Ziel bleiben, hatte Wellenreuther festgelegt. Zu den Aufgaben der Geschäftsführung gehöre es dabei nicht, diese herbeizureden, sondern „frisches Kapital zu beschaffen“. Schon das war nur als weitere schallende Ohrfeige für Becker zu verstehen gewesen.

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Laut Wellenreuther könne eine Planinsolvenz nur „eine Möglichkeit einer zielgerichteten Entschuldung“ sein, die vorbereitet werden müsse, während alternative Modelle im Blick zu behalten sind. Davon sei er seit Dienstag, als der Beirat von Wellensiek-Anwalt Dirk Adam mögliche Folgen einer Planinsolvenz der KGaA für den e.V. aufgezeigt bekam, nur noch mehr überzeugt.

„Der Tag unseres Aktienausgabestarts fiel auf den ersten Tag der Ausgangssperre. Keiner kann sagen, wie sich die Situation von heute an in sechs Wochen darstellt“, sagte Wellenreuther, der damit daran erinnerte, dass die ursprüngliche Absicht der Anteilsverkäufe durch die Corona-Krise zwar überholt und doch nicht auf Dauer zerstört worden sei.

Liquiditätslücke noch ohne bezifferbare Corona-Auswirkungen

Becker hatte den Liquiditätsbedarf im laufenden Geschäftsjahr von 4,6 Millionen Euro (faktische Corona-Folgen wie Rückforderungen von Dauerkartenkäufern und von Sponsoren sind unberücksichtigt) bestätigt und vom zusätzlichen für die nächste Saison von 3,5 Millionen Euro (Zweite Liga) beziehungsweise sechs Millionen Euro (Dritte Liga) gesprochen.

Eine Geldspritze benötige man demnach so oder so. Die Höhe der Verbindlichkeiten bewegt sich auf die 20 Millionen Euro zu und klammert die laut Becker im Rahmen der Analyse zur „Insolvenz in Eigenverantwortung“ sehr wohl betrachteten Besserungsscheine (10 Millionen Euro) aus.

Aufsichtsrat hat an der Geschäftsführung nichts zu beanstanden

Der Aufsichtsrat der KGaA hat an der Arbeit Beckers und Kreuzers nichts zu mäkeln. „Seinen Aufgaben ist die Geschäftsführung bislang nachgekommen, ohne dass der Aufsichtsrat etwas beanstanden musste. In diesem Sinne werden wir auch das weitere Vorgehen der Geschäftsführung weiter begleiten“, führte der Ratsvorsitzende Wolfgang Grenke gegenüber dieser Zeitung aus.

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Er gehe davon aus, dass die Geschäftsführung „mit allen wesentlichen Partnern im Dialog steht“, so auch mit der Stadt hinsichtlich des Stadionbaus. Da es sich um kein kurzfristiges Projekt handelt, „kann man wohl zunächst die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten“.

Karlsruhes OB Mentrup erwartet mehr Klarheit bis Mitte Mai

Beim Karlsruher OB Frank Mentrup war der KSC vor Wochen vorstellig geworden und hatte ihm seine Idee einer Insolvenz in Eigenverwaltung vorgestellt. Zuletzt gewann der SPD-Mann den Eindruck, dass sich die Ereignisse beim Stadionpächter „überschlagen.

„Beim KSC muss man sich offenbar erst selbst finden“, gab Mentrup gegenüber den BNN seinen Eindruck wider. Da sich im Mai hinsichtlich des Stadionneubaus unter anderem Sitzungen im Hauptausschuss und im Gemeinderat anschließen, habe er eine Erwartung: „Bis dahin muss einigermaßen absehbar sein, wie es wirtschaftlich mit dem Verein weitergeht. Ich hoffe bis dahin, dass er das eine oder andere klären konnte.“

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