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Fragen und Antworten

KSC vor ewigem Reizduell gegen den HSV: „Tomorrow my friend, tomorrow!“

Vor dem alten Reizduell in der Zweiten Fußball-Bundesliga im Hamburger Volksparkstadion: wie der Hamburger SV tickt und was den KSC am siebten Zweitliga-Spieltag erwartet. Fragen und Antworten.

Heiß umkämpft: Jonas Meffert (links), zentrale Figur beim HSV, erwarten am Samstagabend wieder intensive Duelle mit KSC-Kapitän Jérome Gondorf.
Heiß umkämpft: Jonas Meffert (links), zentrale Figur beim HSV, erwarten am Samstagabend wieder intensive Duelle mit KSC-Kapitän Jérome Gondorf. Foto: Philipp Szyza/imago images

Der Hamburger SV empfängt an diesem Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) im Volksparkstadion mal wieder den Karlsruher SC. Die Ausgangslage der Clubs ist bekannt: Die einen möchten, mal wieder, raus aus dem Liga-Muff, hoch – zurück in die Bundesliga.

Viermal hat’s nicht geklappt. Und die anderen, die möchten, mal wieder, nur nicht absteigen. Dreimal ist dieser Plan unter Christian Eichners Trainer-Regie aufgegangen.

Gemein haben der KSC-Trainer und der gebürtige Bruchsaler Tim Walter, sein Pendant beim HSV, die Karlsruher Fußballschule als Startpunkt – und einen Ehrgeiz, der sich zuweilen in impulsiven Momenten an der Seite Bahn bricht. Einmal, im November 2021, waren zwischen beiden die Fetzen geflogen.

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„Die Dominanz, die Tim von seiner Mannschaft erwartet, lebt er vor. Auch beim Coaching an der Seitenlinie. Aber die Nachbarbank muss sich davon nicht leiten lassen. Was Tim und ich gemeinsam haben, ist, dass wir gewinnen wollen“, sagt Eichner vor dem Treffen. Fragen und Antworten zum HSV und dem Reizduell von René Dankert.

Wie steht es um die Form der Mannschaften?

Im August ging es beim KSC nur noch aufwärts. Aus den Spielen gegen Fürth (1:1), Sandhausen (3:2), Regensburg (6:0) und Rostock (2:0) nahm der Tabellenachte zehn der zwölf möglichen Punkte mit. 14 eigene Torerfolge sind der zweitbeste Liga-Wert, nur Paderborn (20) traf häufiger.

Der HSV gewann bisher sämtliche Auswärtsspiele, jeweils mit 2:0 in Braunschweig, Bielefeld und Nürnberg. Im Volksparkstadion war die Hamburger nicht so stabil. Die Heimspiele gegen Rostock (0:1) und Darmstadt (1:2) verloren sie. Nur den 1. FC Heidenheim schlugen sie mit 1:0. Macht zwölf Punkte, vorerst Platz drei. Drei Gegentore hat der HSV nur kassiert, effektiver verteidigte keine andere Mannschaft in der Liga.

Was sagen Eichner und Walter vor dem Duell?

Eichner gegenüber den BNN: „Es werden zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die ordentlich in Schuss sind. Die Plattform des Samstagabend-Halbneun-Termins haben sie sich verdient. Für uns wird die Frage sein, wie wir auch auswärts bei einem guten Gegner in der Lage sind, unsere Spielweise durchzusetzen.

Walter erklärte am Donnerstag: „Wir werden voller Selbstvertrauen und Vorfreude agieren. Der KSC hat sein Spiel umgestellt, schlägt trotzdem lange Bälle und geht viel auf zweite Bälle. Wir sind selbstbewusst genug, dass wir Mittel und Wege finden, das Ganze zu bespielen. Wir haben nicht umsonst die beste Abwehr, das ist die Basis.“

Was war kurz vor Transferschluss noch los beim HSV?

So ruhig wie beim KSC blieb es nicht. Mittelfeldspieler Maximilian Rohr landete auf Leihbasis beim SC Paderborn, Flügelstürmer Aaron Opoku ging zum 1. FC Kaiserslautern, Torwart Marko Johansson zum VfL Bochum. Am Mittwoch kam der Franzose William Mikelbrencis (18) vom FC Metz. Der Rechtsverteidiger wird am Samstag noch nicht dabei sein. Anders verhält sich das mit seinem Landsmann Jean-Luc Dompé. Der Linksaußen war von Zulte Waregem aus Belgien an die Elbe gewechselt. Beim 2:0-Sieg in Nürnberg hatte der 27-Jährige seinen Mehrwert schon klar erkennen lassen. Mit Dompé und Bakery Jatta über rechts wird auf Karlsruhes Außenverteidiger Philip Heise und Marco Thiede enormes Tempo zukommen.

Ist hinter den Kulissen des HSV Ruhe eingekehrt, und was macht eigentlich Michael Mutzel, Eichners guter Freund?

Ruhe und der HSV? Zuletzt sorgte das unmoralische Angebot von Klaus-Michael Kühne für Reibereien. Der 85 Jahre alte Milliardär stellte eine Finanzspritze von 120 Millionen Euro in Aussicht. Eine der zehn Bedingungen des Investors lautet: „Aufsichtsrat und Vorstand der HSV Fußball AG werden so besetzt“, dass der Club „ordnungsgemäß, kompetent und erfolgsorientiert geführt wird.“ Die Hamburger haben das Angebot bislang abgelehnt.

Mutzel, früher Eichners Mitspieler beim KSC, wehrte sich Ende Juli vor dem Arbeitsgericht erfolgreich gegen seine Freistellung als Sportdirektor bei der Raute, welche der Sportvorstand Jonas Boldt forciert hatte. Die Richter erklärten diese für nichtig, worauf der HSV Mutzel fristlos kündigte. Der Versuch eines Vergleichs scheiterte, am 15. September treffen sich beide Parteien wieder vor Gericht. Den Hamburgern droht eine kostspielige Trennung.

Wer kann sich überhaupt noch an den letzten KSC-Sieg im Volksparkstadion erinnern?

Die Datenbanken können es, KSC-Fans entsprechenden Alters mit gutem Langzeitgedächtnis und die daran Beteiligten. Doppeltorschütze Wolfgang Rolff entschied am 18. September 1992, vor 30 Jahren also, die Partie zugunsten der Gäste. Das war auch insofern speziell, da Rolff in seinem Fußballer-Vorleben beim HSV Spuren hinterlassen und mit ihm 1983 den Europapokal der Landesmeister geholt hatte. Ein Dutzend Mal versuchte es der KSC seit 1992, beim HSV zu reüssieren. Viermal endete das unentschieden. Am letzten Spieltag der Saison 2007/08 gab’s mit Eichner als Spieler beim 0:7 eine derbe Klatsche.

Auch dieses Jahr haben es die Karlsruher schon zweimal in der Arena, die nach Kühnes Wunsch bald Uwe-Seeler-Stadion heißen soll, versucht. Im Pokal-Viertelfinale Anfang März stellte der KSC lange das bessere Team und unterlag im Elfmeterschießen mit 2:3. In der Liga Mitte April war’s deutlich: Der HSV gewann 3:0. Das Duell der Clubs ist spätestens seit der Relegation aus dem Mai/Juni 2015, als auch KSC-Abwehrspieler Daniel Gordon den Karlsruher Bundesliga-Traum kurz vor seiner Erfüllung auf dem Platz hatte platzen sehen: ein Reizduell von besonderer Brisanz. In 64 Pflichtspielen trafen die Vereine seit 1960 aufeinander. 23-mal gewann der HSV, 18-mal der KSC.

Worauf muss sich der KSC einstellen?

Auf Hamburger Dominanz-Fußball nach Walter-Art. Auf eine hohe Passsicherheit in allen Mannschaftsteilen. Auf Tempo-Attacken über die Flügel von Dompé und Jatta sowie den nachrückenden Außenverteidigern Miro Muheim beziehungsweise Tim Leibold und Moritz Heyer. Auf ständige Rotationen in den Mannschaftsteilen und auf die sattelfeste Abwehr. Das bewährte Gespann Sebastian Schonlau/Mario Vuskovic stand im Sommer nicht infrage. So kommt es, dass Stephan Ambrosius am Samstag zusammen mit Marcel Franke als HSV-Leihgabe im Zentrum der KSC-Kette darauf achten wird, dass sein Kumpel Robert Glatzel es schwer hat. Im 4-3-3 der Hamburger blieb der Ex-Karlsruher Jonas Meffert die zentrale Figur vor der Abwehr.

Was sagt eigentlich Mikkel Kaufmann dazu?

Wie Ambrosius, so macht sich auch der dänische Stürmer Hoffnung, an alter Wirkungsstätte mit dem KSC ein Erfolgserlebnis zu feiern. „Ich glaube, dass wir gute Möglichkeiten haben, unseren Lauf fortzusetzen, wenn wir unser Spiel so durchziehen wie zuletzt. Wir fahren nach Hamburg, um zu gewinnen, nicht nur um zu verteidigen“, kündigte der Mittelstürmer an, dem zuletzt die Rolle des Jokers zufiel. Gut möglich, dass das auch am Samstag so sein wird. Immerhin: Der Däne machte die komplette Trainingswoche mit, seine muskulären Probleme scheinen ausgestanden.

Was würde wohl Uwe Seeler sagen?

Die am 21. Juli verstorbene HSV-Legende, der eine riesige Bronze-Fuß-Skulptur am Volksparkstadion gewidmet ist, die zu einem Ort des Gedenkens wurde, könnte sich selbst zitieren: „Wenn sich der Gegner hinten etwas entblößt, ist es einfacher für unsere Jungs.“

Und was gibt’s sonst noch?

In Hamburg immer diese T-Shirts, auf denen nachzulesen ist, was jeder KSC-Freund als Affront wahrnimmt: „Tomorrow my friend, tomorrow“. Mit dieser Ansage soll Marcelo Diaz den Möchtegern-Freistoßschützen Rafael van der Vaart am 1. Juni 2015 von der Ausführung abgehalten haben, um kurz darauf den KSC ins Mark zu treffen. Meffert, damals als vermeintlicher Handspieler vor dem Freikick tragische Figur im KSC-Trikot und nun Schaffer beim HSV, hat den Satz damals nicht gehört, sagt er, aber er weiß: Morgen, ja morgen, würde es den Karlsruher Fans eine diebische Freude bereiten, könnte der KSC die alten Freunde aus dem Volkspark nach 30 Jahren endlich mal wieder leer ausgehen zu sehen.

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