Am Sonntag muss der Karlsruher SC beim VfL Bochum ran. Die Mannschaft aus dem Ruhrgebiet hat erst einen Sieg auf dem Konto. Der KSC ist dennoch gewarnt. Bochum ist zwar hinten anfällig, offensiv aber eine Spitzentruppe. Auch wegen zwei Ex-Karlsruhern. Das Wichtigste zum kommenden Gegner des KSC.
Vor der Saison Geheimfavorit, nach neun Spieltagen eher Krisentruppe: Der VfL Bochum ist schwer in die 2. Bundesliga gestartet. Acht Punkte hat der Verein aus dem Ruhrgebiet auf dem Konto. Früher galt der VfL als "graue Maus" der Bundesliga. Zwar irgendwie da, aber richtig Notiz nimmt kaum jemand von ihm. Heute ist Bochum keine graue Maus, sondern eher eine mit Krückstock, die behutsam aufgepäppelt werden muss.
Das ist die Situation beim VfL Bochum
Aus Bochumer Sicht könnte man sich glatt freuen, dass der VfL am Sonntag zu Hause "anne Castroper Straße" spielt. Denn auswärts ist der VfL wahrlich ungefährlich. Satte zehn Monate mussten die Bochumer auf einen Sieg in der Fremde warten. 290 Tage – berechnete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Der 3:2-Erfolg beim 1. FC Heidenheim war zudem der allererste in der laufenden Saison. Und dieser soll mehr als das Ende einer Negativserie sein.
VfL-Coach Thomas Reis sagte nach der Partie in die TV-Mikros, dass er hoffe, der Knoten sein nun geplatzt. Ein Sieg mit Signalwirkung also. Bochum ist nun immerhin nicht mehr auf einem Abstiegsrang und 15. – vier Punkte hinter dem KSC auf Platz neun. Damit der VfL aber in deutlich ruhigeres Fahrwasser kommen kann, muss sich spielerisch einiges ändern. Reis sagte auch: In der Länderspielpause sollte an einigen Dingen gearbeitet werden. An manchen Tagen durften die Bochumer sogar zwei Mal pro Tag auf dem Trainingsplatz antreten. Bochums Schweizer Innenverteidiger, Sauro Decarli, erklärte in einem Interview auf der Vereinshomepage: Es gebe immer eine hohe Intensität im Training, aber auch viel Spaß. "Von Woche zu Woche schaffen wir es, neue Impulse auf den Rasen zu bringen", erklärte Decarli.
Welche Probleme hat der VfL Bochum?
Wer in den ersten Ligawochen nach Berichten über Bochums Spiele sucht, findet häufig Schlagzeilen wie "Wilde Aufholjagd" oder "Irres Torspektakel". Addiert man dazu die nackten Zahlen von 16:19 Treffern wird klar: Bochums Abwehrschwäche ist eklatant. Besonders unter Ex-Trainer Robin Dutt war Bochum defensiv teilweise nicht existent. Beispiel gefällig? Selbst die krisengebeutelten Wiesbadener schenkten der Mannschaft aus dem Revier drei Treffer in einer Halbzeit ein. Besonders über die Außen ist Bochum extrem anfällig. Auch beim Sieg in Heidenheim brannte der VfL-Strafraum, wenn ein Ball vom Flügel in die Mitte geschlagen wurde.
Dass mit Thomas Reis dann schon im September ein neuer Trainer das Zepter an der Seitenlinie übernahm, war die logische Konsequenz. Auch unter dem früheren VfL-Profi blieb Bochum lange eine Wundertüte. Aber allmählich formierte sich eine Stammformation für die Viererkette.
Immerhin kann den Bochumern niemand fehlenden Einsatz unterstellen. Mit durchschnittlich 117,95 Kilometern pro Partie spulen die VfL-Spieler ligaweit die meiste Strecke ab. Das laufintensive Spiel zeigt sich auch in der Offensive.
Das sind die Stärken des VfL Bochum
Und wo wäre Bochum eigentlich ohne seinen starken Angriff? Vermutlich am Tabellenende. Die VfL-Angreifer schießen 15 Mal pro Partie auf des Gegners Kasten. Satte 16 Treffer stehen so bereits auf dem Konto. Das ist der viertstärkste Angriff der Liga.
Kurios: So anfällig der VfL über die Außen ist, so gefährlich ist er im Angriff. Ein Großteil der Bochumer Treffer wurde über die Flügel eingeleitet. Besonders Außenstürmer Danny Blum wird häufig gefährlich in Szene gesetzt. Auch Simon Zoller bekommt die Versetzung von der Mitte auf den Flügel. Gegen Heidenheim knipsten beide. Blum und Zoller, da war doch etwas? Richtig, beide haben eine KSC-Vergangenheit.
Diese Spieler haben eine Karlsruher Vergangenheit
Dass ausgerechnet die beiden Ex-KSCler in Bochum wieder zur alten Stärke gefunden haben, scheint ob der schlechten Situation beim VfL geradezu verrückt. Beide wurden im Badischen nicht glücklich. Unvergessen bleibt Zollers Jubel beim 2:2-Remis seines 1. FC Kaiserslautern im Karlsruher Wildparkstadion. Der frühere Karlsruher traf doppelt und riss sich euphorisch das Trikot vom Leib. Beim KSC spielte Zoller von 2008 bis 2012 – kam bei der ersten Mannschaft aber nur auf 13 Einsätze.
Nach viereinhalb Jahren beim 1. FC Köln wechselte Zoller für einen schmalen Taler – 300.000 Euro – zum Jahresbeginn aus der Domstadt zum VfL. In der laufenden Spielzeit hat Zoller zwei Tore erzielt. Die Versetzung auf den Flügel scheint Zoller aber zu gefallen.
Erfolgreicher ist jedoch Blum, Zollers Kollege von der anderen Außenbahn. Beim KSC kam der Linksfuß in der Drittliga-Saison 2012/2013 nicht über die Joker-Rolle hinaus. Nach einer Spielzeit ging der Frankenthaler zurück nach Sandhausen. Es folgten weitere Abstecher nach Nürnberg, zur Eintracht nach Frankfurt und auch nach Spanien zu Las Palmas.
Blum scheint bereits nach neun Spieltagen als Toptransfer der Bochumer festzustehen. Vier Tore und fünf Vorlagen bestätigen dessen überragende Form. Wegen Blums vieler Vereine und seiner Anfälligkeit für Verletzungen herrschte im Bochumer Umfeld zunächst Skepsis. Der 28-Jährige hat aber alle überzeugt. Im Interview mit der WAZ lieferte Blum sogar eine Liebeserklärung an seinen neuen Arbeitgeber: "Ich fühle mich hier im Pott sauwohl. Bochum und der VfL sind genau das Richtige, was ich in dieser Phase meiner Karriere brauche."
Mit Stefano Celozzi kickt sogar noch ein dritter Ex-Karlsruher beim VfL. Der Rechtsverteidiger war in der Vorsaison sogar Kapitän. In dieser Spielzeit stand er aber erst ein einziges Mal für Bochum auf dem Feld. Celozzi kam 2008 zum KSC und wechselte nach einer Saison für 2,5 Millionen Euro zum VfB.
Dieser Bochumer Stürmer ist extrem gefährlich
Dass Blum akuell nicht der Topscorer seines Teams ist, liegt an einem Angreifer, der noch erfolgreicher ist: Silvère Ganvoula. Der 23-Jährige ist mit sieben Toren der beste Schütze der gesamten Liga. Dazu gelangen ihm drei Vorlagen. Ganvoula ist aktuell das Maß der Dinge. Der Stürmer ist extrem schnell, gewitzt und sowohl mit dem Fuß als auch mit dem Kopf treffsicher. Auch KSC-Trainer Alois Schwartz schwärmte bereits vor einigen Tagen von dem 1,91-Meter-Hünen: "Er könnte auch eine Liga höher spielen." Ganvoula war zuletzt leicht angeschlagen. Mitte der Woche stieg er aber wieder ins Training ein. Sein Einsatz gegen den KSC scheint nicht gefährdet.
Die Karlsruher Abwehr hat also eine Menge Arbeit vor sich. Zuletzt zeigte sich der Defensiv-Verbund der Badener verbessert. Mit Ganvoula, Blum und Zoller wartet nun aber ein gewaltiges Stück Arbeit auf Gordon, Pisot und Co.