Als der Karlsruher SC gegen Uwe Seelers HSV seinen letzten großen Titel gewann, stand Heinz Ruppenstein auf dem Platz. 64 Jahre ist das her. Vergessen hat der einstige Dauerläufer das Spiel nie, genauso wenig wie weitere Triumphe und bittere Niederlagen. An diesem Donnerstag wird Ruppenstein 90 Jahre alt.
Den 24. Juli 1955 hat Heinz Ruppenstein nie vergessen. Wie könnte er auch. An diesem Tag beginnt für den damals 25-Jährigen und seine Frau ein neuer Lebensabschnitt. Mit dem kompletten Hausrat geht es von Coburg nach Karlsruhe.
Besonders schön, erinnert sich Ruppenstein, sei die Fahrt nicht gewesen. Dafür wird der neue KSC-Spieler im Badischen schnell heimisch. „Ich bin gut aufgenommen worden. Die haben wohl gemerkt: Der kann ein Bissle was“, sagt Ruppenstein und schmunzelt. An diesem Donnerstag feiert er seinen 90. Geburtstag.
Auch in Karlsruhe rufen sie Ruppenstein nur „Pille”
Der Neue, den sie auch in Karlsruhe nur „Pille“ rufen, der kann tatsächlich was. 209 Spiele für den KSC in der Oberliga Süd, 29 Tore. 16-mal läuft Ruppenstein in der Endrunde zur deutschen Meisterschaft auf. Zum Karriereausklang spielt er 1963/64 noch sechsmal in der neu gegründeten Bundesliga.
Da darf er sich bereits süddeutscher Meister (1956, 1958, 1960) nennen und, natürlich, Pokalsieger. Ein 3:1 im neuen Wildpark gegen Uwe Seelers HSV hatte dem KSC seinen bis heute letzten großen Titel beschert. „Ein tolles Spiel war das, der HSV hatte eine Bombenmannschaft“, denkt Ruppenstein an jenen 5. August 1956 zurück, als zweimal Bernhard Termath und Antoine Kohn auf ein frühes Seeler-Tor antworteten.
Ruppenstein verbringt Ehrentag im Kreise der Familie
Termath, Kohn und die anderen KSC-Helden von damals sind bereits verstorben. Nach dem Tod von „Ossi“ Traub im Mai ist Ruppenstein der letzte noch lebende Pokalsieger, der damals auf dem Rasen stand. „90, man glaubt es gar nicht“, sagt der in Neureut wohnende Oberfranke über den runden Geburtstag. Ein Abendessen im Familienkreis sei geplant. Und sonst? „Wie’s kommt, wird’s genommen“, sagt der Jubilar, der kein großes Bohei um seinen Ehrentag machen möchte. Es ist nicht seine Art.
Sein Geheimnis: Ab und zu mit dem Fahrrad fahren
Wer ihn sieht und hört, glaubt das tatsächlich kaum mit den 90 Jahren. Als „recht rüstig“ beschreibt sich Ruppenstein selbst. Sein Geheimnis? „Ab und zu mit dem Fahrrad fahren und immer ein bisschen in Bewegung sein.“ Auch der Kopf ist noch klar, die Erinnerung an den Fußball der 1950er und -60er Jahre noch lebendig.
An die großen Duelle, wie etwa das verlorene Meisterschafts-Endspiel gegen Borussia Dortmund 1956, ebenso wie an die Umstände. 320 Mark brutto gab es fürs Kicken und dem abendlichen Training ging ein normaler Arbeitstag voraus. Auf die Fußball-Millionäre von heute ist Ruppenstein, der 40 Jahre lang bei der Karlsruher Lebensversicherung angestellt war, trotzdem nicht neidisch.
Bayern und Herberger hatten Ruppenstein auf dem Zettel
Fußballerisch blieb er dem KSC treu, schlug sogar eine Offerte der Bayern aus. Und auch Sepp Herberger hatte den Dauerläufer, der als Halbstürmer oder Außenläufer spielte, auf dem Zettel. Zu mehr als einem B-Länderspiel gegen Österreich im Oktober 1958 reichte es aber nicht.
So ganz verstanden hat Ruppenstein das bis heute nicht: „Ich habe ihm zu offensiv gespielt, aber der Eckel und der Mai, die waren doch genauso offensiv.“ Gerne zurück denkt Ruppenstein dagegen an Ludwig Janda, KSC-Coach von 1956 bis 1959. „Bei ihm haben wir fast alles mit dem Ball gemacht. Ich habe das später so übernommen.“
Nach der Spielerkarriere Trainer in Pforzheim und Landau
Später, das ist die Zeit ab Mitte der 1960er Jahre, als Ruppenstein selbst auf der Trainerbank Platz nimmt. Zunächst als Co-Trainer beim KSC, später als Chef unter anderem beim 1. FC Pforzheim und dem ASV Landau. Heute verfolgt er das Geschehen auf dem grünen Rasen nur noch sporadisch.
Wie der KSC sich schlägt, interessiert ihn aber schon noch. Über das Happy End beim Saisonfinale in Fürth habe er sich gefreut. Und sein „sehnlichster Wunsch“, der hat auch mit den Blau-Weißen zu tun. Die Eröffnung der neuen Arena, die möchte er mit seiner Frau noch erleben.
Premiere im KSC-Dress bei Wildpark-Einweihung
Als das alte Wildparkstadion seinerzeit eingeweiht wurde, war Ruppenstein hautnah dabei. Es war der 7. August 1955, Freundschaftsspiel gegen Rot-Weiß Essen, Ruppensteins Premiere im KSC-Dress. Noch so ein Tag, den er nie vergessen wird.