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Vamos! Die Marbella-Kolumne

KSC-Trainingslager: Kein Speck-Gürtel

Wie schnell welcher Spieler unter Belastung in die Sauerstoffschuld kommt und was daraus für dessen Trainingssteuerung abzuleiten ist, das entgeht den Facharbeitern vom Karlsruher SC unter der andalusischen Sonne nicht.

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KSC-Physiotherapeut Morris Truntschka geht mit Angreifer Anton Fink nach dessen Auswechslung im mit 2:4 verlorenen Testspiel gegen Feenoord Rotterdam am Samstag die auf seinem i-pad ausgelesenen Leistungsdaten durch, Foto: BNN

Vamos, auf geht`s also. Zum Beispiel eben mal im Sprint zu den nüchterneren Fakten, also dorthin, wo es auch den Fußballern des Karlsruher SC in Marbella weh tut. Rein physiologisch gesehen. Kräftig in den roten Bereich. Wie schnell welcher Spieler unter Belastung in die Sauerstoffschuld kommt und was daraus für dessen Trainingssteuerung abzuleiten ist, das entgeht den Facharbeitern vom KSC unter andalusischer Sonne nicht. Sie reagieren sogar während des laufenden Spiel- und Trainingsbetriebs auf die Echtzeitdaten, die das Polar Team Pro System auf das i-pad von Athletikcoach Florian Böckler liefert.

Wie das geht? Nun: Die Spieler tragen Brustgürtel mit Sensoren, die neben der Herzfrequenz per Live-Tracking unter anderem auch sämtliche Informationen zu den zurückgelegten Distanzen sowie der Laufgeschwindigkeit und –intensität verraten. Bemerkt Böckler Auffälligkeiten, reagiert er, informiert den Cheftrainer Alois Schwartz – und der verzichtete dann in Spanien auch schon einmal auf die letzten, ursprünglich  geplanten Minuten einer Einheit, um nicht zu überziehen. Das System verrät den ehrgeizigen Überpacer wie den unverfrorenen Underperformer. Die auf Chip hinterlegten und so auslesbaren Daten zu den körperlichen Wahrheiten vom Platz können helfen, Verletzungen vorzubeugen. Denn nicht Trainings-Weltmeister sind das Ziel, sondern Trainingserfolge wie bei Weltmeistern. Dritte Liga? Geschenkt! Gibt Dominik Stroh-Engel Vollgas? Läuft Marvin Wanitzek gesund so rund wie ein Uhrwerk? Macht Sercan Sararer, der früher als andere im roten Bereich unterwegs sein  dürfte, Fitness-Fortschritte im Planbereich?

Es geht um Herz, und es geht um Verstand. Vor allem aber geht es darum, offen zu sein. Für den KSC ist der Einsatz des Systems ein Pilotprojekt, das ein Sponsor spendierte und von dem sich nach einer gewissen Zeit des Testens zeigen wird, ob Schwartz das Ganze als hilfreich oder doch eher als Schnickschnack von nur überschaubarem Mehrwert ansieht. Was zu dessen eigener Zeit als Fußballprofi in den 1990ern Science Fiction gewesen wäre, ist heutzutage nicht nur im Leistungsfußball ein Standard in der Leistungsdiagnostik.

Der Profi beim KSC, nun wird also auch er wieder ein Stück weit gläserner? Das sei man ja sowieso, und doch sei eben jedes probate Mittel recht, das hilft, besser zu werden. Sagt Kapitän David Pisot. Sagen eigentlich alle, die man dieser Tage im Trainingslager nach dem enger geschnallten Gürtel unterm Hemd befragt. Und neugierig sind sie sowieso. Über Böcklers i-pad sieht man die Spieler in Spanien dann so interessiert brüten als gehe es um eine neue Sensation an der Playstation.

BNN-Sportchef René Dankert beobachtet den Karlsruher SC in dessen Trainingslager an der Costa del Sol. In seiner Kolumne ¡Vamos! wirft er aber auch Blicke abseits der KSC-Spur. Denn die Gegend um Marbella ist auch dieser Tage wieder der Hot Spot für eine Vielzahl von Profifußballmannschaften aus ganz Europa, die die klimatisch milden Bedingungen an der Costa del Sol zu schätzen wissen.
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