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Nachruf

Zum Tod des KSC-Aufstiegstrainers Manfred Krafft: „Manni“, der Malocher

Manfred Krafft ist tot. Der Trainer, der den KSC in die Bundesliga führte, war ein Kind seiner Zeit im Profifußball. Überall, wo er hinkam, wussten die Spieler, was die Uhr geschlagen hatte.

Mit dem KSC in der Bundesliga: Manfred Krafft beim offiziellen Fototermin des KSC im Juli 1981.
Mit dem KSC in der Bundesliga: Manfred Krafft beim offiziellen Fototermin des KSC im Juli 1981. Foto: imago images

In der Bundesliga gab es so einige knallharte Trainer-Typen in den 1980ern und 1990ern. Und es gab Manfred Krafft.

Die Geschichten, die den gebürtigen Düsseldorfer trefflich charakterisieren, werden überdauern wie die Erinnerung an einen kerzengeraden Menschen, der den Fußball liebte und der davon überzeugt war, dass das Wort „Leiden“ nicht zufällig in jeder Leidenschaft steckte. Fußball war für ihn nicht nur Spiel, er war Maloche.

Am Mittwoch verstarb der frühere Bundesligatrainer des Karlsruher SC nach längerer Krankheit in Karlsruhe im Alter von 84 Jahren. Die traurige Nachricht bestätigte seine Familie in Ettlingen-Spessart, wo Krafft mehr als vier Jahrzehnte lebte.

Manfred Krafft war ein Freund der Medizinbälle

Krafft war berüchtigt dafür, dass er seinen Mannschaften Beine machte und sie mit Medizinbällen quälte, den schweren braunen.

Das war lange bevor der Boulevard einem Felix Magath für dieselben Methoden den Beinamen „Quälix“ verpasste.

Krafft verlangte viel von sich und von seinen Spielern. „Ich bringe ihn um“, zischte gegen Ende der 1980 einer von den Stuttgarter Kickers, als Krafft sie gerade über eine frisch gemähte Anhöhe in Baiersbronn hoch und runter scheuchte. Weil den Mikrofonen des Fernsehteams vom Sport im Dritten beim Dreh im Trainingslager nichts entging, war´s in der Welt.

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Als Krafft, der gelernte Stuckateur, noch den KSC trainierte, zwischen 1978 und 1981 war das, wollte der Zeugwart vor der Abfahrt in das Trainingslager einmal von ihm wissen: „Trainer, wie viele Bälle soll ich in den Bus laden?“ Der antwortete trocken: „Bälle? Nur acht braune! Wir fahren ja nicht in den Urlaub.“

Bundesliga-Aufstiege mit drei Vereinen

In fast 40 Jahren als Trainer waren Krafft zwar nicht die ganz großen Triumphe vergönnt, doch schaffte er es, mit drei Clubs in die Bundesliga aufzusteigen. Als Co-Trainer 1966 mit der Fortuna, als Chef dann 1980 mit dem KSC und 1988 mit den Kickers aus Degerloch.

Daneben betreute er in der Bundesliga den 1. FC Saarbrücken (1976 bis 1982), Darmstadt 98 (1982/1983) und den 1. FC Kaiserslautern (1983 bis 1985). Eine kurze Episode hatte er in der Region auch beim 1. FC Pforzheim (1991/1992).

KSC und Fortuna bis zum Lebensende verbunden

Krafft hatte viele Vereine. Doch bis zu seinem Lebensende fühlte er sich dem KSC und Fortuna Düsseldorf besonders eng verbunden. Mit der Fortuna hatte er 1962 als Spieler das DFB-Pokalfinale in der Verlängerung gegen den 1. FC Nürnberg verloren.

Freundschaft mit Otto Rehhagel

Bis in seine aktiven Tage als Außenläufer ging seine lange Freundschaft zu Otto Rehhagel zurück. Nach zwei Schienbeinbrüchen wechselte Krafft deutlich vor dem späteren Meistertrainer von Werder Bremen und 1. FC Kaiserslautern ins Trainermetier.

Mit „Stehgeigern“ wie er einer war, habe Krafft wenig anfangen können, erinnert sich die Karlsruher Mittelfeld-Ikone Michael Harforth. Die Spieler habe der harte Hund mit dem verbindlichen Ton stets förmlich behandelt. Für ihn blieben sie bei der Arbeit„Herr Harforth“, „Herr Dohmen“, „Herr Günther“ oder „Herr Groß“.

Meisterstück in der Relegation

Sein Meisterstück beim Fahrstuhlclub vom Adenauerring feierte Krafft im Juni 1980 in der Relegation mit Rot-Weiß Essen. Der Bundesliga-Aufsteiger beendete die Folgesaison auf Platz zehn.

Nur ein halbes Jahr später stellte der KSC ihm über Nacht den Stuhl vor die Tür. Während Krafft in seinem Reihenhaus in Ettlingen die Welt nicht mehr verstand, verfolgten über 3.000 KSC-Fans den Einstand des aus der Trainer-Rente geholten Max Merkel. Präsident Roland Schmider bezeichnete dies später als „großen Fehler“ und das habe er Krafft auch gesagt.

Schmider: „Manni war im Zwischenmenschlichen ein sehr, sehr angenehmer Mensch. Er war sehr korrekt, gerade deshalb hat es mir leid getan, dass es später so zu Ende ging.“

Manfred Krafft wird am 19. Juli um 11 Uhr in Ettlingen beigesetzt.

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