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Gegen St. Pauli

Trotz Pleiten-Serie: KSC geht vor Baustellen-Rekordkulisse ins letzte Spiel des Jahres

Eine letzte Chance, sicher außerhalb der Abstiegsränge zu überwintern, hat der KSC an diesem Samstag gegen St. Pauli. Für die anschließende Pause hat Chefcoach Christian Eichner ein klares Vorhaben.

Tim Breithaupt und Christoph Kobald (KSC) beim Aufwärmen im BBBank Wildpark, Wildparkstadion.

GES/ Fussball/ 2. Bundesliga: Karlsruher SC - SV Darmstadt 98, 15.10.2022

Football / Soccer: 2nd League: Karlsruher Sport-Club vs SV Darmstadt 98, Karlsruhe, October 15, 2022
Letzter Einsatz vor dem Urlaub: Christoph Kobald wird beim KSC zum Jahresabschluss in der Liga erneut an Marcel Frankes Seite im Abwehrzentrum zu erwarten sein. Foto: Helge Prang/GES

Die für zweieinhalb Monate letzte Möglichkeit, Zweitliga-Fußball im Wildparkstadion zu erleben, werden an diesem Samstag (13 Uhr/Sky) so viele Anhänger wahrnehmen wie das seit Baubeginn am Adenauerring noch zu keinem anderen Spiel der Fall war.

Über 20.000 Tickets, mehr als 2.200 davon nach Hamburg, waren bis zum Vortag des letzten Spiels der Hinrunde zwischen dem Karlsruher SC und dem FC St. Pauli verkauft. Wer wollte, durfte das als Solidaritätsbekundung für die Heimelf in deren schwierigster Lage lesen.

KSC-Krise: Nur zweimal gab es sechs Niederlagen in Folge

Um die Pleitenserie historisch einzuordnen, muss man in den Annalen des KSC weit zurückgehen: Würde auch das vierte Heimspiel der Karlsruher nicht gut ausgehen, wäre der Negativrekord eingestellt.

Nur in der Bundesligaspielzeiten 1967/1968 und 1984/1985, die für dessen Mannschaften jeweils mit dem Abstieg endeten, hat der KSC ein halbes Dutzend Liga-Pleiten aneinandergereiht. Bei einer Wiederholung droht diesmal ein alleine psychologisch zu bewertendes Überwintern auf einem Abstiegsplatz.

Für die Pflichtspielpause, die am 27. Januar 2023 mit dem Heimspiel gegen den SC Paderborn enden wird, hat KSC-Trainer Christian Eichner, ganz unabhängig davon, das Vorhaben angekündigt, das taktische Repertoire seines Kaders um das Spiel mit Dreierkette zu erweitern. In den Tests bei Viktoria Köln am 9. Dezember (13 Uhr), beim VfL Bochum einen Tag später zur selben Zeit und am 16. Dezember unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen den SC Freiburg möchte er den Lernerfolg seiner Profis dann überprüfen.

Mirkovic nach neun Monaten zurück im KSC-Training

Das große Interesse am letzten Pflichtspiel des Jahres nahm Eichner am Freitag bei der Pressekonferenz überrascht zur Kenntnis. „Das sind tolle Neuigkeiten, denn das ist keine Selbstverständlichkeit aufgrund der letzten Ergebnisse der Mannschaft“, reagierte er auf den Vorverkaufsstand und erkannte in ihm auch ein „Zeichen“, dass sehr wohl gesehen und anerkannt würde, „dass die Mannschaft alles versucht und alles reinwirft“.

Innenverteidiger Daniel O´Shaughnessy fehlte im Abschlusstraining wie auch die verletzten Stephan Ambrosius und Leon Jensen. Erfreuliche Beobachtung: Lazar Mirkovic, der fast ein Dreivierteljahr wegen einer in der Folge einer Covid-Infektion diagnostizierten Herzmuskelentzündung nicht mit dem Team trainierte, tat das zum ersten Mal wieder.

Solche erfreulichen Randnotizen wie die zur Rückkehr des serbischen Innenverteidigers, der aber angesichts des Überangebots auf seiner Position keine reelle Perspektiven bei Eichner besitzen dürfte, waren in jüngster Zeit rar im Wildpark. Alles steht und fällt mit dem seit fast einem Monat nicht mehr stimmigen Produktergebnis, was am Dienstagabend beim 0:2 auf dem Betzenberg nicht anders war.

Ganz platt gilt im Fußball schließlich, was Otto Rehhagel einmal auf den Punkt brachte: „Der Ball muss ins Tor – alles andere ist Kokolores!“ Dem KSC gelang das auf seiner Durststrecke nur zwei mickrige Male. Beim 1:4 gegen Holstein Kiel im vorangegangen Heimspiel besaß es den Wert einer Ergebniskosmetik, als Simone Rapp auf 1:3 verkürzte.

Das andere Tor, klammert man den Pokal-Auftritt in Sandhausen aus, gelang Fabian Schleusener am 15. Oktober zur Führung in Darmstadt. Dort, wo der nun gefährlich ausgewachsene Trend nach dem späten 1:2 seinen Ausgangspunkt hatte. Elf Gegentore lassen verstehen, warum Eichner sein Mantra wiederholte: „Wir müssen eine klare Steigerung in beiden Strafräumen hinbekommen.“

Pauli-Trainer erwartet gegen KSC Duell auf Augenhöhe

In einer Liga, in der sich die komplette untere Hälfte des Tableaus innerhalb eines Korridors von drei, vier Punkten bewegt, von einem Kellerduell zu sprechen, verbietet sich. Formal erwartet der Tabellen-13. aber den nur um einen Punkt schlechter ausgestatteten 15. der Liga, der sich mit Torerfolgen in der Folge seines 3:0-Coups im Stadtduell mit dem HSV auch nicht gerade leichttat.

Am Dienstag ging die Truppe vom Millerntor aber wenigstens mit einem 0:0 und damit noch mit einem Punkt aus ihrem Treffen mit Kiel. Dieses Kalkül, wenigstens nicht mit leeren Händen auszugehen, wenn nach vorne nichts geht, erhofft sich Eichner von seiner Mannschaft.

Er erwartet für Samstag das, was auch St. Paulis Coach Timo Schultz absieht: „Ein absolutes Spiel auf Augenhöhe.“ Es werde ein Spiel, „bei dem es Spitz auf Knopf steht“, prophezeite Schultz, der von seinem Spaß sprach, im Wildpark zu spielen. „Seitdem ich das mache, haben wir in Karlsruhe immer gut ausgesehen. Einmal 0:0 und letzte Saison gewonnen. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Serie hält. Es wird darum gehen, bei sich zu bleiben und mit Überzeugung ins Spiel reinzugehen und dem Wissen, dass Grundtugenden wie Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und Kompaktheit als Gruppe sicherlich oberste Priorität sein werden.“

Karlsruhes Innenverteidiger Christoph Kobald kündigte für die Aufgabe am 17. Spieltag an: „Wir versuchen, alles reinzuhauen, um vor dem Urlaub noch einen guten Abschluss zu finden. Wir müssen auf sie, wie auf jeden Gegner, aufpassen. Sie haben zwar wichtige Leistungsträger verloren, aber besitzen dennoch eine hohe Qualität“, schätzte der Österreicher, mit dem abermals an der Seite von Marcel Franke im Abwehrzentrum zu rechnen ist.

Kreuzer will keinen 32. und 33. Spieler in den Kader holen

Auf den einen oder anderen der besagten Leistungsträger, die der Kiez-Club vor der Saison ziehen ließ, hatte auch der KSC Augen geworfen. Mit Simon Makienok schienen die Gespräche der Badener sogar bereits sehr weit gediehen, doch dann erkaltete das Interesse des designierten Nachfolgers von Philipp Hofmann offenbar. Der ging dann in seine Heimat, spielt aktuell für AC Horsens in der dänischen Superliga.

Beim KSC kamen danach erst Makienoks Landsmann Mikkel Kaufmann, dann Simone Rapp. Obwohl Kaufmann die Erwartungen noch nicht erfüllen konnte und nicht an Malik Batmaz als Sturmpartner von Fabian Schleusener vorbeikam, gilt für den Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer: „Ich glaube selbstverständlich weiter an ihn.“

Wie berichtet, gab er Eichner eine Job-Garantie über den Jahreswechsel hinaus und er beteuerte nun, dass sich die beabsichtigten Eingriffe im 31-köpfigen Kader mit Blickrichtung Rückrundenauftakt am 27. Januar 2023 im Wildpark gegen den SC Paderborn ungeachtet des Jahresausklangs überschaubar bleiben sollen.

„Es ist nicht so, dass wir unseren Kader drastisch reduzieren wollen oder müssen. Wir haben 31 Spieler unter Vertrag, und ich will jetzt keinen 32. und 33. holen. Geplant ist eigentlich nichts, man muss aber natürlich schauen, was der Markt hergibt. Der Januar ist ein schwieriger Monat, und ich weiß, dass man im Winter auch viel falsch machen kann.“

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