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70. Geburtstag der KSC-Legende

Günter Netzer über Winfried Schäfer: "toller Kamerad und wertvoller Spieler"

Günter Netzer, 75 Jahre alt, Fußballfreund. Heimisch in der Schweiz und nicht mehr aus auf das Rampenlicht, in dem der Fußball-Freigeist so lange stand. Mit einigen Wegbegleitern aus dem Fußball hielt der Fußball-Weltmeister bis heute Kontakt. Der frühere KSC-Trainer Winfried Schäfer, der am Freitag 70 Jahre alt wird, zählt zu diesem Kreis, wie Netzer im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied René Dankert verriet.

Anno 1970 in der Umkleide von Borussia Mönchengladbach: Winfried Schäfer (links) mit Trainer Hennes Weisweiler und Sportkamerad Günter Netzer.
Anno 1970 in der Umkleide von Borussia Mönchengladbach: Winfried Schäfer (links) mit Trainer Hennes Weisweiler und Sportkamerad Günter Netzer. Foto: imago images

Herr Netzer, in den 1960ern war Winfried Schäfer einer Ihrer Mitspieler bei Borussia Mönchengladbach. Was haben Sie an dem Mann, der dann viel, viel später als Trainer beim KSC eine Ära begründen sollte und am 10. Januar 70 Jahre alt wird, schätzen gelernt?

Netzer: Da fällt mir als erstes der Mensch Winfried Schäfer ein, der sein ganzes Leben charakterlich einwandfrei war. Das konnte ich bei ihm als Mitspieler feststellen. Er hat in Mönchengladbach nicht den totalen Durchbruch geschafft, aber er war ein toller Kamerad und ein wertvoller Spieler für unsere Gemeinschaft. Er war immer konsequent und charakterlich fest.  Und das hat sich in seiner späteren Laufbahn als Trainer fortgesetzt.

Stehen Sie noch in Kontakt zueinander?

Netzer: Der Kontakt war immer da. Ich habe ihn auf Jamaika angerufen, im Iran und, was weiß ich, wo er sonst noch überall war. Wir blieben in Verbindung, weil auch er sich darum bemüht hat, sie aufrecht zu erhalten. Gerade kürzlich hat er sich gemeldet, unvorbereitet und ohne Anlass, um zu sagen: „Hey, ich bin auch noch da!“

Melden Sie sich nicht viele Leute bei Ihnen?

Netzer: Nein, und das ist gut so. Die Leute, auf die ich gesetzt habe, die melden sich in jedem Fall. Die anderen sind durch den Rost gefallen.

Sie sind aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden …

Netzer: Ich habe das vor einigen Jahren konsequent, wie es zu meinem Leben gehört, beendet. Keine Kolumnen oder anderen medialen Dinge mehr. Was meine Vergangenheit betrifft, mache ich das eine oder andere. Aber ich bin aus dem aktuellen Fußballgeschäft völlig draußen. Man muss auch wissen, wann genug ist. Für alle Punkte in meiner Karriere habe ich den richtigen Zeitpunkt gefunden, aufzuhören. Das ist für manche eine Kunst, für mich war es eine Selbstverständlichkeit, zu den geeigneten Zeitpunkten etwas sein zu lassen.

Was sagen Sie zu der Entwicklung im Fußball, in dem dreistellige Millionenablösen längst keine Ausnahme mehr sind?

Netzer: Das Verständnis fällt mir schwer. Gerade, was die Ablösesummen betrifft, das ist amoralisch. Das ist nicht gesund, und es ist auch nicht verständlich. Von mir aus soll der Superstar Lionel Messi noch doppelt und dreimal so viel verdienen. Er hat es verdient. Das ist jemand, der ein Fußballerleben hingelegt hat – zur Freude von uns allen –, der sein Geld total wert ist. Aber bei mittelmäßigen Spielern ist so eine Inflation der Werte entstanden, die ich nicht besonders schätze und die man auch nicht akzeptieren kann.

Sie vermissen den Fußball nicht?

Netzer: Nein, das ist ja das, was ich gewusst und auch angestrebt habe.

Und wenn Champions League läuft, bleibt bei Ihnen der Fernseher aus?

Jubilar
Günter Netzer, ehemaliger Fußballspieler, Unternehmer und TV-Experte, wird am 14. September 75 Jahre alt. Foto: Sebastian Gollnow

Netzer: Keineswegs, um Gottes Willen. Ich habe nach wie vor ein persönliches Interesse. Das wäre ja unlöblich, wenn ich nach all diesen Jahren Tätigkeit – aktiv und inaktiv – den Fußball vergessen zu wollen. Ich habe auch gar keinen Grund dazu. Ich habe darin nur Wunderbares erlebt. Der Fußball ist verantwortlich für alles, was ich geleistet habe. Ich habe ihm alles zu verdanken, deshalb bleibe ich im Herzen Fußballer. Aber ich schaue nicht jedes Spiel an. Es lohnt sich ja auch nicht immer.

Haben Sie eigentlich eine besondere Erinnerung oder einen Bezug zu Karlsruhe?

Netzer: Ja, da fallen mir als erstes zwei junge Leute ein: Udo Glaser und Willi Dürrschnabel vom KSC, mit denen ich in der Jugend-Nationalmannschaft zusammengespielt habe. Glaser war als Spieler vielleicht sogar ein größeres Talent als Beckenbauer und ich. Das war eine pure Freude mit den beiden, vor allem mit Udo. Wir waren sogar Zimmernachbarn, Trainer war Dettmar Cramer. Andere Erinnerungen an Karlsruhe betreffen viele Aufenthalte auf der Sportschule Schöneck, wo wir vor den Spielen gegen den KSC mit Borussia Mönchengladbach oft gewohnt haben. Vielleicht war 1965 sogar mein allererstes Bundesligaspiel in Karlsruhe, aber das weiß ich nicht mehr ganz genau.

Es war das dritte…

Netzer: Also fast.

Und den 10. Januar haben Sie sich für einen Glückwunschanruf bei Winfried Schäfer vorgemerkt?

Netzer: Das ist doch das Mindeste, Mensch. Wenn ich ihn schon wegen ganz normaler Sachen anrufe…

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