Es ist 1998. Ich bin zehn Jahre alt und mit meiner Familie im Sommerurlaub auf der Île de Ré. Die Weltmeisterschaft ist hier in Frankreich allgegenwärtig, das Panini-Heft habe ich stets dabei, Bilder wie die der blond gefärbten rumänischen Nationalmannschaft um Gheorghe Hagi bleiben für immer.
Doch meine Freude wird rasch mit kroatischen Füßen getreten. 0:3 im Viertelfinale (wer ist noch mal Davor Šuker?) am 4. Juli. Deutschland ist raus. Acht Tage später lässt mich ein anderes 3:0 das alles vergessen. In einer Bar unseres Campingplatzes beim Plage de Gros Joncs darf ich mit meinem Papa das Finale Frankreich gegen Brasilien schauen.
Meine Schwestern und meine Mutter schlafen da schon. Ich spreche nicht viel Französisch, aber an diesem Abend reichen „Allez les Bleus!“ und „Zizou!“ vollkommen aus. Drei Mal scharren die zahlreichen Plastikstühle über den Boden, als wir zum Jubeln aufspringen.
Dann ist der Gastgeber Weltmeister und wir feiern die Tricolore. Im Sommer des vergangenen Jahres war ich wieder mit meinen Eltern und meinen Schwestern auf der Île de Ré – und meiner eigenen Familie.
Ich zeige meinen Söhnen den pittoresken Hafen von La Flotte und die eindrucksvolle Vauban-Festung von Saint-Martin-en-Ré. Doch lebhaft erinnere ich mich nur an den Abend des 12. Juli 1998.