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Meinung

von Christoph Drescher

Rapps Expertenrunde

Schweinsteiger-Festspiele bei der WM in Katar

Bei der EM 2021 machte Bastian Schweinsteiger bei seinem Experten-Debüt keine glückliche Figur. In Katar zeigt sich der Weltmeister von 2014 plötzlich bissig.

Esther Sedlaczek und Bastian Schweinsteiger am Spielfeldrand
Starkes Duo: Esther Sedlaczek und Bastian Schweinsteiger. Foto: Matthias Koch/imago images

Bastian Schweinsteiger setzte zur Grätsche an. Hart, an der Grenze des Erlaubten. In bester Vinnie-Jones-Manier. Dessen Kosename immerhin „Die Axt“ lautet. Jedoch handelte es sich bei Schweinsteigers Tackling nur um ein verbales. Sein Opfer: Niklas Süle.

In Sekundenbruchteilen zerlegte der ARD-Experte nach der deutschen 1:2-Auftaktpleite gegen Japan den Nationalspieler in seine fußballerischen Einzelteile. Vor dem Ausgleich dem Gegner die falsche Seite angeboten, beim Rückstand durch Träumerei die Abseitsfalle aufgehoben, so Schweinsteigers blitzsaubere Analyse: „Zwei richtig schwere Abwehrfehler.“ Kreisliganiveau statt WM-Glanz.

Vom lieben, netten, phrasendreschenden „Basti“ hin zum grau melierten Elder Statesman

Manch Zuschauer vor der Glotze dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben. War das tatsächlich der Bastian Schweinsteiger, der bei der EM im vergangenen Jahr noch – trotz schwacher DFB-Auftritte – auf Kuschelkurs mit seinen alten Kumpels ging?

Ja, er war es wirklich. Und die Süle-Schelte sollte nur die Ouvertüre sein für die Schweinsteiger-Festspiele nach dem WM-Aus. Der Rio-Weltmeister redete Tacheles, griff Bundestrainer Hansi Flick und Ex-Geschäftsführer Oliver Bierhoff an, vermisste „Feuer“ und „Brennen“ im DFB-Team.

Schweinsteiger, das haben die Tage in Katar gezeigt, hat auch am Mikrofon endlich eine Wandlung vollzogen: Vom lieben, netten, phrasendreschenden „Basti“ hin zum grau melierten Elder Statesman.

Sedlaczek lässt Schweinsteiger glänzen

Wie auf dem Spielfeld, braucht man aber auch im TV den richtigen Teamkollegen, um zu glänzen. Den hat Schweinsteiger nun mit Esther Sedlaczek endlich an die Seite gestellt bekommen. Verstrickte Moderatorin Jessy Wellmer den ehemaligen DFB-Kapitän bei der EURO mit zeitlupenartigen Halbgar-Fragen in eine Phrase nach der anderen, bildet Schweinsteiger in der Wüste mit Sedlaczek die Abteilung Attacke, die man im DFB-Team verzweifelt suchte: eiskalt, mit Ecken und Kanten.

Ein kongeniales Duo, Sedlaczek legt den verbalen Ball perfekt auf, Schweinsteiger verwandelt. Dies gipfelte gar in einen Disput mit Flick nach dem WM-Desaster. Einer der wenigen mitreißenden Momente dieser Endrunde.

Im Sommer 2024 findet die Heim-EM statt. Ob man sich auf die Auftritte von Hansis Jungs freuen darf? Ungewiss. Vorfreude herrscht dagegen gewiss auf das Duo Sedlaczek/Schweinsteiger. Nur nicht bei Niklas Süle.

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