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Lockdown im Amateurfußball

Badischer Amateurfußball rechnet nicht mit Spielbetrieb vor Februar

Zumindest im November rollt kein Ball in Badens Fußballligen. Dass im Dezember gespielt wird, glaubt aber niemand. Die Hoffnung ist, im Februar mit dem Spielbetrieb wieder starten zu können.

Den verwaisten Fussballplatz der SG Rueppurr nutzt ein Passant zum Drachensteigen.

GES/ Fussball/ Sport waehrend Corona, 01.11.2020

Sport during the Corona Crisis, November 1, 2020
Deutschland im Herbst: Statt eines Fußballs fliegt über dem verwaisten Sportplatz der SG Rüppurr ein Drachen. Foto: Helge Prang GES/Helge Prang

Als der Badische Fußball-Verband (bfv) am vergangenen Donnerstag mit sofortiger Wirkung die Unterbrechung der Saison angeordnet hatte, konnte sich Abteilungsleiter Manuel Brenk vom Karlsruher Kreisligisten SG Stupferich eine spitz formulierte Rundmail an die Mannschaft nicht verkneifen.

Tenor: Etwas Besseres als die coronabedingte Zwangspause hätte der auf Tabellenplatz zwölf abgerutschten SG ja gar nicht passieren können, „denn wenn wir am Sonntag in Weingarten so gespielt hätten wie zuvor gegen Germania Neureut und den TSV Auerbach, dann hätten wir wieder nichts geholt“, meinte Brenk. Ganz ernsthaft fügt er gegenüber dieser Zeitung hinzu: „Jetzt haben die Jungs Zeit, wieder einen freien Kopf zu kriegen.“

Die Winterpause hat wohl schon begonnen

Für die Reinigung ihrer Festplatten werden sich die Spieler viel Zeit lassen können. Dass der Spielbetrieb in diesem Jahr noch einmal aufgenommen wird, halten die Verantwortlichen für nahezu ausgeschlossen. „Wir werden zu 90 Prozent im Dezember nicht mehr spielen. Wenn ab Mitte November wieder trainiert werden dürfte, dann wäre vor der Winterpause vielleicht noch ein Spiel möglich.

Aber das wäre ja auch nicht sinnvoll“, erklärt Bernd Bastian, der für den Spielbetrieb zuständige Vizepräsident des Fußballkreises Karlsruhe. In der zweiten November-Hälfte wolle er sich mit seinen Amtskollegen aus Bruchsal und Pforzheim über das weitere Vorgehen beraten und abstimmen. „Alleingänge wollen wir vermeiden.“

Leise Hoffnung auf Trainingsaufnahme Mitte November

Wie auch der bfv, der am Mittwoch mit den Verbänden aus Südbaden und Württemberg konferiert hat. bfv-Pressesprecherin Annette Kaul hat noch die leise Hoffnung, dass beim Bund-Länder-Treffen am 16. November das Trainieren wieder erlaubt werde und dann vielleicht noch zwei Spieltage im Dezember möglich sein könnten.

bfv-Präsident Ronny Zimmermann beklagt: „Wir haben keine Puffer.“ Der bfv ist für die Verbandsliga und die Landesliga mit ihren drei Staffeln zuständig, die Fußballkreise sind es für die Kreisligen und die Kreisklassen. Die Oberliga ist Sache der Württemberger.

Puffer in Karlsruher Kreisliga dank alternativem Modell

Dass die Spielpläne ganz auf Kante genäht sind, trifft aber nicht für alle Ligen zu. Während die Phantasie nicht ausreicht, um sich einen planmäßigen Abschluss der Saison in der Oberliga mit ihren 42 Spieltagen vorstellen zu können, haben die 19 Vereine der Karlsruher Kreisliga vor der Runde mehrheitlich für ein alternatives Modell gestimmt.

„Zum Glück waren die meisten Vereine vernünftig“, sagt Bastian. Die Oberliga hatte sich demgegenüber dagegen ausgesprochen, nur eine Hinrunde zu spielen und danach die Klasse in eine Meister- und eine Abstiegsgruppe aufzuteilen. „Im Nachgang sieht man, dass die Entscheidung richtig war“, sagt Abteilungsleiter Frank Ernst vom Kreisligisten TV Spöck. Und selbst dieses Modell, das nur 28 statt 38 Spieltage vorsieht, sei nun „ein Kraftakt“.

Furcht vor erneutem Abbruch der Saison

Ohne Englische Wochen sind nach der Verlegung von wohl sechs oder sieben Spieltagen ins kommende Jahr die Meister und Absteiger sportlich nicht zu ermitteln. Schon treibt die Vereine die Sorge um, dass es wieder zu einem Abbruch der Saison kommen könnte wie im Frühjahr und zur Anwendung der Quotientenregel. „Das wäre die schlechteste Lösung, dass man wieder abbricht und so wertet wie zuletzt und wie es durch die Satzungsänderung möglich ist“, sagt Bastian. Absteiger müsse es aber auf jeden Fall geben.

Verlängerung der Saison bis in den Sommer als Option

Eine komplette Hinrunde hinzubekommen, ist das Minimalziel. Bastian kann sich vorstellen, schon Mitte Februar und damit drei Wochen früher als geplant, die Winterpause zu beenden. Es wäre ein Faschings-Ball der anderen Art. Alles unter der Voraussetzung, dass es Pandemie und Witterung zulassen. Trainer Dietmar Blicker vom Verbandsligisten ATSV Mutschelbach würde gar schon am 6. Januar wieder beginnen.

Attraktiv fände er die Variante, nach der Hinrunde Auf- und Abstiegs-Playoffs zu spielen. Für Trainer Patrick Tohn vom Landesligisten FV Ettlingenweier wäre eine Verlängerung der Runde bis Anfang Juli diskutabel. Und Ralf Friedberger vom Landesligisten FC Neureut meint: „Es stellt sich die grundsätzliche Frage, ob man nicht von März bis November, also über den Sommer hinweg, spielen lässt. Für den Amateurfußball wäre das die bessere Lösung.“

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