Sie waren erleichtert. Erleichtert, und vor allen Dingen auch erschöpft. Der 71:63-Sieg beim BC Pharmaserv Marburg hatte den Bundesliga-Basketballerinnen der Rutronik Stars Keltern am Freitagabend auf ihrem Weg in Richtung Meisterschaft alles abverlangt.
Aber: Dank des zweiten Sieges in der Halbfinal-Serie haben sich die Sterne vorzeitig den Einzug ins Finale gesichert. „Das war sehr wichtig“, betonte auch Trainer Christian Hergenröther nach der Partie, „gerade in Bezug auf die Regeneration“.
Denn hätte sein Team das Auswärtsspiel in Marburg verloren, wäre es am Sonntag zur entscheidenden Partie in Keltern gekommen – und am Mittwoch (19 Uhr) steht bereits die erste Begegnung der Finalserie gegen die GiroLive Panthers Osnabrück auf dem Programm, freitags geht es nach Niedersachsen, sonntags steht neuerlich die Partie in Keltern an. Gespielt wird im Finale schließlich im Modus „Best-of-Five“, drei Siege müssen zum Titelgewinn her.
Auf die Sterne Keltern wartet nun ein Mammutprogramm
„Das ist totaler Schwachsinn“, sagt Hergenröther. „Wann hätten wir uns denn darauf vorbereiten sollen, wenn wir am Sonntag noch gespielt hätten?“ Man befinde sich am Ende der Saison, die Beine sämtlicher Spielerinnen seien entsprechend müde. Vor allem nach so aufreibenden Spielen wie in den Play-offs. „Für mich ist das aus gesundheitlicher Perspektive fast schon fahrlässig“, sagt deshalb auch der Coach.
Wie hoch die Belastung bei einem solchen Mammutprogramm ist, hatte sich schon in der Partie am Freitag gezeigt. „Ich glaube, beide Mannschaften waren ziemlich platt“, gestand Hergenröther nach Spielschluss. Nach einem echten Feuerwerk in der Offensive von beiden Teams im ersten Viertel sollte das Spiel fortan einen Knick bekommen. „Wir hatten 28 Ballverluste, das ist absolut verrückt“, so der Coach, „damit gewinnt man normal kein Spiel“.
Wenn man aber platt ist, ist man auch unkonzentriert – entsprechend sind die Bälle dann ins Aus geflogen.Christian Hergenröther, Cheftrainer der Sterne
Ob er einen Grund für diese außergewöhnlich hohe Quote sieht? „Marburg hat einfach viel Druck ausgeübt“, erklärte Hergenröther. „Da haben wir nicht wirklich Lösungen gefunden. Im ersten Spiel haben wir mit schnellen Ballbewegungen agiert. Wenn man aber platt ist, ist man auch unkonzentriert – entsprechend sind die Bälle dann ins Aus geflogen.“
Sterne-Coach fordert mehr Input von der Bank
Und doch hatte seine Mannschaft in den entscheidenden Phasen einen kühlen Kopf bewahrt. Beispielsweise als Marburg, das den Kelternerinnen vom zweiten Viertel an stets auf den Fersen geblieben war, die Partie nach dreieinhalb gespielten Minuten im letzten Viertel beim 62:61 gedreht hatte. Vier souverän verwandelte Freiwürfe von Kapitänin Emmanuella Mayombo und zwei Steals von Tayler Mingo sollten in der Schlussphase den Ausschlag geben.
Wir sind jetzt da, wo wir die ganze Saison über hinwollten.Christian Hergenröther, Cheftrainer der Sterne
Geht es nach dem Coach, muss sich eine Sache in der Finalserie aber unbedingt ändern: „Wir brauchen mehr Input von der Bank“, sagte er klar und deutlich, „dieses Programm lässt sich nicht mit einer Siebener-Rotation spielen. Wir sind jetzt da, wo wir die ganze Saison über hinwollten. Da gibt es keine Ausreden, jede Spielerin muss alles aus sich herausholen.“
Das Wochenende nutzten die Sterne zur Regeneration, am Montag beginnt die kurze Vorbereitung auf Osnabrück. „Das wird interessant und ein ganz anderer Gegner als Marburg. Mit Wasserburg und Herne hat das Team zwei absolut starke Mannschaften rausgekegelt, das war auf jeden Fall überraschend“, so der Kelterner Trainer. Gewarnt ist seine Mannschaft – zumal die einzige Hauptrunden-Niederlage der Sterne auf das Konto von eben diesem Gegner geht.