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Einsätze unter Corona-Bedingungen

Bundesliga-Schiedsrichter aus Hügelsheim trug in der entscheidenden Saisonphase Verantwortung

Gegen Ende seiner zweiten Saison als Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga kam der Hügelsheimer Daniel Schlager zu einigen Einsätzen, in denen viel Brisanz steckte.

Schiedsrichter zeigte Spieler die Gelbe Karte
Schiedsrichter Daniel Schlager zeigt dem Paderborner Klaus Gjasula im Spiel beim VfL Wolfsburg die Gelbe Karte, während sich John Anthony Brooks (links) bereits auf den Fortgang der Partie konzentriert. Foto: nordphoto Ewert/imago images

Die Schlussphase der Fußball-Saison 2019/20 hatte es für Daniel Schlager in sich. Der Unparteiische aus Hügelsheim war dort eingesetzt, wo richtig viel auf dem Spiel stand. Im Kölner Video-Assist-Center verfolgte er den erfolgreichen Kampf des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Köln um den Bundesliga-Relegationsplatz und sah die Aufstiegsträume des Hamburger SV gegen den SV Sandhausen platzen.

Brisante Duelle

In Wiesbaden pfiff er das Zweitliga-Abstiegsendspiel des SV Wehen gegen Nürnberg, in München war er unmittelbar dabei, als der FC Bayern II gegen Duisburg einen weiteren großen Schritt in Richtung Drittliga-Meisterschaft tat. Schließlich war er als vierter Offizieller im Einsatz, als sich Bremen in Heidenheim die weitere Zugehörigkeit zur Bundesliga sicherte.

„Dort ging es um alles. Das war für das ganze Schiri-Gespann dann auch sehr anstrengend. Die Ersatzspieler auf der Tribüne, die Bank – alle versuchten, von außen Druck auszuüben und Einfluss zu nehmen. Irgendwie lag immer etwas in der Luft“, beschreibt Schlager die angespannte Situation. Dass sich nach dem Abpfiff die Protagonisten beider Vereine beim Schiedsrichtergespann bedankten, wertet er indes als gutes Beispiel für den fairen Umgang miteinander.

Mit diesem positiven Eindruck endete für den 30-Jährigen eine denkwürdige Runde – Schlagers zweite als Bundesliga-Schiedsrichter. „Dieses Jahr verlief für mich wesentlich ruhiger als die Premierensaison, in der ich viel Erfahrung gesammelt und auch Lehrgeld bezahlt habe. Diesmal war die Entscheidungsqualität besser und die Trefferquote im Bereich Strafraumsituationen höher.“

Es gibt immer Verbesserungspotenzial.
Daniel Schlager, Bundesliga-Schiedsrichter

Wobei Schlager anmerkt: „Es gibt immer Verbesserungspotenzial.“ Beispiel: Der Strafstoß für Union Berlin im Spiel beim FC Schalke 04, der keiner war, wie Schlager einräumt. „Ich stand gut. Trotzdem habe ich das Geschehen in dieser Szene nicht richtig gedeutet.“ Wichtig sei es, in der Nacharbeit die richtigen Schlüsse zu ziehen, so Schlager. In diesem Fall beispielsweise: „Beim Strafstoßpfiff muss man sich zu 100 Prozent sicher sein.“

Insgesamt 18 Bundesligaspiele geleitet

Auf einem anderen Blatt steht, „dass sich manche Fehler einfach nicht vermeiden lassen“, so Schlager. Insgesamt 18 Bundesligaspiele stehen für den Bankkaufmann mittlerweile in der Statistik. Nach acht Partien 2018/19 waren es in der abgelaufenen Runde zehn Begegnungen. „Die Ziele waren, meine Fehlerquote möglichst gering zu halten und mehr Spiele zu leiten als im ersten Jahr. Das ist mir gelungen und damit bin ich auch zufrieden.“

Für alle Beteiligten war die Austragung der Geisterspiele eine ganz neue Erfahrung – auch für die Schiedsrichter.

„Natürlich muss die Regelauslegung auch im leeren Stadion durchgezogen und die Konzentration hochgehalten werden wie vorher. Aber die Umstände sind schon anders. Man hört jedes Wort auf dem Feld und muss die Balance halten, wie man damit umgeht. Da mehr Auswechselspieler zum Zug kommen, ist aufgrund der vielen frischen Kräfte das Tempo in der zweiten Hälfte höher“, erklärt Schlager, der die Spieler vor der Geisterkulisse genauso intensiv zu Werke gehen sah wie in einer vollen Arena. „Die Stimmung und die Emotionen von den Rängen fehlen aber auch uns Schiedsrichtern“, sagt er.

Corona-Tests auch für Schiedsrichter

Nicht anders als die Profis musste sich Schiedsrichter Schlager vor jedem Spiel in den Vereinszentren einem Corona-Test unterziehen, insgesamt zehnmal. Wiesbaden, Heidenheim, Frankfurt, Sandhausen und Karlsruhe waren die Stationen, die er vor den Partien ansteuerte, sich dort testen ließ, wieder nach Hause fuhr, um dann tags darauf zum Spiel anzureisen. „Ein Riesenaufwand. Ich habe in dieser Zeit drei Wochen Urlaub genommen, um dem allem gerecht zu werden.“

Nach der Saison ist vor der Saison. Acht Tage Pause gönnte sich Schlager, danach stieg er wieder ins Training ein. Laufen, Athletik, Kraft: Mindestens eine Einheit täglich wird absolviert.

Beim Lehrgang der Elite-Schiedsrichter, der vom 2. bis 6. September im bayerischen Grassau stattfindet, muss die Form stimmen. Am 11. September wird dann das erste DFB-Pokal-Wochenende eingeläutet, ehe kurz darauf Schlagers drittes Jahr in der Bundesliga anbricht.

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